Eine Fußball-WM trotz Menschenrechtsverletzungen, trotz vieler toter Arbeiter beim Bau der Stadien, trotz Frauenfeindlichkeit und Homophobie im Gastgeberland – das Weltturnier in Katar wird wenige Tage vor dem Eröffnungsspiel am kommenden Sonntag vehement kritisiert. Die Vergabe des Turniers an den Wüstenstaat sei zudem ein Lehrbeispiel für eine verkaufte WM. Nie sei eine Ausgabe der größten Fußballevents der Welt umstrittener gewesen, heißt es weiter.
Fußball-WM: Unschuld längst verloren
Die öffentlichen Diskussionen mögen tatsächlich beispiellos sein, ihre Unschuld haben die Fußball-Weltmeisterschaften aber schon lange vor der Vergabe des Turniers an das Emirat am Persischen Golf verloren. Spätestens mit der WM 1978 in Argentinien, die für die grausame Militärjunta eine ähnliche PR-Veranstaltung war wie die Olympischen Spiele 1936 für Nazi-Deutschland. Doch auch bei anderen Turnieren bestimmten das große Geld, die Missachtung von Not und Tod und eine Auffassung von Fußball, die allein in Europa Tradition und Kultur sehen will, eine Rolle.
Manchmal wurden die (angeblichen) Machenschaften auch erst lange nach dem Turnier publik – wie etwa beim Sommermärchen 2006 in Deutschland. Die genannten Beispiele sind allerdings keine Rechtfertigung für die Umstände, unter denen die WM an Katar vergeben wurde und unter denen sie dort stattfinden wird.