So sehr sich Joachim Löw mühte, auch der Bundestrainer konnte es einen Tag vor dem letzten Länderspiel der Saison gegen die Slowakei nicht verhindern, dass der Bremer Konflikt um die Zukunft Miro Kloses endgültig in die Nationalmannschaft getragen wurde. Dabei hatte der Erfolgscoach zu Beginn der Abschlusspressekonferenz im Hamburger CCH noch versucht, seinen krisengeschüttelten Toptorjäger - zumindest bei den Medienvertretern - aus der (sportlichen) Schusslinie zu nehmen. Mit einer flammenden Grundsatzrede appellierte er an die Fairness und hob Kloses Qualitäten explizit hervor: "Miro Klose hat in der Bundesliga die meisten Scorerpunkte (28, Anm. der Red.) erzielt. Das darf man nie vergessen. Bei der Beurteilung seiner Leistung muss man stets das richtige Augenmaß bewahren", sagte Löw, der sich gleichzeitig offen für "konstruktive Kritik am Einzelnen" zeigte.
Blöd nur, dass nun ausgerechnet Löws "Pflegefall" selbst aus der Deckung gegangen ist. Am Tag vor dem wichtigen EM-Qualifikationsspiel gegen die Slowakei in Hamburg entfachte nämlich Klose die Debatte um seine Person in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung neu. Das dürfte dem Bundestrainer gar nicht gepasst haben. Und so meinte denn auch Löw trotzig, dass die entscheidenden Vorbereitungsstunden auf das letzte Länderspiel vor der Sommerpause auf keinen Fall beeinträchtigt werden dürften und sprach gleich noch ein Machtwort hinterher: "Die Angelegenheit wird nicht thematisiert." Miro Klose hatte nach langer Schweigenszeit im besagten Interview seinen Bremer Teamkollegen Torsten Frings massiv attackiert und ihm Opportunismus vorgeworfen. Der Angreifer reagierte damit auf Äußerungen seines Vereinskameraden, der ihm unterstellt hatte, keine emotionale Bindung an Werder Bremen mehr zu haben.
"Ich ändere meine Meinung nicht"
Während der Bundestrainer also mit aller Macht versuchte, den Nationalmannschafts-internen Konflikt zwei seiner beiden besten Spieler nicht weiter zu thematisieren, bezog der von Kloses Vorwürfen unmittelbar betroffene Torsten Frings auf derselben Pressekonferenz Stellung und ließ die Angriffe gewohnt lässig von sich abprallen. "Ich bin froh, dass der Miro was sagt, dass er mal ein Lebenszeichen von sich gibt. Es ist so viel Mist über ihn geschrieben worden. Ich bin froh, dass er kontra gibt", sagte der Mittelfeldmann. Von Spannungen im Nationalteam wollte Frings allerdings nichts wissen. "Man zofft sich halt mal, und dann ist es auch wieder gut", sagte er. Er habe mit dem angeblich vor einem schnellen Wechsel zum FC Bayern München stehenden Klose "eigentlich ein ganz normales Verhältnis". Er bleibe aber bei seiner Haltung, dass der Sturmkollege wie jeder andere Spieler den Verein verlassen solle, wenn er sich nicht mehr wohl fühle. "Diese Meinung ändere ich auch morgen nicht, auch wenn Miro meint, ich würde das tun", sagte Frings.
Auch den Opportunismus-Vorwurf Kloses ("Wer Torsten kennt, der weiß: Wenn der Wind aus der Richtung kommt, dann äußert er sich so, und wenn er von der anderen Richtung kommt, dann ist es genau das Gegenteil. Das kann sich ja täglich und stündlich ändern") wies Frings kühl von sich: "Für mich ist das uninteressant, was Klose sagt." Der Versuch von Joachim Löw, den Konflikt um Miro Klose vor dem wichtigen Saisonabschluss zum Tabu-Thema zu erklären, durfte spätestens nach diesem Satz als gescheitert gewertet werden. Vielleicht ganz gut, dass der Bundestrainer während der letzten Äußerungen seines Mittelfeldspielers schon längst nicht mehr auf dem Podium saß. Es darf allerdings angenommen werden, dass er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit irgendwann doch noch davon erfährt. Gut, dass am Mittwoch Fußball gespielt wird.