Das belastende Transfergerangel um Oliver Kahn wird Teamchef Rudi Völler bis nach Portugal verfolgen. Sein Kapitän machte am Mittwoch die Hoffnung des Teamchefs zunichte, dass die Leistungsträger frei von beruflichen Wechselgedanken bei der Fußball-Europameisterschaft spielen können. Stattdessen kündigte der 34-jährige Torhüter des FC Bayern eine wochenlange Hängepartie an. "Die Entscheidung über meine Zukunft fällt nach der EM", zitierte ihn die "Bild"-Zeitung.
Maier: "Es ist ihm todernst"
Und dass Kahn weg will aus München, weg aus Deutschland, daran gibt es keine Zweifel mehr: Wie "Sport-Bild" berichtete, bat er Bayern-Manager Uli Hoeneß am Pfingstsonntag telefonisch um seine Freigabe. Auch Torwarttrainer Sepp Maier, der gestern noch die Wechselabsichten seines Schützlings nicht für voll nahm ("Hirngespinste"), hält inzwischen einen Wechsel für möglich: "Es ist ihm todernst. Er will den Wechsel".
Gleichzeitig zeigte Kahns Vertrauensperson durchaus Verständnis für seine Absichten: "Olli will seine Ruhe. Auch wenn er es nicht zugibt, ist es für ihn auch eine private Entscheidung. Wenn er bei uns bleibt, lässt ihn das Theater um seine Person nicht los".
Aufgeschnappt
"Was soll ich denn machen? Wenn er geht, werde ich arbeitslos."
(Sepp Maier, Trainer von Oliver Kahn in der deutschen Fußball- Nationalmannschaft und bei Bayern München, am Dienstag zu den Wechselabsichten seines Schützlings)
Kahn sucht noch mal "den letzten Kick"
Kahn wies Vermutungen zurück, die Verpflichtung von Felix Magath als Hitzfeld-Nachfolger sei für seine Entscheidung entscheidend gewesen: "Es geht nicht um den neuen Trainer. Es geht um mich. Wenn du über ein Jahrzehnt irgendwo spielst und mit der Leistung nicht zufrieden bist, musst du dich überprüfen."
Er ist offensichtlich zum Schluss gekommen, dass er in einer anderen Stadt, in einem anderen Land und in einer anderen Medienlandschaft die Vergangenheit am besten hinter sich lassen kann. "Ich muss mir die letzten drei, vier Jahre meiner Karriere noch mal den letzten Kick geben. Ich muss den Kampf gegen mich selber suchen".
Bayern-Führung sagt nichts
Unter welchen Bedingungen die Bayern Kahns bis 2006 datierten Vertrag auflösen könnten und ihre Identifikationsfigur tatsächlich gehen lassen, ist allerdings offen. Von den Vereinsoberen war nichts zu vernehmen. "Der FC Bayern lässt ihn nie weg", glaubt Sepp Maier.
Nach "Sport-Bild"-Informationen hat der Verein Kahn schon zwei Mal einen Wechsel zu Manchester United verwehrt. Kahn selbst habe aber keinesfalls vor, den Bayern die Pistole auf die Brust zu setzen: "Wenn sie wollen, spiele ich weiter", wird Kahn zitiert.
Die Zustimmung der Bayern für einen vorzeitigen Abgang von Kahn hat wohl einen Namen: Timo Hildebrand. Es ist kein Geheimnis, dass der überragende VfB-Keeper eines Tages Kahn beerben soll. Und es gilt nicht als ausgeschlossen, dass der neue Coach Magath seinen Ex-Schützling schon frühzeitig an die Isar locken kann.