Vor dem Spiel gegen Schottland Den beiden Marios droht Ungemach

Am Sonntagabend spielt die deutsche Nationalelf gegen Schottland. Mario Götze und Mario Gomez könnten gnadenlos ausgepfiffen werden. Der eine wegen Dortmund, der andere wegen Scholl.

Nach der WM ist vor der EM - doch es ist ein unruhiger Start der Deutschen in die Qualifikation. Die Niederlage gegen Argentinien im Rücken und die dazugehörigen Pfiffe, dazu einige Verletzte und ein Gegner, der bekanntlich beißen kann: Vor dem Spiel gegen Schottland ist die Stimmung durchwachsen.

Jogi Löw hat das Publikum in Dortmund daher um Unterstützung gebeten. "Pfiffe gegen eigene Spieler halte ich für nicht fair", sagte er, nachdem der glücklose Mario Gomez beim 2:4 gegen Argentinien in Düsseldorf ausgepfiffen worden war. "Dortmund steht für Unterstützung", so Löw - und betonte dies ebenso für die Alternative im Sturm, Mario Götze. Der wird nach seinem Wechsel zum FC Bayern bekanntlich an alter Wirkungsstätte geächtet. "Morgen ist er ein Nationalspieler", sagte Löw. Er erwarte, dass das Dortmunder Publikum ihn als Weltmeister "feiern" werde.

Mario Gomez wird gegen Schottland wohl nicht von Anfang seine Bewährungschance bekommen. Noch immer sucht der Stürmer nach langer Verletzung seine Form, dazu ist die Unruhe um ihn groß nach seinen verpassten Chancen gegen Argentinien. Löw sichert ihm zwar allenthalben Rückendeckung zu, sagt aber auch: "Es wird nicht das alles Entscheidende sein, ob er von Anfang spielt." Stattdessen wird wohl WM-Finaltorschütze Mario Götze in der Startformation stehen.

Sicher ist, dass Jérôme Boateng ins Team zurückkehren wird - als einziger der gegen Argentinien verletzten Spieler. Er habe ohne Probleme trainiert und werde "auf jeden Fall" auf dem Platz stehen, sagte Löw. Fehlen werden weiterhin Mats Hummels, Mesut Özil und Sami Khedira.

Gomez gibt auch Scholl eine Teilschuld am Buhmann-Image

Auch unter den Spielern sind die Pfiffe gegen Argentinien ein Thema. "Ich glaube, das Dortmunder Publikum ist schlau genug", hofft André Schürrle. Die 25 Tore, die Mario Gomez in 60 Länderspielen schoss, scheinen momentan jedoch weniger zu zählen als die vergebenen Chancen. Das negative Image sei bei ihm "typbedingt - und liegt eben in meiner Historie", glaubt Gomez selbst. Mitschuld sei daran auch TV-Experte Mehmet Scholl. Der hatte sich während der EM 2012 öffentlich gesorgt, dass der Spieler sich während einer Partie "wund gelegen" habe und man ihn vielleicht "wenden" müsse. Nachtragend gibt sich Gomez dennoch nicht. "Er wusste nicht, was er da anrichtet."

Insgesamt dürfen sich die deutschen Fußball-Lieblinge aber nach der WM auf einen warmherzigen Empfang im Signal-Iduna-Stadion einstellen. "Wir müssen jetzt die nächste Hürde nehmen", sagte Löw. "Die Spieler wissen, der Alltag wird hart gegen Schottland, Polen, Irland und Georgien." Fünfter Gruppengegner ist Fußballzwerg Gibraltar. Auch Weltmeister Schürrle sagte: "Wir sind immer noch ein bisschen im WM-Rausch, aber wir haben keine Wahl, wir müssen den Schalter umlegen. Unser klares Ziel ist Platz eins in der Gruppe!"

Gegen Schottland erwartet Jogi Löw 90 Minuten harte Maloche. "Die Schotten werden sich mit allem, was sie haben, uns in den Weg stellen. Sie haben nichts zu verlieren gegen den Weltmeister." Die Schotten sind seit einem Jahr ungeschlagen und haben gleich zweimal gegen den WM-Teilnehmer Kroatien gewonnen. "Diese Mannschaft wird uns alles abverlangen."

Während die Buchmacher Weltmeister Deutschland als ganz klaren Favoriten gegen Schottland ausgemacht haben, spricht die Statistik keine gar so deutliche Sprache: Die Bilanz der Deutschen gegen Schottland ist mit sechs Siegen, fünf Unentschieden und vier Niederlagen nur knapp positiv. Das letzte Aufeinandertreffen liegt elf Jahre zurück. Immerhin: Damals gewann die deutsche Mannschaft ebenfalls in der EM-Qualifikation und ebenfalls in Dortmund mit 2:1.

car/mit DPA

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