Im verrücktesten Titelrennen der Fußball- Bundesliga setzt der FC Schalke 04 die Glanzlichter und führt das Feld der noch immer sechs Meisterschafts-Kandidaten mit knappem Vorsprung auf die Zielgerade. Fünf Runden vor Saisonschluss trennen den neuen Spitzenreiter, der als Pokalfinalist sogar vom »Double« träumen darf, und den Tabellensechsten Kaiserslautern lediglich drei Punkte. »Wir halten den Ball schön flach. Noch ist nichts entschieden. Nach wie vor bin ich der Meinung, dass Bayern München deutscher Meister wird«, sagte Schalkes Manager Rudi Assauer nach dem 3:1-Erfolg beim Titelverteidiger, den »Dänen-Bomber« Ebbe Sand mit drei Treffern fast im Alleingang sicherte. Für Münchens Coach Ottmar Hitzfeld sind die Rollen nach der Heimpleite allerdings klar verteilt: »Schalke ist nun absoluter Meisterschaftsfavorit«, sagte er über die »Knappen«, die zuletzt 1958 deutscher Meister waren.
Für den FC Bayern zählt in den Wochen der wichtigen Spiele gegen die besten Teams vor allem das nächste. »Wir müssen uns voll auf die Begegnung mit Manchester United konzentrieren und uns erheblich steigern«, forderte Hitzfeld nach der bitteren Lehrstunde gegen die Königsblauen und richtete den Blick auf das nächste Schlagerspiel in der Champions League. Mit zwei Punkten Rückstand in der Meisterschaft ist der Zug für die Bayern natürlich noch lange nicht abgefahren, aber schon eine weitere Niederlage könnte den Rekordmeister sogar aus den Champions-League-Rängen werfen. »Der Frust ist schon sehr tief«, meinte Bayern-Profi Jens Jeremies.
Leverkusen in der Krise
Die Verlierer des Wochenendes sind jedoch die Profis von Bayer 04 Leverkusen und ihr prominenter Trainerstab. Nach der zweiten derben Heimpleite in Folge und einer desolaten Vorstellung beim 1:3 gegen den SC Freiburg stellten die Verantwortlichen den Bayer-Akteuren ein miserables Zeugnis aus. Trainer Berti Vogts, der von den Fans ausgepfiffen wurde, sprach von einer »leblosen Mannschaft« und forderte einen Neuanfang mit neuen Spielern. Ins Zentrum der Trainerkritik geriet Nationalspieler Michael Ballack. »Er sollte sich selbstkritisch fragen: Muss ich nicht mehr leisten für Bayer 04?«, meinte Vogts. Manager Reiner Calmund stellte fest: »Was wir abliefern ist absolut nicht zu tolerieren. Das können wir uns nicht gefallen lassen. Da müssen wir Maßnahmen ergreifen.«
Hertha in guter Position
Auch Borussia Dortmund verpasste mit der 0:1-Niederlage bei Hertha BSC am Samstagabend eine erstklassige Ausgangsposition. Dafür bringt der Siegtreffer von Nationalspieler Marko Rehmer die Berliner mit 49 Zählern hinter den punktgleichen Dortmundern und Leverkusenern selbst wieder aussichtsreich ins Rennen. »Theoretisch kann jeder Meister werden«, sagte Rehmer, der mit seinem Team am kommenden Wochenende beim Schlagerspiel in Gelsenkirchen gegen Schalke bestehen muss. BVB- Trainer Matthias Sammer sprach von einem »absoluten Rückschlag«.
Rückhalteparolen in Frankfurt
Während der 1. FC Kaiserslautern nach dem mühevollen 4:2 gegen Eintracht Frankfurt ebenfalls im Spitzen-Sextett bleibt, übten sich die auf Rang 17 zurückgefallenen Hessen in Durchhalteparolen. »Wir sind weiter zuversichtlich und müssen ein bisschen beten«, meinte Eintracht-Coach Friedel Rausch.
Bochum kaum noch Hoffnung
Mit dem achten Sieg im neuen Jahr hat auch der SV Werder Bremen den Anschluss an die internationalen Plätze geschafft. »Die Ansprüche wachsen«, sagte Torhüter Frank Rost nach dem 2:1 beim VfL Bochum, der nach zuletzt zwei Siegen nun kaum noch Hoffnung auf den Klassenverbleib hat. »Es wird immer schwerer. Die Spiele laufen uns davon«, sagte VfL-Coach Rolf Schafstall.
Zweimal 1:1 am Sonntag
Der SpVgg Unterhaching genügte ein Remis gegen Hansa Rostock zum Sprung auf einen Nicht-Abstiegsrang. Ausgerechnet der Ex- Rostocker Abdelaziz Ahanfouf (54.) hatte die SpVgg. gegen seine ehemaligen Kollegen in Front gebracht, doch Slawomir Majak (75.) glich im Hachinger Sportpark noch zum 1:1-Endstand aus. Ebenfalls 1:1 endete die Partie zwischen dem Hamburger SV und dem 1. FC Köln. Die Gästeführung durch Miroslav Baranek (20.), der später die Rote Karte sah, egalisierte Sergej Barbarez mit seinem 19. Saisontor eine Viertelstunde vor Schluss. Bitter für den HSV: Sowohl Torwart Hans- Jörg Butt (53.) als auch Barbarez (71.) vergaben in einer dramatischen Partie jeweils einen Foulelfmeter. Zudem erkannte Schiedsrichter Jörg Keßler ein reguläres Tor von Niko Kovac in der Nachspielzeit nicht an.
»Löwen« bannen Abstiegsgefahr
Durch einen sehenswerten Treffer von Junioren-Nationalspieler Daniel Bierofka sicherte sich der TSV München 1860 einen wichtigen 1:0-Auswärtssieg beim VfL Wolfsburg. »Drei Punkte waren Pflicht. Die Abstiegsgefahr ist damit gebannt«, sagte »Löwen«-Coach Werner Lorant.
Magath: »Schlechtestes Spiel, seit ich Trainer in Stuttgart bin«
Hoffnung im Abstiegskampf hat der VfB Stuttgart nach dem 1:0-Erfolg im »Keller-Derby« gegen den FC Energie Cottbus geschöpft. VfB-Trainer Felix Magath sagte zwar: »Das war das schlechteste Spiel seit ich hier Trainer bin.« Aber mit dem Erfolg durch Balakows Elfmeter-Tor konnten die Schwaben vorerst einmal die Abstiegsplätze verlassen.
Morten Ritter, dpa