Eine gute Nachricht im harten Poker um Harry Kane flatterte der Bayern-Transfer-Taskforce im Laufe des Mittwochs auf den Tisch: Angeblich soll Paris Saint-Germain für den englischen Mittelstürmer von den Tottenham Hotspur ein Angebot abgegeben haben. Und angeblich, so berichten es diverse Quellen, habe Kane dem Verein im Besitz des Scheichtums Katar eine Absage erteilt. Damit hat sich die Wahrscheinlichkeit signifikant erhöht, dass den Bayern der Königstransfer in diesem Sommer tatsächlich gelingt. So ist zumindest die positive Lesart der Nachricht aus den Untiefen der Transfer-Gerüchteküche, die in diversen Medien und auf Twitter gewohnt heiß läuft.
Doch abseits von Gerüchten und halbgaren Meldungen ist eines gewiss: Die Bayern wollen Kane, laut Lothar Matthäus eine "Tormaschine mit eiskaltem Abschluss", unbedingt verpflichten. Keine Personalie beschäftigt den deutschen Rekordmeister so intensiv. Selbst die Frage, wann Manuel Neuer wieder fit ist und welcher Torwart überhaupt zu Saisonbeginn zwischen den Pfosten steht, scheint im Moment irrelevant zu sein. Sind ja genug Keeper vorhanden. Neuer, Ulreich, Sommer oder sonst wer wird den Job schon übernehmen.
Diese Stürmer könnten Kandidaten für den FC Bayern sein

Der Bremer Angreifer erfährt im gehobenen Fußballer-Alter von 30 Jahren einen echten Karriereschub. Als spätberufener Nationalspieler ist "Lücke" auf einmal sogar für den FC Bayern interessant. Der weise Lothar Matthäus empfiehlt den Bayern-Bossen die Verpflichtung, Füllkrug selbst würde sicherlich sofort nach München wechseln. Bleibt die Frage, ob Trainer Thomas Tuchel Füllkrug will oder für gut genug hält.
Bei Bayern dreht sich alles um die Personalie Kane
Nein, bei den Bayern dreht sich alles um Kane. Zu offensichtlich ist der Mangel an Weltklasse im Sturmzentrum in der vergangenen Saison geworden. Die Dominanz in der Liga und der Triple-Triumph 2020 waren eng verbunden mit dem Namen Robert Lewandowski. Seit er im vergangenen Jahr den Verein Richtung FC Barcelona verließ, fehlt ein verlässlicher und spielstarker Mittelstürmer.
Kane soll die Lücke schließen. Dass er genau der richtige Mann für den Job ist, bezweifelt niemand in der weiten Fußball-Welt außer dem Experten Markus Babbel ("Passt nicht ins System"). Da die Bayern aber nicht auf Experten wie Babbel hören, sondern ihren eigenen Fußball-Sachverstand bemühen und richtigerweise zu ähnlichen Schlüssen kommen wie alle anderen Experten, hegen sie keinerlei Zweifel an Kanes Fähigkeiten. Seit Thiago, der 2013 auf den dringlichen Wunsch des damaligen Trainers Pep Guardiola geholt wurde, haben die Bayern keinen Spieler so intensiv begehrt.
Deswegen ist die Transfer-Taskforce um Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge bereit, an die finanzielle Schmerzgrenze zu gehen. Das erste Angebot für einen Kauf lag laut übereinstimmenden Medienberichten bei 70 Millionen Euro, wobei die Summe nur den Sockelbetrag darstellte. Es wären diverse Boni, Handgelder und Prämien hinzugekommen und hätten das Gesamtpaket viel teurer werden lassen.
Der erste Annäherungsversuch verpuffte allerdings. Der Präsident der Tottenham Hotspurs, Daniel Levy, der als abgezockter Manager und knallharter Verhandlungspartner gilt, lehnte ab.
Denn offenbar hat sich Levy vorgenommen, im Poker um seinen wichtigsten Spieler alle Register zu ziehen. Ein zweites Angebot von 80 Millionen Euro lehnte der Unternehmer ebenfalls ab und schaltete auf Gegenangriff. Tottenham soll Kane für die Verlängerung seines Vertrages eine Gehaltserhöhung angeboten haben. Wenn man bedenkt, dass Kane schon jetzt rund zwölf Millionen Euro netto per anno verdient, ist das ein ernstzunehmendes Argument für den Verbleib beim Klub aus dem Londoner Norden.
Tottenham-Präsident treibt Preis in exorbitante Höhen
In jedem Fall treibt Levy so den Preis für Kane in exorbitante Höhen. Ob er nur aus diesem Grund das Angebot abgegeben hat oder Kane tatsächlich unbedingt halten will, spielt keine Rolle. Levy ist dazu in der Lage, weil er sich in einer komfortablen Verhandlungsposition befindet. Verlängert der Stürmer bei seinem Heimatklub, für den er seit seinem elftem Lebensjahr spielt, ist das für die Spurs sportlich wertvoll. Sollte Levy andererseits auf das Angebot der Bayern eingehen, fährt Levy einen Riesengewinn ein. Angesichts der Tatsache, dass die Spurs nicht für die Champions League oder einen anderen Europapokal qualifiziert sind und daraus keine Einnahmen erzielen, ist das für einen englischen Topklub durchaus relevant.
Denn die Bayern sollen mittlerweile bereit sein, das Angebot auf 90 bis 95 Millionen Euro zu erhöhen. Die Summe ist angesichts der Tatsache, dass Kane bald 30 wird und nur noch ein Jahr Vertrag bei den Spurs hat, extrem hoch. Sie unterstreicht, welchen Stellenwert der Transfer hat.
Sollte der Transfer in diesem Sommer nicht zustande kommen, wären die Bayern bereit, ein Jahr zu warten, heißt es, und Kane ablösefrei zu verpflichten. Diese Variante erscheint allerdings unwahrscheinlich: Der Spieler würde ein Jahr verschwenden bei einem Verein, mit dem er nicht einen einzigen Titel gewonnen hat. Angesicht seines Alters, wäre das für den Angreifer die mit Abstand schlechteste Lösung. Und den Spurs gingen hundert Millionen Euro durch die Lappen.
Quellen: "kicker", "Sport Bild", "Süddeutsche Zeitung", "Sky Sport"