Krise in Madrid Real feuert Trainer Luxemburgo

Auf die Rote Karte für David Beckham im Spiel gegen den FC Getafe folgte der nächste Paukenschlag: Real Madrids Trainer Luxemburgo muss den Verein verlassen. Die Nachfolger-Spekulationen laufen auf Hochtouren.

Aus für Trainer Vanderlei Luxemburgo bei Real Madrid. Der ungeliebte Brasilianer wurde am Sonntagabend beim spanischen Fußball-Rekordmeister entlassen. Übergangsweise soll der 42-jährige Juan Ramón López Caro, der bisherige Coach der B-Mannschaft, das Starensemble trainieren. Als neuer Coach seinen vor allem Arsene Wenger (FC Arsenal), Fabio Capello (Juventus Turin) und José Mourinho (FC Chelsea) im Gespräch, berichtete die Sportpresse. Auch Ottmar Hitzfeld war kürzlich ins Spiel gebracht worden. Mit seiner harschen Kritik an der Einkaufspolitik der "Königlichen" habe sich der frühere Trainer des FC Bayern München aber selbst von der Kandidatenliste gestrichen, hieß es damals.

Nach der sportlichen Talfahrt hatte Clubchef Florentino Pérez am Sonntagabend eine Krisensitzung einberufen an deren Ende die Entscheidung gegen Luxemburgo stand und die dann im Vereins-Fernsehen bekannt gegeben wurde.

"Wir konnten die Fans nicht mehr leiden lassen"

Luxemburgo hatte am Sonntagvormittag noch wie gewohnt das Training geleitet. Nachdem er am Vorabend beim mageren 1:0-Heimsieg über Bernd Schusters Club FC Getafe von den erbosten Fans erneut ausgepfiffen worden war, hatte er um ein Treffen mit Pérez, Vizepräident Emilio Butragueño und Sportdirektor Arrigo Sacchi gebeten. Danach fielen die Würfel gegen ihn. Luxemburgo stand schon seit langem in der Kritik, die 0:3-Heimblamage gegen den Erzrivalen FC Barcelona vor zwei Wochen hatte das Fass zum Überlaufen gebracht, hieß es in übereinstimmenden Medien-Berichten.

Real Madrid begründete den Rauswurf Luxemburgos nach nur elf Monaten mit dem konstant schlechten Spiel des Teams. "Wir mussten eine Wende einleiten, denn wir konnten es nicht zulassen, dass unsere Fans dermaßen weiter leiden", sagte Vizepräsident Emilio Butragueño.

"Luxe, das ist unerträglich!"

Am Samstagabend hatten 70.000 Zuschauer im Bernabéu-Stadion den Brasilianer gnadenlos ausgebuht, und auch die Madrider Sportpresse forderte am Sonntag seinen Rauswurf. "Luxe, das ist unerträglich!", titelte die Zeitung "Marca". "Seine Stunden sind gezählt", meinte "As" und sprach von einem "Angstsieg" über Getafe. Dass bei Real die Nerven blank liegen, bewies David Beckham. In der 56. Minute holte der Engländer Getafes Torjäger Riki so brutal von den Beinen, dass er die Rote Karte sah. Schuster stellte ihn später erbost zur Rede. "Ich habe ihn bloß zu seinem tollen Spiel beglückwünscht", meinte der Deutsche vielsagend.

Wie bei der 0:3-Heimpleite gegen Barcelona zeigte Real auch gegen den bescheidenen Vorstadtclub Getafe Chaos-Fußball. Nach dem Motto "Ronaldo schießt die Tore, Casillas rettet den Sieg", waren der brasilianische Stürmer und der spanische Nationalkeeper erneut die besten Spieler auf dem Platz. Ronaldo, der erstmals nach längerer Verletzungspause wieder spielte, erzielte nach einem schönen Pass von Zidane in der 18. Minute das einzige Tor, half dabei aber mit seinem Arm mit. Der Schiedsrichter sah es nicht.

"Ich kann verstehen, dass die Fans wütend sind."

Der FC Getafe dominierte fast die gesamte Partie, konnte seine Chancen aber nicht nutzen. Riki traf zu Beginn der ersten Halbzeit nur die Latte. "Getafe hätte den Sieg mehr als verdient gehabt", schrieb "El País". Auch die Statistik sprach für Schusters Team: 69 Prozent Ballbesitz für die Blauen, 31 Prozent für die "Königlichen". "Ich bin zufrieden, wir haben auf gleicher Augenhöhe gespielt", meinte der Deutsche. Luxemburgo blieb vor seiner Entlassung nur das resignierendes Eingeständnis: "Ich kann verstehen, dass die Fans wütend sind."

DPA
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