Tischtennis Boll zieht durch

Timo Boll fühlt sich in seiner zweiten Heimat China pudelwohl. Das zeigt der deutsche Tischtennisstar auch an der Platte. Seine Konkurrenten lehrt er das Fürchten. Im Mannschaft-Wettbewerb ist eine Medaille nun zum Greifen nah.

Timo Boll hat Deutschland ins Halbfinale des olympischen Mannschaftswettbewerbs geschmettert und den Träumen von der ersten Tischtennis-Olympiamedaille seit zwölf Jahren enormen Auftrieb gegeben. Der Dreifach-Europameister holte beim 3:1 gegen Singapur bereits im ersten Einzel den noch benötigten Punkt zum Gruppensieg. Zuvor hatten Boll und Co. Außenseiter Kanada mit 3:0 bezwungen.

In der Runde der letzten Vier trifft die deutsche Auswahl auf Vizeweltmeister Südkorea oder den WM-Dritten Japan, als viertes Team steht Favorit China im Halbfinale. Letztmals hatte der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) 1996 in Atlanta eine Medaille gewonnen: Damals holte "Mr. Tischtennis" Jörg Roßkopf Bronze im Einzel. In der Doppel-Konkurrenz, die ab Peking durch den Team-Wettbewerb ersetzt wird, erkämpften sich 1992 Roßkopf und Steffen Fetzner Silber.

Boll eröffnete das entscheidende Gruppenspiel gegen Singapur mit einer Gala-Vorstellung. Beim Eiltemposieg gegen Cai Xiao Li (3:0) ließ gab er in nur 16 Minuten Spielzeit lediglich 14 Punkte ab. An der Seite von Christian Süß bot Boll auch im Doppel eine starke Leistung. Die Europameister besiegte Gao Ning und Yang Zi 3:0 und hatten dabei nur im letzten Satz Probleme. Schließlich machte der EM-Dritte Dimitrij Ovtcharov, der zuvor gegen Gao Ning 0:3 verloren hatte, durch ein 3:2 gegen Yang Zi den dritten Sieg im dritten Spiel perfekt.

Damen scheitern kläglich

Gegen Kanada hatte deutschlands Top-Spieler in seinem Einzel gegen Peter-Paul Pradeeban dagegen gehörige Probleme. "Beim 0:2 hat es lichterloh gebrannt. Ich brauchte einige Zeit, um richtig wach zu werden", sagte Boll, der nach dem unerwarteten Rückstand allerdings ordentlich aufdrehte und den Punkt durch ein 3:2 rettete. Zuvor hatte Ovtcharov sein Einzel problemlos 3:1 gegen Zhang Peng gewonnen. Das Doppel Boll/Süß sorgte durch ein 3:1 gegen Sheng Qiang/Pradeeban schließlich für den Endstand.

Im Gegensatz zu den Männern erlebten die an Nummer sechs gesetzten Frauen ein Debakel und schieden ohne Sieg in der Vorrunde aus. Das Ziel Viertelfinale wurde deutlich verfehlt. Bundestrainer Jörg Bitzigeio war nach dem 1:3 gegen Polen sowie dem 0:3 gegen den WM-Dritten Hongkong fassungslos: "Mir fehlen die Worte. Ich habe keine Erklärung dafür." Keine Spielerin, kommentierte die deutsche Nummer zwei Elke Schall selbstkritisch, habe trotz guter Vorbereitung Normalform erreicht.

SID
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