POKAL-FINALE Vierter Pokalsieg für Schalke

Der FC Schalke 04 hat den Pokal-Triumph aus dem Vorjahr wiederholt und Vizemeister Bayer Leverkusen den zweiten finalen K.o.-Schlag versetzt.

Ein »Kunstschuss« von Jörg Böhme (45. Minute), der die Führung von Dimitar Berbatow (27.) ausglich, sowie die Treffer von Victor Agali (68.), Andreas Möller (71.) und Ebbe Sand (85.) bescherten den »Königsblauen« am Samstag in Berlin den vierten Pokalsieg. Beim 4:2 (1:1)-Erfolg erzielte Ulf Kirsten in der 89. Minute sein »Abschiedstor«. Dennoch hatten 70.000 Zuschauer Mitleid mit Leverkusen, das vier Tage vor dem Champions-League-Finale gegen Real Madrid auch den zweiten Titel verspielte.

FIFA-Schiedsrichter Franz-Xaver Wack, der das 59. Pokal-Finale gut im Griff hatte, verbannte in der zweiten Hälfte beide Trainer auf die Tribüne und zeigte Agali in der 90. Minute wegen Unsportlichkeit die Rote Karte. Schlechte Verlierer gab es auch: Viele Leverkusener ließen die Übergabe der Silbermedaille durch Bundespräsident Johannes Rau sausen - und als die Schalker geehrt wurden, waren das Bayer-Team und die Verantwortlichen schon in den Katakomben verschwunden.

Das zweite (Titel-)Ass sollte stechen. »Aber wenn man die zweite Halbzeit so spiel, dann kann man nichts gewinnen«, sagte Carsten Ramelow, der den wegen eines Kreuzbandrisses fehlenden Jens Nowotny glänzend vertrat. Leverkusen übernahm nach einer guten Viertelstunde die Initiative und machte klar, dass das fatale Bundesliga-Finale aus den Köpfen vertrieben ist. »Wir hatten das Spiel eigentlich im Griff«, so Manager Reiner Calmund. Nach dem Ausgleich kippte das Spiel aber und dann war das von uns einfach zu wenig.»

Nach Möllers Freistoß (14.), den Jörg Butt entschärfte, trumpfte Bayer auf: Neuvilles Schuss nach Nemec-Fehler lenkte Nico van Kerkhoff zur Ecke. Bernd Schneider prüfte Schalkes Keeper Oliver Reck, der mit beiden Fäusten klären konnte, und noch zwei Mal mit gefährlichen Freistößen. Und Ze Robertos Fallrückzieher ging knapp am Tor vorbei. Das 1:0 lag förmlich in der Luft. Beim Führungstreffer verlängerte Berbatow einen Lucio-Schuss ins Tor. Reck, der in seinem siebten Pokalfinale den fünften Titel holte, war machtlos. Und durfte sich später wie Kollege Möller Freuen: »Es war ein hartes Stück Arbeit. Aber durch das tolle Tor von Böhme sind wir wieder ins Spiel gekommen.«

Zu Beginn fehlte die ordnende Hand

Bayer-Trainer Klaus Toppmöller war zunächst erleichtert. »Ich bin froh, dass Emile nicht dabei ist«, hatte er schon vor dem Anpfiff gesagt. Schalkes Emile Mpenza hatte am Morgen einen vergeblichen Härtetest unternommen und wurde offiziell wegen einer Oberschenkelverletzung aus dem Kader gestrichen. »Er hat uns auch in der Bundesliga schon einige Spiele gefehlt«, sagte Huub Stevens.

Der belgische Nationalspieler fehlte den Königsblauen - und zunächst auch eine ordnende Hand. Sand und Agali standen so oft auf verlorenem Posten. Erst Böhme brachte die »Knappen« unmittelbar vor dem Seitenwechsel zurück ins Spiel. Wie vor einem Jahr im Finale an selber Stelle »zauberte« der von Rudi Völler für die WM Ausgebootete den Freistoß um die Mauer ins Tor.

Zur zweiten Halbzeit musste Schalkes scheidender Trainer Huub Stevens auf die Tribüne. Er soll Wack auf dem Weg in die Kabine beleidigt haben und konnte schon mal die Tribünensicht bei seinem neuen Arbeitgeber Hertha BSC testen. Per Telefon konferierte der Holländer ständig mit seinem Co Holger Gehrke, der wiederum in ständigem Kontakt mit Manager Rudi Assauer stand. Nach gut einer Stunde folgte Stevens auch Kollege Toppmöller.

Die »Verbannten« sahen nach dem Wechsel einen munteren Schlagabtausch. Und eine Schalker Mannschaft, die dank des Ausgleichs mächtig Auftrieb bekommen hatte. Das Spiel gänzlich zum Kippen brachte Mpenza-Ersatz Agali nach 68 Minuten. Der Stürmer aus Nigeria tanzte Lucio aus und ließ Butt mit einem Flachschuss ins lange Eck keine Chance. Nur drei Minuten später machte Möller den Sack zu. Fast von der gleichen Position an der Strafraumgrenze aus schloss er zum 3:1 ab. Kurz darauf verließ er entkräftet den Platz. Den Schlusspunkt setzten Sand mit seinem Kopfball und Kirsten mit dem 4:2-Endstand.

Ulli Brünger und Jens Mende, dpa

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