Nach Champions-League-Aus Warum Löw sich über Bayerns Niederlage freuen kann

Bundestrainer Joachim Löw kann nach der Bayern-Niederlage gegen Real Madrid zum Auftakt des WM-Trainingslagers alle Profis um sich scharen. Aber ist das überhaupt so ein großer Vorteil?

Joachim Löw hat oft betont, wie bedeutsam eine ausgereifte Vorbereitung für den Gesamterfolg seiner Missionen ist. Noch vor zwei Jahren ist er nicht allzu verwöhnt gewesen in dieser Hinsicht. Die Bayern reisten damals nach dem traumatisch verlorenen Champions-League-Finale im eigenen Stadion gegen Chelsea ziemlich zerknittert ins Trainingslager nach Südfrankreich, das zu allem Überfluss auch schon so gut wie vorbei war.

Ins das Halbfinale bei der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine zogen die Deutschen dennoch ein. Dass es dort gegen Italien am Ende nicht ganz reichte, hatte dann viel mit Löw und wenig mit Trainingslagern zu tun.

Frustration bis zur WM? Wohl kaum

Diesmal darf Löw schon bei der ersten Ausfahrt nach Südtirol am 21. Mai seinen vollständigen Kader begrüßen und allzu frustriert werden die Münchner bis dorthin auch nicht mehr daher kommen, zu deutlich bekamen sie diesmal gegen Real Madrid die Grenzen aufgezeigt. "Wir werden uns jetzt nicht drei Wochen in den Keller sperren", sagte Thomas Müller nach dem Real-Spiel. Es scheint, als wollten die Münchner zügig nach vorne schauen.

Bleibt die Frage nach der Bedeutsamkeit einer ausgedehnten Vorbereitung für den Turniererfolg.

In der Vergangenheit zogen die Deutschen immer beträchtliche Kraft aus ihrer akribischen Präparation. Ob wirklich ausgeklügelte Taktikeinheiten, gepaart mit gezielter Konditionsarbeit der Elf am Ende einen Vorteil verschafften oder doch eher der autosuggestive Glaube in die Überlegenheit des eigenen Ansatzes die Profis stärkte, spielte nicht die große Rolle. Die Nationalmannschaft ging voller Zuversicht ins Turnier. Nur das zählte.

Vorbereitungen machen Hoffnung

2006 bei der WM im eigenen Land etwa überhöhte Jürgen Klinsmann die Arbeit seiner Fitnessgurus dermaßen, dass mancher Profi wirklich glaubte, der Crashkurs mit selbstbewussten grimmigen Männern namens Verstegen und Forsythe habe die eigenen Defizite über Nacht verschwinden lassen. Halbfinale. Leider zeigten sich die Italiener dann weitgehend immun gegen die deutsche Euphoriewelle.

2008

reiste dann Michael Ballack mit dem Trauma des verlorenen Champions-League-Finales seines Chelsea London gegen Manchester United zur EM nach Polen. Er spielte dennoch ordentlich. Finale.

2010

fiel er dann kurzfristig verletzt aus (und durfte nie mehr zurückkehren). Die Taktik war über den Haufen geworfen. Die neue Löw-Elf spielte danach dennoch ein starkes Turnier, obgleich sie doch auf ihren Capitano nicht verzichten zu können schien. Und ihr keine Zeit blieb, sich ohne ihn einzuspielen.

Der Geist von Südtirol

Joachim Löw wird diesmal die Dortmunder und Bayern also frühzeitig vereint wissen. Das Pokalfinale beider Fraktionen ist dann allerdings noch nicht lange Geschichte. Es ist nicht unbedingt ein Vorteil, dass sich die Kombattanten so schnell wiedersehen. Immerhin: Der Geist von Südtirol, er hat diesmal genug Zeit, um seine volle Kraft zu entfalten.

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Im ersten WM-Spiel trifft die Elf dann auf Portugal. Die Portugiesen, es sei noch einmal daran erinnert, werden erst später in die Vorbereitung einsteigen können. Einer ihrer Profis muss noch am 24. Mai ein Spiel für seinen Klub bestreiten. Es ist leider nicht ein Hinterbänkler, das macht es ein bisschen schwierig mit dem Einspielen.

Ob das alles so ein großer Vorteil für Löws Mannen sein wird, muss allerdings bezweifelt werden. Vor allem dann, wenn der junge Herr auch noch das letzte Spiel dieser Vereinssaison gewinnen sollte, droht Ungemach. Er wird dann noch selbstbewusster sein als ohnehin schon.

Sein Name: Cristiano Ronaldo.

Von Mathias Schneider

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