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Paralympics 2012 in London Eröffnungsfeier mit Knalleffekt

Auch ohne ganz große Berühmtheiten hat London den Athletinnen und Athleten der Paralympics ein rauschendes Fest zum Auftakt bereitet. Startschuss für die größten Behinderten-Weltspiele der Geschichte.

"Heroes!" - Die Lautsprecher-Boxen im Londoner Olympia-Stadion waren an ihrer Leistungsgrenze, als David Bowies Hymne erklang. Queen Elizabeth II. brauchte rote Ohrstöpsel, aus dem Stadionhimmel regnete es Lametta. London hat den 4.200 behinderten Sportlern aus 165 Nationen einen begeisternden Empfang bereitet, der dem Olympia-Aufakt knapp fünf Wochen zuvor in kaum etwas nachstand - auch ohne die ganz großen Namen des Showbusiness.

"Das war schon beeindruckend. Dass es so dicht dran war vom Gefühl an Olympia, die identische Begeisterung, das zeigt doch auch, dass der Sport der behinderten Menschen in die Mitte der Gesellschaft gerückt ist", sagte Bundespräsident Joachim Gauck, der auf der Ehrentribüne an der Seite der Queen mitgefeiert hatte. Von der königlichen Familie waren auch Prinz William und seine Frau Kate sowie die Queen-Kinder Prinz Edward und Prinzessin Anne da.

Fast jeder fünfte Brite verfolgte die fast vier Stunden lange Feier am Fernseher. Der übertragende Sender Channel 4 meldete weit mehr als elf Millionen Zuschauer. "Herzlich willkommen bei den größten Paralympics aller Zeiten", rief Philip Craven, der Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC), ins weite Rund und ergänzte: "Habt Spaß!" Mit der Zahl der Teilnehmer und der vertretenen Nationen, 2,5 Millionen Zuschauern in den Stadien und einem Milliardenpublikum am TV brechen die Spiele von London alle Rekorde. In der ARD sahen 1,8 Millionen Zuschauer die Feier.

"Ich wünsche mir, dass wir nicht in Watte gepackt werden"

"An diese Spiele wird man sich erinnern", betonte auch Organisationschef Sebastian Coe am Mittwoch im ausverkauften Olympiastadion, ehe um 23.13 Uhr Ortszeit von Queen Elizabeth II. die offizielle Eröffnung folgte. "Macht euch darauf gefasst, dass ihr bewegt sein werdet", rief Coe dem Publikum in aller Welt zu.

Die aus mehr als 200 Athleten, Trainern und Funktionären bestehende deutsche Mannschaft in ihren rosafarbenen und hellblauen Anzügen mit weißen Hosen wurden von der sehbehinderten Schwimmerin Daniela Schulte als Trägerin der schwarz-rot-goldenen Fahne angeführt. Viele tanzten, beeindruckt von der Kulisse der 62.000 Zuschauer im ausverkauften Olympiastadion, ausgelassen.

"Ich wünsche mir, dass wir mehr Aufmerksamkeit kriegen und ganz genauso behandelt werden wie Nicht-Behinderte, nicht in Watte gepackt werden", sagte Schulte vor ihren vierten Spielen. Schwimm-Kollegin Kirsten Bruhn freute sich für Schulte: "Es hätte keinen besser treffen können."

Den ersten Höhepunkt der Eröffnungsfeier erlebten die Zuschauer gleich zum Party-Auftakt, als Stephen Hawking auf der Bühne erschien. Der von einer Nervenkrankheit betroffene Wissenschaftler hatte die Rolle als Erzähler übernommen unter dem Motto "Enlightenment" - Aufklärung und Erleuchtung.

"Immer noch zu viele Barrieren, die wir beseitigen müssen"

Im Zentrum der Feier stand das kleine Mädchen Miranda, eine Figur von Shakespeare, die mit Hawking das Publikum aufforderte, auf eine virtuelle Reise durch die Historie der Wissenschaft zu gehen. Als viele der Paralympics-Athleten, die an elf Tagen um insgesamt 1.509 Medaillen kämpfen, ins Stadion einzogen, erreichte die Party ihren Höhepunkt - vor allem beim grandiosen Finale mit dem Auftritt der britischen Sportler und dem Song "Heroes" - viele der Paralympioniken sind allein durch ihre Teilnahme schon zu Helden geworden.

Als Einstimmung auf das weltgrößte Behindertensportfest erhielten die deutschen Athleten eine Botschaft von Angela Merkel. "Ich kann Menschen mit Behinderung nur ermutigen, sich politisch zu engagieren. Es gibt aber leider in unserem Leben insgesamt immer noch zu viele Barrieren, die wir beseitigen müssen, auch wenn wir dabei Fortschritte machen", sagte die Kanzlerin der "Paralympics Zeitung", einer Sonderbeilage von "Tagesspiegel", "Zeit" und "Handelsblatt".

Die Themse-Metropole feiert in diesem Sommer nicht nur die größten Spiele der Geschichte, sondern auch die Rückkehr der Paralympics auf die Insel. 1948 fanden in Stoke Mandeville die ersten Wettbewerbe für Behinderte statt. Als Gründervater gilt der deutsche Arzt Ludwig Guttmann, der vor den Nationalsozialisten nach Großbritannien geflohen war.

Manuel Schwarz und Michael Donhauser, DPA DPA

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