Beim wankenden Bundesligisten Hamburger SV wird das Durcheinander immer wirrer. Kommt Felix Magath sofort, kommt er erst am Samstag zum Kellerduell gegen den Tabellenletzten Eintracht Braunschweig? Oder kommt er gar nicht?
Seit Sonntag diskutiert der Aufsichtsrat, stimmt ab, telefoniert, berät, wägt ab. Und schweigt. Vorerst darf Bert van Marwijk die Mannschaft weiterhin betreuen - wohl wissend, dass er jeden Augenblick die Abfindungserklärung erhalten kann.
Angeblich soll die für eine Verpflichtung Magaths nötige Zweidrittelmehrheit im elfköpfigen Aufsichtsrat noch immer nicht stehen. Auch außerhalb des HSV sind die Meinungen gespalten. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach meint, der HSV habe "noch genügend Zeit, da unten raus zu kommen." Franz Beckenbauer plädiert dagegen für eine Sofort-Lösung mit Magath: "Es wäre eine Chance für den Turning-Point" sagte er der "Bild"-Zeitung. "Die können nicht erst drei Spieltage vor Schluss reagieren."
Magath käme für Aufwandsentschädigung
Unklar ist, ob ein langfristiger Vertrag beim HSV auch nach der voraussichtlichen Gründung einer Aktiengesellschaft im Sommer möglich ist. Momentan geht es nur ums Nahziel: Magath soll den Verein nach 16 Jahren wieder übernehmen, um dessen ersten Abstieg in der Bundesliga zu verhindern. Für van Marwijk und Sportdirektor Oliver Kreuzer wäre bei einer Magath-Verpflichtung kein Platz mehr.
Knackpunkt im seit Sonntag laufenden Verhandlungsmarathon ist laut "Hamburger Abendblatt" das überaus komplizierte Vertragskonstrukt. Magath soll zunächst "nur" die sportliche Rettung des Vereins als Trainer und Sportchef bewerkstelligen. Im Sommer würde er gern zu einer Art Alleinherrscher aufsteigen. Denn dass er sich statt auf dem Trainingsplatz lieber auf dem Chefsessel im Vorstand sieht, hat er nie verhehlt. "Ich kann mir gut vorstellen, einen Club zu führen", hatte der Ex-Profi in Interviews erklärt.
Eigentlich hatte sich Magath das Pokal-Viertelfinale des HSV gegen Bayern München als Einstiegsspiel ausbedungen. Doch am Dienstagabend wartete er vergeblich auf eine positive Entscheidung aus der Hansestadt. Nun könnte der ganze Deal auch noch platzen. Dabei käme Magath sogar fast für lau: Laut "Sportbild" hat er dem klammen HSV vorgeschlagen, bis Saisonende nur gegen Aufwandsentschädigung zu arbeiten. Dafür würde demnach eine Nicht-Abstiegsprämie in Millionenhöhe vereinbart. "Ein Abstieg würde den Verein viel, viel teurer kommen", wird der Ex-Nationalspieler zitiert.
Irritationen um angebliches Treffen
Derweil soll sich Magath mit seinem Vertrauten Klaus-Michael Kühne in der Schweiz getroffen haben. HSV-Fan Kühne, der ein verzinstes Acht-Millionen-Euro-Darlehen zur Verpflichtung von Rafael van der Vaart zur Verfügung gestellt hatte, will sich nach der im Sommer geplanten Strukturreform mit mehreren Millionen Euro am HSV beteiligen. Die drohende Zweitklassigkeit ist ihm dabei natürlich ein Dorn im Auge. Das Management von Magath bestreitet ein Treffen: "An dieser Geschichte ist von vorn bis hinten nichts dran. Herr Magath hatte einen privaten Termin wahrgenommen, der weder mit Herrn Kühne noch der Schweiz zu tun hatte."
Geht für den Vorletzten HSV auch die Partie gegen Braunschweig verloren, wäre die Uhr für van Marwijk ohnehin abgelaufen. Dann könnte und würde der HSV-Vorstand, der derzeit selbst auf Abruf arbeitet, den Niederländer nicht mehr halten. In dem Fall müsste dann der Aufsichtsrat den Vorstand nicht mehr entlassen. Aber deckt sich das mit Magaths Vorstellungen?