Basketball-EM Mauer-Auftritt von Nowitzki & Co.

Auf dem Weg in das Viertelfinale haben die deutschen Basketballer gegen Frankreich zum Auftakt der EM-Zwischenrunde einen schweren Rückschlag hinnehmen müssen. Überragender Mann auf dem Feld war ein französischer NBA-Kollege von Dirk Nowitzki.

Der DJ hatte es gut gemeint. Kurz vor Spielbeginn legte er eine Platte auf, die den deutschen Spielern ein Schmunzeln ins Gesicht malte. "Viva Colonia" dröhnte aus den Boxen der Madrid Arena, dieses auch mit zwei Promille problemlos mitzugröhlende Karnevals-Gute-Laune-Lied. Oben auf der Zuschauertribüne probten die hundert deutschen Fans gleich eine Polonaise - und unten auf dem Feld wirkte die Basketball-Nationalmannschaft ebenfalls lange wie in Schunkelstimmung. Im ersten Spiel der Zwischenrunde bei der Europameisterschaft gegen Frankreich ließ das Team Zweikampfhärte und Einsatzbereitschaft vermissen. 66:78 ging die Partie am Samstagabend verloren.

"Das war entschieden zu wenig ", sagte Bundestrainer Dirk Bauermann, "ich habe Galligkeit vermisst, wir hätten mehr Energie investieren müssen." Der maue Auftritt kann die Auswahl des Deutschen Basketball-Bundes noch teuer zu stehen bekommen. Ziel ist das Erreichen des Finales - das ist nun in weite Ferne gerückt. Nur mit Siegen gegen Slowenien am Montag und gegen Italien am Mittwoch kann die Mannschaft sich noch eine Chance auf den Einzug ins Viertelfinale erarbeiten. "Wir stehen jetzt an einem Wendepunkt", sagt Spielmacher Pascal Roller. "Entweder wir legen noch mal richtig zu, oder das Turnier ist für uns gelaufen."

Tony Parker war bester Mann auf dem Feld

Bester Schütze des Abends war Dirk Nowitzki mit 28 Punkten. Doch der beste Mann auf dem Feld war er nicht. Der spielte im Team der Franzosen und hieß Tony Parker. Der Regisseur des NBA-Champions San Antonio Spurs kontrollierte die Partie nach Belieben; er bestimmte das Tempo, schüttelte seine Gegner ab wie Fliegen und erzielte 23 Punkte. Im Nebenjob sozusagen, denn Parkers Hauptaufgabe war die Organisation des Spiels.

Im Vergleich mit Parker blieb Dirk Nowitzki an diesem Abend blass. Er bemühte sich, versuchte sich mit aller Kraft gegen die Niederlage zu stemmen - und war dabei oft allein. Die Hilfe seiner Mitspieler, die ihn zu überragenden Leistungen gegen die Türkei und gegen Litauen getragen hatten, fehlte am Samstag. "Die Franzosen waren schlagbar", sagte Nowitzki, "umso ärgerlicher ist unser Auftritt. Das war kein glorreiches Spiel."

"Wussten, dass wir als Mannschaft besser sind"

Frankreichs Trainer Claude Bergeaud hatte für die Bewachung von Nowitzki, einem der besten Werfer bei der Europameisterschaft, einen außergewöhlichen Plan: keinen. "Uns war es egal, ob Dirk heute 20 oder 30 Punkte macht", sagte Boris Diaw, der in der NBA für die Phoenix Suns spielt und Nowitzki (Dallas Mavericks) gut kennt. "Wir haben uns auf uns selbst konzentriert, weil wir wussten, dass wir als Mannschaft besser sind."

Konzentration auf die eigenen Stärken lautet nun auch das Programm der Deutschen bis zum Montagabend. "Das Spiel muss raus aus den Köpfen", sagte Aufbauspieler Mithat Demirel. "Das einzige was wir daraus mitnehmen, ist die Erkenntnis, dass wir mit mehr Willen jedes Team schlagen können."

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