Vor dem Togo-Spiel Frankreichs letztes Gefecht?

Die "Grande Nation" zittert dem Spiel gegen Togo entgegen. Nur ein Sieg kann erneut ein blamables Ausscheiden nach der Vorrunde verhindern. Und das ohne Zidane.

Die "Grande Nation" steht bei der Fußball-WM vor ihrer Schicksalsfrage. Wird das entscheidende Vorrundenspiel gegen Togo am Freitag (21.00 Uhr) in Köln das letzte Gefecht oder der Aufbruch zu neuem Ruhm für den bisher enttäuschenden Weltmeister von 1998 sein? Der Schlachtruf "Allez les Bleus" weist zwei Wege: Den ins Achtelfinale oder den nach Hause. So wie nach dem schmachvollen und torlosen Vorrunden-K.o. bei der WM 2002 in Südkorea.

"Ein Ausscheiden wäre schlimmer als das Scheitern von 2002, denn die Mannschaft von heute ist besser und in sich gefestigter", meinte Patrick Vieira. Der Mittelfeldspieler von Juventus Turin, der am Freitag gleich zwei Jubiläen feiert - 30. Geburtstag und 90. Länderspiel - wird die "Blauen" als Kapitän an Stelle des gelb- gesperrten Zinédine Zidane aufs Feld führen. "Wir werden auch für Zizou spielen. Jetzt müssen wir anderen eben mehr Verantwortung übernehmen. Wir haben genug Spieler, die mit dem Ball umgehen können. Wir haben große Lust, am 9. Juli in Berlin im Finale zu stehen", meinte Vieira siegessicher.

Zidane muss auf der Bank bleiben

Auch Trainer Raymond Domenech hat entgegen der Volksmeinung - 57 Prozent der Franzosen glauben nicht einmal ans Achtelfinale - noch immer diese Illusion. "Ich bin optimistisch, dass wir die nötigen zwei Tore mehr als Togo schießen und weiter kommen werden", sagte Domenech vor dem erstmaligen Aufeinandertreffen mit dem bereits ausgeschiedenen Team aus der ehemaligen französischen Afrika-Kolonie.

Um den bisher vermissten Tordrang der "Blauen" zu aktivieren, wird Domenech die allseits gewünschte Kurskorrektur im Angriffsspiel vornehmen. Ironie des Schicksals, dass er ausgerechnet dann der Forderung Zidanes nach zwei Spitzen nachkommt, wenn dieser an seinem 34. Geburtstag seine Sperre absitzt. Mit David Trezeguet wird Domenech dem bisher im Sturm allein gelassenen Thierry Henry einen Partner zur Seite stellen und das System auf ein 4-4-2 umstellen. Henry (34 Treffer) und Trezeguet (32) sind Frankreichs beste Torschützen hinter Rekordmann Michel Platini (41). Zidanes Rolle im offensiven Mittelfeld soll der als sein Nachfolger auserkorene Franck Ribéry übernehmen und für mehr Dynamik sorgen. Den gleichfalls gelb-gesperrten Eric Abidal ersetzt Mikael Silvestre.

"Wir spielen mit dem Herzen unseres Landes"

Togo wird sich auf eine stürmische "Équipe tricolore" einstellen müssen, die für ihre letzte Chance alles geben will. Für die nach zwei Niederlagen bereits ausgeschiedenen Westafrikaner geht es gegen den ehemaligen Kolonialherren um mehr als nur das Prestige. "Wir spielen mit dem Herzen unseres Landes. Gegen Frankreich wollen wir uns erhobenen Hauptes von der WM verabschieden", sagte Torwart Kossi Agassa. In der Fußball-begeisterten Heimat hat nach dem ermüdenden Prämienpoker das Image der Nationalmannschaft schwer gelitten.

"Wir wollen drei Punkte für uns und unsere Familien", meint Starspieler Emmanuel Adebayor von Arsenal London, der am Freitag seinem Vereinskameraden Henry gegenüber stehen wird. In die Reihen der meist bei französischen Zweitligisten spielenden Togoer kehrt Abwehrchef Jean-Paul Abalo in die Viererkette zurück. Vor dem einzigen Torschützen des WM-Neulings hat auch Vieira Respekt: "Auf Mohammed Kader müssen wir aufpassen. Er läuft mit 3000 Stundenkilometern."

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Reinhard Schwarz und Marc Zeilhofer/DPA

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