Länderspiel 2:1 in Kroatien

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ist mit dem ersehnten Erfolgserlebnis in Kroatien in das Europameisterschafts- Jahr gestartet.

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ist mit dem ersehnten Erfolgserlebnis in Kroatien in das Europameisterschafts- Jahr gestartet. Durch ein Tor von Carsten Ramelow in der 90. Minute gewann das Team von Rudi Völler am Mittwochabend in Split das Duell gegen den hochkarätigsten Gegner in der EM-Vorbereitung doch noch mit 2:1 (1:0). Ausgerechnet ein Fehler des bis dahin überragenden Oliver Kahn hatte den Kroaten durch den eingewechselten Mato Neretljak (86.) den Ausgleich beschert, nachdem Miroslav Klose (34.) den Vize- Weltmeister vor 15 000 Zuschauern im Stadion "Poljud in Führung gebracht hatte.

Stimmen zum Spiel

Oliver Kahn: "Das war sehr durchwachsen heute, Licht und Schatten, Hell und Dunkel. Aber es ist wichtig, das wir das erste Spiel gewonnen haben, darauf kann man aufbauen. In Kroatien ist es nicht einfach zu spielen. Wir müssen noch viel arbeiten, um in der Spitze mithalten zu können."

Dietmar Hamann:

"Es war ein glücklicher, aber verdienter Sieg. Wichtig ist das das Ergebnis stimmt. An Philipp Lahm werden wir auf der linken Seite noch viel Freude haben."

Philipp Lahm:

"Ich glaube, mein Debüt war in Ordnung. Es läuft ganz gut für mich, mal sehen, was noch drin ist."

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Klose trifft ins Schwarze

Während dem Teamchef nach stimmungsarmen 90 Minuten die Erkenntnis blieb, dass auf ihn noch viel Arbeit wartet, hat sich für Klose der Ausflug nach Dalmatien gelohnt. Nach achtmonatiger Ladehemmung traf der Lauterer im Nationalteam wieder einmal ins Schwarze. "Vater" des Erfolges war jedoch Torhüter Oliver Kahn, der mit seinen Paraden zum großen Rückhalt wurde, ehe ihm vier Minuten vor dem Ende ein beinahe folgenreicher Patzer unterlief.

Kampf der Fußballzwerge

In kämpferischer Hinsicht gelang der deutschen Mannschaft die angekündigte Wiedergutmachung für das 0:3-Debakel vom November gegen Frankreich, doch spielerisch ließ das Team wie zumeist in Freundschafts-Länderspielen viele Wünsche offen. In einem Spiel zweier schwacher Mannschaften unterliefen der deutschen Elf zahlreiche Ballverluste, zudem stimmte die Ordnung im Mittelfeld ohne den erkrankt pausierenden Michael Ballack nicht immer.

Im Detail mehr Schatten, als Licht

Das lag weniger an Rückkehrer Dietmar Hamann, der nach elfmonatiger Abstinenz in seinem 50. Länderspiel als "Zerstörer" vor der Abwehr überzeugte, als vielmehr an Frank Baumann und Torsten Frings. Der Bremer Baumann offenbarte einmal mehr seine Defizite im Spielaufbau. Der Dortmunder Frings war bei seinem ersten DFB-Einsatz nach acht Monaten bei allem Bemühen mit der ihm zugedachten Rolle als Ballverteiler hinter den Spitzen überfordert.

Die Abwehr schwankte

Längst nicht immer sattelfest präsentierte sich die Abwehr, in der allein Kahn und Christian Wörns mit ihrer Übersicht als stabilisierende Faktoren wirkten. Der 20-jährige Philipp Lahm, 23. Debütant in der Ära Völler, konnte sein Lampenfieber zunächst nicht verbergen, taute dann aber merklich auf und hatte auch in der Offensive ordentliche Szenen. In vorderster Front rechtfertigte Klose seine kurzfristige Nominierung an Stelle von Fredi Bobic als Torschütze. Sein Nebenspieler Kevin Kuranyi hatte zwei Mal Pech im Abschluss.

Kahn überzeugte

Bei kühlen Temperaturen startete die deutsche Mannschaft ganz schwach in ihren ersten von sechs EM-Tests und fand lange Zeit keine Einstellung zu Spiel und Gegner. Die Kroaten, "Ersatz" für das ursprünglich an diesem Tag als Testspiel-Gegner auserkorene Team der Niederlande, setzten ihre Gäste energisch unter Druck. Nach einer ereignisarmen Anfangsviertelstunde hatte es die Völler-Elf vor allem Kahn und Lahm zu verdanken, dass sie nicht in Rückstand geriet. Zunächst rettete der Stuttgarter Neuling nach einem Kopfball von Josip Simunic auf der Torlinie, dann war Kahn gefordert. Erst lenkte der Kapitän einen Flachschuss des Bremers Ivan Klasnic (23.) zur Ecke, dann war er auch gegen Dawoni Rosso glänzend auf dem Posten.

Nach 30 Minuten kam Deutschland auf Touren

Erst nach einer halben Stunde gelang es der Völler-Elf, sich allmählich vom gegnerischen Druck zu befreien und selbst offensive Akzente zu setzen. Als Kroatiens Schlussmann Stipe Pletikosa eine Frings-Flanke unterlief, bot sich Kuranyi (29.) sogar die erste Möglichkeit, doch der Stuttgarter schien zu überrascht. Fünf Minuten später leitete Arne Friedrich die zu diesem Zeitpunkt überraschende deutsche Führung ein. Nach der Flanke des Berliners spielten sich Klose und Kuranyi den Ball per Kopf im Doppelpass zu und der Lauterer vollstreckte gegen eine allzu sorglose kroatische Abwehr. Wenig später hätte Lahm die Führung mit einem Distanzschuss sogar ausbauen können.

Mit einer Rettungstat von Wörns, der sich einem Schuss von Niko Kovac (51.) entgegenwarf, begann die zweite Spielhälfte, in der die mit allen sechs Bundesliga-Legionären angetretenen Hausherren wieder den besseren Start zu erwischen schienen. Sechs Minuten später verpasste Kuranyi knapp sein zweites Länderspiel-Tor, als er den Ball nach feinem Zuspiel von Freier um Zentimeter am kroatischen Tor vorbei schob. Eine erneute Unsicherheit der deutschen Hintermannschaft hätte um ein Haar Olic (69.) bestraft, doch im Herauslaufen machte Kahn die kroatische Großchance zunichte.

Oliver Hartmann und Jens Mende/DPA

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