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Karrieresprung HSV hinter sich gelassen: Luca Waldschmidt beeindruckt bei U21-EM mit vielen Toren

Die Tore von Luca Waldschmidt lässt die U21-Nationalelf vom EM-Titel träumen
Die Tore von Luca Waldschmidt lässt die U21-Nationalelf vom EM-Titel träumen
© Alessandro Sabattini / Getty Images
Luca Waldschmidt hat bei der U21-EM den Durchbruch geschafft. Der Torjäger des SC Freiburg trifft, wie er will. Jetzt klopfen die großen Vereine an. Beim HSV, seiner ersten großen Station in der Bundesliga, war ihm das nicht gelungen.

Seine Jagd auf den Titel des U21-Rekordtorschützen kommentierte Luca Waldschmidt ganz sachlich und zurückhaltend. "Klar ist das schön und freut mich natürlich auch", sagte der 23 Jahre alte U21-Nationalstürmer, nachdem er mit zwei Toren beim 4:2 (1:2) im EM-Halbfinale gegen Rumänien Pierre Littbarski überholt hatte. "Aber der Titel für die gesamte Mannschaft steht da über allem. Wie viele Tore ich am Ende mache, ist zweitrangig." Mit einem Treffer im Finale gegen Spanien könnte Waldschmidt zum besten Torschützen einer U21-EM aufsteigen.

Der Schwede Marcus Berg erzielte 2009 sieben Tore, bei dieser Zahl steht auch Waldschmidt. Littbarski, mit sechs Treffern 1982 bislang einziger deutscher Torschützenkönig einer U21-EM, hat der Fußballer bereits hinter sich gelassen. "Es ist schon toll", lobte Trainer Stefan Kuntz. "Gerade wenn man überlegt, dass wir am Anfang gedacht haben, dass der Sturm vielleicht ein bisschen durchhängen könnte."

Beim HSV stagnierte die Entwicklung

Vor dem Turnier hatte der U21-Coach, dem ein echter Mittelstürmer im Kader fehlt, den Angriff als Schwachpunkt seines Teams ausgemacht. Doch Waldschmidt spielt bei dem Turnier in Italien und San Marino nun ganz groß auf, traf bislang in jedem Spiel. Dabei gehört er zu den Spielern, deren Karriere zunächst nicht in Gang kam. Als Nachwuchshoffnung vom Hamburger SV verpflichtet, saß er in seinen zwei Jahren meistens auf der Bank. Dennoch profitierten die Hamburger von Waldschmidt. Sein erstes Profitor überhaupt erzielte er im letzten Saisonspiel vor zwei Jahren und rettete den Verein vor einer erneuten Relegation. Es schien der Anfang einer konstruktiven Beziehung. Aber in der folgenden Saison verbesserte sich seine Situation kaum. Er war weit davon entfernt, meistens wurde Waldschmidt nur eingewechselt. Nachdem der HSV abgestiegen war, wechselte er nach Freiburg. Dort entwickelte er sich zum Stammspieler, erzielte neun Tore und gab drei Vorlagen.

Die starken EM-Leistungen ihres Stürmers nehmen sie natürlich auch im Breisgau wahr. Zu Waldschmidts Eigenschaften zählten "Fleiß, Technik und Beharrlichkeit", sagte Freiburgs Präsident Fritz Keller. "Er hat ja auch bei uns schon großartige Leistungen gezeigt. Das hat natürlich auch U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz gesehen."

Waldschmidts Tore auf der EM-Bühne wecken nun international Interesse an dem gebürtigen Siegener. "Der Bomber der deutschen U21", titelte die "Gazzetta dello Sport", die über ein mögliches Interesse von Lazio Rom spekulierte. Keller empfiehlt Waldschmidt aber ein weiteres Jahr in Freiburg. "Der Junge ist noch lange nicht komplett. Er braucht auch noch diese Ruhe und Führung, die er bei uns genießen darf und hat", sagte der 62-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.

Toni Kross, ein junger Mann mit kurzen, blonden Haaren, steht im weißen Trikot auf dem Platz und lächelt

Waldschmidt will Europameister werden

Erst einmal will sich Lockenkopf Waldschmidt, der sich vegan ernährt und in Freiburg gerne mit seiner Vespa unterwegs ist, auf das Finale gegen Spanien am Sonntag (20.45 Uhr/ARD) konzentrieren. "Im Finale zu stehen, ist was ganz Besonderes. Ich stand auch noch nie in so einem Finale. Ich glaube, das ist einfach geil", schwärmte er. "Wir müssen das ein Stück weit genießen. Wenn man im Finale steht, will man auch den Titel gewinnen, das ist keine Frage."

Die spontane Party nach dem Halbfinal-Einzug verpasste Waldschmidt, weil er gemeinsam mit Mahmoud Dahoud zur Doping-Probe musste. Am späten Abend trat er die Rückreise ins Teamquartier nach Fagagna an, der Mannschaftsbus war da schon lange abgefahren. Der 23-Jährige nahm die Verspätung mit Humor. "Ich hoffe, dass wir Sonntag noch mal Grund haben, die Kabine auseinanderzunehmen", sagte er schmunzelnd.

tis / Miriam Schmidt und Nils Bastek DPA

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