Klinsmann-Nachfolge Hoeneß dementiert Einigung mit van Gaal

Verwirrspiel in München: Bayern-Manager Uli Hoeneß hat Meldungen dementiert, nach denen der Rekordmeister kurz vor einer Verpflichtung von Trainer Louis van Gaal stehe. Dafür bestätigte Hoeneß das Interesse am Bremer Spielmacher Diego.

Die Trainersuche beim FC Bayern München wird zum Verwirrspiel. Manager Uli Hoeneß wies am Sonntag eine Meldung der "Süddeutschen Zeitung" (Montagsausgabe) als "Ente" zurück, wonach der deutsche Fußball-Rekordmeister offenbar vor einer Einigung mit Louis van Gaal als Nachfolger des entlassenen Jürgen Klinsmann stehe. "Es gibt keine Entscheidung in der Trainerfrage. Van Gaal ist einer der Kandidaten, aber es gibt keine Unterschrift und keinen Vertrag", stellte Hoeneß klar. Laut "SZ"-Informationen soll der 57 Jahre alte Niederländer von Juli die Bayern übernehmen. Der Clubvorstand habe einen entsprechenden Beschluss gefasst.

In dem Zeitungs-Artikel bestätigt Hoeneß, van Gaal könne den neuen niederländischen Meister AZ Alkmaar vorzeitig vor Ablauf seines bis 2010 laufenden Vertrages verlassen: "Wie es aussieht, kommt er da raus, wir müssen keine Ablöse zahlen." Der frühere Trainer von Ajax Amsterdam und des FC Barcelona soll in München laut "SZ" einen Zwei- oder Dreijahresvertrag erhalten.

Sammer sei "eher unwahrscheinlich"

Eine Verpflichtung von DFB-Sportdirektor Matthias Sammer bezeichnete Hoeneß dagegen als "eher unwahrscheinlich". Der Bayern-Manager bestätigte zudem das Interesse an Werder Bremens Spielmacher Diego. "Er ist für uns dann ein Thema, wenn Franck Ribéry wirklich wegginge", sagte Hoeneß. Eine Verpflichtung von Nationaltorwart Robert Enke von Hannover 96 sei hingegen kein Thema: "Er wird 32, deshalb haben wir uns mit ihm nicht beschäftigt."

Schon nach dem 2:1-Sieg am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach hatte sich angedeutet, dass Bayern nach dem misslungenen Experiment mit dem Vereins-Novizen Klinsmann zu einem erfahrenen Fußball-Lehrer mit internationalem Renommée tendiert. "Wenn man sich in Europa den Trend anschaut, dann muss man im Moment feststellen, dass er zu erfahrenen Trainer-Persönlichkeiten geht, die auch zum Teil schon in etwas gesetzterem Alter sind", sagte der Vorstandsvorsitzende Karl- Heinz Rummenigge im "Welt am Sonntag"-Interview und verwies auf Persönlichkeiten wie Alex Ferguson (67) von Manchester United, Guus Hiddink (62) vom FC Chelsea und Arsène Wenger (59/FC Arsenal).

Van Gaal keine bequeme Lösung

Dieses Profil würde für van Gaal sprechen und eher gegen den deutlich jüngeren Sammer (41), den Bayern-Präsident Franz Beckenbauer am Wochenende ins Spiel gebracht hatte. Der bisweilen unbequeme van Gaal, der als Nationaltrainer, bei Ajax oder Barca viel erlebt und erreicht hat, wäre keine bequeme Lösung, aber die ist ohnehin nicht angestrebt. "Wir müssen jetzt nicht 'Everybodys Darling' einkaufen", sagte Rummenigge: "Wir suchen einen Mann, der die Erfahrung und die Persönlichkeit hat, diese Mannschaft zu entwickeln." Van Gaal bekundete via "Bild am Sonntag" Interesse: "Bayern hat sich früher ein paar Mal gemeldet, da habe ich Nein gesagt. Jetzt würde ich Ja sagen."

Hoeneß stellte am Wochenende eine rasche Entscheidung in Aussicht. Schließlich soll der neue Cheftrainer möglichst auch die anstehenden Kaderplanungen mitgestalten können. "Am 31. Mai gehen die Spieler in den Urlaub, bis dahin werden wir einen Trainer präsentieren, damit sie wissen, woran sie sind", kündigte er an. Rekord-Nationalspieler und Ex-Bayern-Profi Lothar Matthäus, der am Saisonende den israelischen Erstligisten Maccabi Netanja vorzeitig verlassen wird, spielt in den Bayern-Planspielen keine Rolle.

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Klaus Bergmann und Christian Kunz/DPA

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