Kleine Revolution in Russland WM 2018 im Stil des Super Bowl? Löw und Co. könnten mit Headset auflaufen

Joachim Löw und Thomas Schneider an der Seitenlinie WM 2018
Werden bei der WM 2018 wohl mit Headset coachen: Bundestrainer Joachim Löw und sein Assistent Thomas Schneider
© Laci Perenyi/ / Picture Alliance
Man kann schon von einer kleinen Revolution sprechen, wenn man sich Joachim Löw mit Tablet und Headset an der Seitenlinie vorstellt. Genau das soll bei der WM 2018 in Russland eintreffen. Die Entscheidung pro Videobeweis wird ebenfalls erwartet. Ist die große Bühne bereit für den Einzug der Technik?

Was im American Football schon lange angewandt wird, hält nun auch im Volkssport Nummer eins Einzug. Knapp 100 Tage vor Start der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland treffen sich die teilnehmenden Nation in Sotschi, um sich über die Anwendung neuer Technik beim kommenden Großereignis zu beraten. Gemeint ist hiermit zum einen der Videobeweis und zum anderen die Verwendung von Headset und Tablet am Spielfeldrand.

Kommunikation mit der Tribüne: WM 2018 wird zum Technik-Turnier

Den Workshop besuchte "Assi" Thomas Schneider und er schien begeistert von den Plänen, nach denen im Sommer erstmals bei einem großen Turnier die Kommunikation zwischen Seitenlinie und Tribüne gestattet werden soll. Eben diese Kommunikation ist während des laufenden Spielgeschehens momentan untersagt. Bei der Nationalelf sitzt Co-Trainer Oliver Sorg in der ersten Halbzeit regelmäßig auf der Tribüne und berichtet während der Halbzeit von den taktischen und spielerischen Eindrücken aus der Sicht von oben. In Russland soll die Kommunikation dann auch während der Partie via Headset möglich sein. Im American Football ist diese Methode schon lange Gang und Gebe. Auch die Übermittlung von Screenshots an die Trainerbank soll über ein Tablet gestattet werden. Thomas Schneider spricht sich klar für die Methode aus: "Die technische Innovation hält im Fußball auch auf der Bank Einzug. Das ist eine Neuerung, die uns Trainern mehr Möglichkeiten gibt".

Ist der Videobeweis bereit für die ganz große Bühne?

Kaum ein anderes Thema im Fußball erhitzt die Gemüter und spaltet die Lager so wie der Videobeweis. Der von einigen Befürworten hochgelobte und von Kritikern als gescheitert erachtete Videobeweis ist seit dieser Saison das erste Mal in der Bundesliga im Einsatz. Fakt ist, dass der Videobeweis polarisiert. Viele Entscheidungen entfachen durch den Eingriff der Video-Schiris neue Diskussionen und schaffen es nicht, für Klarheit zu sorgen. Dazu kommt noch die lange Wartezeit und die Ungewissheit der Fans im Stadion. Oftmals auch, nachdem ein Tor vorerst gegeben wurde. Das würde bei einem Ereignis wie der WM natürlich auf Kosten der Stimmung gehen. Darüber hinaus weist der Videobeweis keine fehlerfreie Quote auf.

Bleibt also die Frage offen, ob das Verfahren für die ganz große Bühne bereit ist und wenn ja, ob es sinnvoll ist. Assistenzcoach Schneider stellt sich auch hier auf der Seite der Technik. "Der Videobeweis kann nicht den Anspruch haben, zu hundert Prozent für Gerechtigkeit zu sorgen oder alle Szenen richtig zu entscheiden. Aber eines ist sicher: Der Videobeweis macht das Spiel gerechter", sagte er nach dem Workshop in Sotschi. Am kommenden Samstag wird in Zürich darüber abgestimmt, ob der Videobeweis Einzug in das Turnier erhält.

fk mit DPA

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