Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International oder Human Rights Watch haben erst jüngst festgestellt, dass die Lage für Wanderarbeiter auf den Baustellen in Katar weiterhin schlecht ist, auch wenn es kleine Fortschritte gegeben hat. Die Menschenrechtslage ist auch der Grund, warum mehrere Sponsoren der niederländischen Fußball-Nationalmannschaft nicht zur Weltmeisterschaft reisen werden. Ein Sprecher der Großbank ING, Hauptsponsor von Oranje, bestätigte am Donnerstag einen entsprechenden Bericht der Tageszeitung De Telegraaf. "Die Menschenrechtslage in Katar ist der Grund, warum wir bei diesem Turnier nichts tun werden", sagte der Sprecher. Der Zeitung zufolge reisen auch andere Sponsoren wie Telekomprovider KPN, die Supermarktkette Albert Heijn oder die Niederländische Lotterie nicht zur WM und würden auch für ihre Geschäftskontakte keine Karten bestellen.
ING will auch keine Reklame schalten rund um die WM, die vom 21. November bis 18. Dezember in dem Wüstenstaat stattfindet. Der Sponsor will sich in diesem Jahr auf die Unterstützung der Oranje-Frauen konzentrieren. Inwieweit die übrigen Sponsoren ebenfalls keine Werbekampagnen führen werden, ist noch unklar.
WM-Organisatoren geben Ausbeutung zu – ein bisschen
Unterdessen haben die WM-Organisatoren in Katar die Ausbeutung von Arbeitern bei mindestens zwei Fußball-Turnieren zugegeben. Drei Firmen hätten sich in mehreren Bereichen nicht an Regeln gehalten, hieß es in einer Stellungnahme des WM-Organisationskomitees. Diese Verstöße seien "absolut inakzeptabel" gewesen. Die Menschenrechtsorganisation hatte zuvor einen Bericht veröffentlicht und privaten Sicherheitsfirmen in Katar darin die Ausbeutung von Arbeitsmigranten vorgeworfen.
Diese seien "schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen" ausgesetzt, die "teilweise Zwangsarbeit" entsprächen, teilte Amnesty am Mittwoch mit. So hätten Arbeiter gegen ihren Willen und unter Androhung von Strafen Arbeit verrichten müssen. "Manche von ihnen mussten bis zu 84 Wochenstunden arbeiten - und das mit dem Wissen der katarischen Regierung", kritisierte die Menschenrechtsorganisation.
Verstöße bei drei Firmen
Den WM-Organisatoren zufolge kam es während der Club-WM 2020, die damals Bayern München gewann, und des Arabien-Pokals 2021 zu Verstößen bei den drei Firmen. Diese hätten "zu einer Reihe von Maßnahmen geführt, darunter das Platzieren von Auftragnehmern auf Beobachtungslisten oder schwarzen Listen, um zu verhindern, dass sie bei zukünftigen Projekten arbeiten – inklusive der Fifa Weltmeisterschaft - bevor diese Auftragnehmer dem Arbeitsministerium für weitere Untersuchungen und Strafen gemeldet wurden". Das Organisationskomitee unternehme alles, um die Arbeiter zu schützen.