Basketball Heiß, heißer, Kaman

Von Jens Fischer, Peking
Besser hätte es kaum laufen können. Das deutsche Nationalteam hat Angola beim olympischen Auftakt sicher geschlagen. Noch viel wichtiger: Dirk Nowitzki und sein NBA-Kumpel Chris Kaman befinden sich in Top-Form. Besonders der neue deutsche Star-Center Kaman lässt die deutschen Fans träumen - mit ihm erreicht die Bauermann-Truppe eine völlig neue Qualität.

Der Medien-Trubel im Interview-Bereich ließ keinen anderen Schluss zu. Die Qualität des deutschen Basketballs hängt in erster Line von zwei Personen ab: Natürlich Dirk Nowitzki, das war seit längerem bekannt, aber auch seit einigen Wochen von einem Mann, der in der Mitte unter dem Korb spätestens seit der Auftaktpartie gegen Angola unersetzlich scheint: Chris Kaman.

Chris hier, Chris da, alle wollten nach dem sicheren 95:66 gegen den physisch deutlich unterlegenen Afrika-Meister Angola nur eines von Kaman wissen: Wie hat er sich gefühlt, wie ist es für Deutschland spielen, wie kommt er mit dem für ihn immer noch neuen europäischen Spielsystem zurecht? Und Kaman hatte auf alles eine positive Antwort. "Für mich läuft es von Spiel zu Spiel immer besser. Die ersten Partien waren wirklich hart, aber heute gegen Angola habe ich mich richtig gefühlt. Ich musste mich an das neue System gewöhnen, aber jetzt freue mich auf die nächsten Aufgaben, die werden schwer genug."

Richtig. Mit Griechenland. Spanien, China und den US-Superstars warten hohe Hürden, die für die Jungs von Trainer Dirk Bauermann nur schwer zu meistern sein werden. Aber der Sieg gegen Angola macht Hoffnung.

Tolle Stimmung zur Frühstücks-Zeit

Schon beim Einlaufen in die mit 11.000 Zuschauern überraschend gut gefüllte Basketball-Arena von Peking merkte man den Deutschen an, wie sehr sie auf dieses so wichtige Olympia-Turnier fokussiert sind. Nowitzki sprach im Vorfeld davon, hier sein "Karriere-Highlight" zu erleben, eine Einstellung, die sich in den ersten Minuten der Partie deutlich widerspiegelte. Kaman und der Star der Dallas Mavericks hatten die Partie sogleich fest in der Hand, frenetisch unterstützt vom chinesischen Publikum, deren Begeisterung für Nowitzki in den Tagen von Olympia kaum noch Grenzen kennt. Nowitzki ist ein Weltstar, hier in China wird dies mehr als deutlich.

"Es war schon sehr merkwürdig, morgens um elf Uhr hier aufzulaufen. Daher war ich auch sehr überrascht, gleich so eine Begeisterung zu erleben. Ich denke, wir dürfen uns alle auf ein wirklich tolles Turnier freuen", erklärte ein vom Druck erlöster Nowitzki direkt nach dem Spiel.

Top-Duo mit internationalem Format

Viele der chinesischen Zuschauer hatten sich bereits früh am Morgen in der Halle eingefunden, um in Stimmung zu kommen. Schließlich wartet auf sie am späten Abend eines der großen Highlights der Spiele. Die Partie gegen den Erzrivalen USA warf beim Spiel der Deutschen seine Schatten voraus. Das schien speziell Kaman anzustacheln. Von Abstimmungsproblemen mit seinen Nebenleuten war nichts mehr zu erkennen, und die Fans dürfen sich freuen: Mit ihm erreicht das deutsche Spielniveau eine völlig neue Dimension. Bauermann zeigte sich dann auch mehr als zufrieden: "Chris hat heute ein nahezu perfektes Spiel abgeliefert. Stark unter dem Korb, beweglich und auch sicher aus der Halbdistanz - dazu sind der Welt nicht viele Spieler in der Lage." Bauermann weiß genau: Nur mit Nowitzki (23 Punkte) und Kaman (24) in absoluter Top-Verfassung ist das große Ziel, das Erreichen des Viertelfinale, überhaupt möglich.

Kaman immer wichtiger

Allerdings waren die bemühten Angolaner spätestens mit Beginn des dritten Viertels kein echter Prüfstein mehr. Physisch völlig unterlegen und bei jedem Rebound deutlich im Nachteil, konnten sie einem fast ein wenig Leid tun. So konnte Bauermann es sich auch leisten, das gesamte letzte Viertel seine beiden Superstars zu schonen, die nächsten harten Aufgaben stehen bevor, die Auszeit wird ihnen gut tun. So konnten sie Kräfte sparen.

Nur wenige Minuten nach dem Spiel feuerten sich die Deutschen gegenseitig an. Sie waren zufrieden, heute haben sie jede Menge Selbstvertrauen getankt. Besonders auffällig: Keiner der Spieler ging an Kaman vorbei, ohne ihm auf die Schulter zu klopfen, ihn abzuklatschen und mental weiter aufzubauen. Jeder wusste: Wir haben einen neuen, wertvollen Baustein in unserem Spiel, auf Chris können wir in den nächsten Spielen vertrauen. Auf Nachfrage äußerte Pascal Roller, Spielmacher der Deutschen: "Chris hat mit seiner Größe das Spiel natürlich extrem dominiert und den Gegner sofort eingeschüchtert. Zusammen mit Dirk gibt er der ganzen Mannschaft so viel Selbstvertrauen, dass wir die nächsten, deutlich schwereren Aufgaben jetzt mit viel Selbstvertrauen angehen können."

Yao Ming - allgegenwärtig

Kurz vor Ende brandete in der Halle noch einmal riesiger Jubel auf. Auf dem Video-Würfel unter dem Dach wurde ein Mann eingeblendet, dem die starke Leistung der Deutschen Sorgen machen wird. Der chinesische Held und NBA-Center der Houston Rockets, Yao Ming, war da - schon Stunden vor dem Auftritt seines Lebens gegen die USA.

Am Dienstag müssen die deutschen Basketballer jetzt gegen Vize-Weltmeister Griechenland beweisen, was der Sieg gegen Angola wert ist. Nowitzki und Kaman werden dann noch stärker spielen müssen. Nur dann scheint ein Sieg gegen die Hellenen möglich zu sein.

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