
Dass die WM überhaupt an das Junta-Argentinien vergeben wurde, ist aus heutiger Sicht kaum zu glauben. Hier der Blick in eine Folterzelle in der berüchtigten Militärakademie Esma (heute ein Museum). Diese liegt nur gut 2000 Meter vom River-Plate-Finalstadion entfernt. Die Insassen konnten wohl die Begeisterung und den Torjubel in ihren Zellen hören. Es gibt Berichte, wonach die Gefolterten mit ihren Peinigern nach argentinischen Siegen an Jubelkorsos teilnahmen, ohne dass jemand auf ihr Schicksal aufmerksam wurde. 5000 Menschen sollen allein in den Geheimgefängnissen gestorben sein, insgesamt fielen dem Staatsterror rund 30.000 Menschen zum Opfer. Das Schicksal zahlloser Verschleppter (die "Desaparecidos") ist bis heute ungeklärt. Es kam zu Kindesraub und Zwangsadoptionen. Das alles mit Unterstützung der USA und auch die damalige Bundesregierung unter Helmut Schmidt unterhielt gute Beziehungen zur Junta, obwohl auch Deutsche in den Folterkellern getötet wurden. Und dabei hatte die Junta das alles offen angekündigt, nachdem sie sich an die Macht geputscht hatte: "Wir werden 50.000 Menschen töten müssen. 25.000 Subversive, 20.000 Sympathisanten und wir werden 5000 Fehler machen." (General Luciano Benjamín Menéndez, 1976)
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