Das Drehbuch ist das gleiche wie im Vorjahr - nur das Happy-End bleibt weiter offen. Wie in der Saison 2000/2001 gibt es am 14. Spieltag der Fußball-Bundesliga einen Rollenwechsel: Bayer 04 Leverkusen ist als neuer Tabellenführer der Gejagte und Bayern München als Zweiter der Jäger.
»Das ist eine schöne Zwischenbilanz, mehr nicht«, versucht Bayer-Trainer Klaus Toppmöller vor der Heimpartie am (morgigen) Samstag gegen den Hamburger SV »die Köpfe der Spieler frei von Druck« zu halten.
FCB will punkten
Beim FC Bayern nimmt man das erfolgreiche Intermezzo des Konkurrenten jedoch ernst. Obwohl sich im 163. bayerischen Derby gegen den 1. FC Nürnberg auf den ersten Blick alles um den dritten Comeback-Akt von Kapitän Stefan Effenberg dreht, warnt Franz Beckenbauer vor der starken Macht vom Niederrhein.
»Die Mannschaft ist gefordert, drei Punkte zu holen und den Abstand zu Spitzenreiter Leverkusen nicht größer werden zu lassen«, sagte der Präsident.
Mit Butt, ohne Schneider
Die Werkself von Bayer konnte zwar nach der Nebel-Absage der Champions-League-Partie bei Juventus Turin etwas Kraft schöpfen, ist aber gegen die Hanseaten auf der Hut. »Das Tabellenbild des HSV ist schlechter als er tatsächlich dasteht«, urteilt Toppmöller, »die Hanseaten sind auf jeden Punkt angewiesen und werden alles tun, ihn zu bekommen.«
Verhindern will dies Hans-Jörg Butt, der von der Elbe nach Leverkusen wechselte. »Ich habe da keine Emotionen, dafür ist der Fußball zu schnelllebig. Es geht um drei Punkte und wir wollen die Tabellenführung behalten«, meinte Butt, der vier Jahre für den HSV spielte. Bayer muss die Spitze ohne Nationalspieler Bernd Schneider verteidigen, der an einer Darmgrippe erkrankt ist.
Rückendeckung für Effe
Dafür baut Bayern-Coach Ottmar Hitzfeld drei Tage vor dem Weltpokalfinale in Tokio gegen die Boca Juniors aus Buenos Aires wieder auf Kapitän Effenberg. Er war beim 1:1 gegen Manchester United von den eigenen Fans ausgepfiffen worden, gehört aber gegen Nürnberg wieder zur Anfangsformation.
Der Spielmacher wird nicht nur vom Trainer, sondern auch von den Teamkollegen gegen Kritik in Schutz genommen. »Es tut uns allen weh. Stefan hat das nicht verdient. Wenn er fit ist, ist er ein ganz wichtiger Spieler«, betonte Giovane Elber.
Der Stürmer warnte zugleich davor, »dass bei einem Derby manchmal schon komische Sachen passieren«. Doch nach der makellosen Bilanz von bislang 6 Heimsiegen (17:1 Tore) spricht vor der Partie im mit 63 000 Zuschauern ausverkauften Olympiastadion alles für die Münchner.
Kein Grund zur Sorge
Wirkliche Sorgen nach dem Führungswechsel in der Tabelle machen sich die Münchner Profis vor dem 14. Spieltag nicht. »Leverkusen war auch schon einmal am 33. Spieltag Erster und am 34. dann doch Zweiter hinter Bayern«, erinnerte der ehemalige Bayer-Profi Robert Kovac an das Saisonfinale 2000.
Nun könnte ausgerechnet ein anderer Ex-Leverkusener wichtige Schützenhilfe für Bayer 04 leisten: Denn nach seinem Blitztransfer unter der Woche stürmt Paulo Rink am Samstag erstmals für Nürnberg.
Weitere Partien
In den weiteren Partien spielt Wolfsburg gegen Gladbach, Cottbus gegen Stuttgart, St. Pauli gegen Köln, Schalke gegen Werder, Rostock gegen Hertha, Freiburg gegen München und Dortmund gegen Kaiserslautern.