Nach Frings-Sperre Borowski oder Kehl?

Wer ersetzt Torsten Frings im Halbfinale gegen Italien? Tim Borowoski, der deutsche "Allrounder" im Mittelfeld; oder Sebastian Kehl, der "Spezialist" für die Defensive? Klinsmann lässt sich noch nicht in die Karten schauen.

Nach der Sperre gegen Torsten Frings steht Jürgen Klinsmann vor einer schwierigen Personalentscheidung bei der Besetzung der Defensiv-Zentrale im deutschen Mittelfeld. Aber der Bundestrainer zeigte sich überzeugt, dass auch "Plan B" im WM-Halbfinale gegen Italien greifen wird. "Wir planen immer, dass alle Spieler Gewehr bei Fuß stehen. Wir sind auf alle Situationen vorbereitet", versicherte Klinsmann.

Borowski ist der erste Ersatzmann im 23-köpfigen Kader. "Mit der Rolle des zwölften Mannes habe ich mich abgefunden", sagte er am Sonntag, als von einer Sperre seines Bremer Vereinskollegen Frings noch gar keine Rede war. "Es geht nicht um einzelne Personen, sondern den Erfolg des Teams. Da ist es egal, wer in der Startelf steht."

Ambitionierter Reservist

Nur im Eröffnungsspiel gegen Costa Rica (4:2) kam der 26-Jährige in der Anfangsformation zum Zuge, als Ersatzmann für den an der Wade verletzten Kapitän Michael Ballack. Anschließend wurde Borowski in jeder Partie eingewechselt und erfüllte seinen Job insbesondere im Viertelfinale gegen Argentinien hervorragend, als er auch den 1:1- Ausgleich von Miroslav Klose per Kopf vorbereitete. Im Elfmeterschießen demonstrierte er als Schütze zudem Nervenstärke, verwandelte souverän. "Ich konnte die Rolle als zwölfter Mann bislang gut umsetzen", bemerkte Borowski, der erläuterte: "Wenn man reinkommt, versucht man nochmal ein paar Prozent draufzulegen."

Für Borowski als Frings-Vertreter spricht, dass er im WM-Rhythmus ist. Zudem kann er praktisch jede Position im Mittelfeld besetzen. "Meine Flexibilität ist mein großes Plus", betonte er. Und allen Unkenrufen zum Trotz kann er auch mit Ballack zusammenspielen. Beim 4:2-Sieg im vergangenen September gegen Südafrika lieferte er im klassischen 4-4-2-System an der Seite des Kapitäns eine tadellose Leistung ab, erzielte damals in Bremen sogar sein erstes von bislang zwei Länderspiel-Toren.

Oder ist Kehl die logische Lösung?

"Tim hat bisher sehr gute Leistungen gebracht. Er ist knapp dran an der Stammelf", sagte Ballack. Der Kapitän würde aber auch Kehl die Frings-Rolle zutrauen. "Wenn er reinkommt, kann er das genauso gut spielen, da wäre mir überhaupt nicht bange." Zumal Kehl eigentlich der logische Ersatzmann für Frings wäre. Der 26 Jahre alte Dortmunder ist im deutschen Kader neben Frings der Spezialist für die so genannte Sechser-Position. Allerdings hat Kehl im Turnierverlauf bislang nur zwei Kurzeinsätze absolviert; 19 Minuten gegen Costa Rica sowie die letzten sechs Minuten beim 2:0-Erfolg gegen Schweden.

"Es hat mir gut getan, zwei Mal eingewechselt worden zu sein", sagte Kehl, der aber einräumte, dass er dadurch noch keinen Spielrhythmus bekommen habe. Wirklich beweisen als Abräumer vor der Abwehr konnte sich Kehl in der Ära Klinsmann erst einmal: Bei seinem Länderspiel-Comeback nach fast zwei Jahren am 22. März beim 4:1 gegen die USA - ausgerechnet im Halbfinal-Stadion von Dortmund. Wenn gegen Italien seine große WM-Stunde schlagen sollte, will Kehl jedoch da sein und Frings würdig vertreten: "Wenn plötzlich die Chance kommt, muss man topfit und hellwach sein."

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Klaus Bergmann und Jens Mende/DPA

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