Dem Internetportal Süddeutsche.de liegt offenbar im Zusammenhang mit dem europäischen Wettskandal eine Liste mit verdächtigen Spielen vor. Dabei handelt es sich vornehmlich um Begegnungen kleinerer Klubs. Offenbar wurden hauptsächlich Wetten darauf abgeschlossen, dass Spiele mit einer bestimmten Tordifferenz zu Ende gehen. Die Liste im Überblick:
Schweiz, 2. Liga
, Yverdon gegen Thun am 26. April 2009: Spieler der Gastmannschaft sollen 15000 Euro dafür erhalten haben, dass sie mit vier Toren Unterschied verlieren. Das Spiel endete 5: 1. Wettgewinn der angeblichen Bande: 60.000 Euro.
Schweiz, 2. Liga
, Gossau gegen Locarno am 24. Mai 2009: Mehrere Kicker sollen 20.000 Euro dafür bekommen haben, dass die Heimmannschaft mit mindestens zwei Toren Unterschied verliert. Ergebnis: 0:4. Die mutmaßlichen Täter sollen bei fünf Wettanbietern insgesamt 149.400 Euro gesetzt haben.
Belgien. 2. Liga
, Olympique Charleroi gegen UR Namur, 14. März 2009: Über einen Mittelsmann soll Schmiergeld an die Kicker von Namur geflossen sein, damit Namur mit mindestens drei Toren Unterschied verliert. Ergebnis: 3:0 für die Heimmannschaft. Bei einem Wetteinsatz von 50.000 Euro sollen 17.500 Euro Gewinn herausgesprungen sein.
Belgien, 2. Liga
, Namur gegen Leuven am 21. März 2009: Spieler von Namur sollen erneut bestochen worden sein, damit sie mit zwei Toren Unterschied verlieren. Ergebnis: 0:2. Die mutmaßlichen Täter sollen bei einem Wetteinsatz von 100.000 Euro einen Gewinn von 39.000 Euro erzielt haben.
Kroatien, 1. Liga
, NK Zadar gegen Hajduk Split am 26. April 2009: Spieler aus Zadar sollen 30.000 Euro dafür erhalten haben, damit sie ihr Heimspiel hoch verlieren. Ergebnis: 0:3. Wetteinsatz: 70.000 Euro. Da auf dieses Spiel offenbar in einer Kombination mit anderen Begegungen gewettet wurde, die nicht wie gewünscht endeten, seien die Einsätze verloren gegangen.
Türkei, 1. Liga
, Ankaraspor gegen Bursapor am 4. April 2009: Spieler sollen dafür geschmiert worden sein, dass Ankaraspor mit zwei Toren Unterschied verliert. Ergebnis: 0:2. Angeblicher Wettgewinn: 18.500 Euro bei 10.000 Euro Einsatz.
SSV Ulm unter Verdacht
Im neuen Wettskandal stehen europaweit in insgesamt neun Ländern 200 Fußball-Spiele unter Manipulationsverdacht. Zu diesem Ergebnis kamen die internationalen Ermittlungsbehörden. In Deutschland stehen insgesamt 32 Begegnungen im Visier der Ermittler - vier Spiele der 2. Bundesliga, drei Spiele der 3. Liga und 18 Partien der Regionalligen, fünf Spiele der Oberligen sowie zwei U19-Begegnungen. Laut Informationen des "Spiegel" sollen vier Spiele des ehemaligen Zweitligisten und jetzigen Süd-Regionalligisten SSV Ulm in den Wettskandal verstrickt sein.
Es soll sich um Begegnungen aus der Endphase der vergangenen Saison handeln. Unter Verdacht stehen angeblich auch zwei Zweitliga-Auswärtsspiele des VfL Osnabrück am 17. April 2009 beim FC Augsburg (0:3) und am 13. Mai 2009 beim 1. FC Nürnberg (0:2). Offizielle Bestätigungen stehen aber aus. Der bosnische Fußball-Klub NK Travnik soll ebenfalls ein Testspiel gegen den Schweizer Super-League-Verein FC Sion manipuliert haben. Dies erklärte FCS-Präsident Christian Constantin in einem Radio-Interview. Laut des Klub-Chefs habe sich Travnik mit Hilfe von asiatischen Wettanbietern ein Trainingslager im Sommer in der Schweiz finanziert.
Regionalliga-Torhüter wurden 1500 Euro geboten
Die mediale Aufmerksamkeit scheint die Wettmafia aber nicht davon abzuhalten, weiterhin Spiele zu manipulieren. Im Vorfeld des Fußball-Regionalligaspiels Goslarer SC und dem SV Wilhelmshaven (2: 2) am Samstag ist es möglicherweise zu einem Bestechungsversuch gekommen. Nach Angaben des "Friesischen Tagblattes" wurde Goslars Torwart Lars Möhlenbrock 1500 Euro von einem Mann aus Bremen geboten. Diese Summe sollte gezahlt werden, wenn Goslar das Heimspiel gegen Wilhelmshaven verliert. Der Keeper informierte seinen Trainer Goran Barjaktarevic. Daraufhin wurden die Polizei, der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und der Regionalverband informiert. In einer offiziellen Erklärung distanzierte sich Wilhelmshaven von jeglicher Art von Manipulationen.