Das erste Etappenziel haben die deutschen Basketballer mit der Qualifikation für die Zwischenrunde bei der EM erreicht. Die Ausgangsposition ist jedoch schlecht. Als einzige Mannschaft nimmt die DBB-Auswahl keinen Sieg aus der Vorrunde mit und steht vor dem ersten Spiel gegen Spanien enorm unter Druck.
Im Falle einer Niederlage rückt das Viertelfinale und damit auch die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2012 in London in weite Ferne. "Es wird brutal schwer, das wissen wir. Wir müssen weniger Fehler machen und wieder besser zusammenspielen", sagte Dirk Nowitzki vor dem Duell mit dem Titelverteidiger. Womöglich könnte es das drittletzte Spiel des Superstars im Nationaltrikot sein.
Nur Olympia ist für Nowitzki interessant
Denn sollten die deutschen Korbjäger in Litauen den Einzug in die Runde der letzten Acht verpassen, wäre zugleich auch der Traum von der zweiten Olympia-Teilnahme in Serie geplatzt. Nur die Aussicht auf London 2012 trieb Nowitzki in diesem Sommer trotz aller Strapazen rund um den NBA-Triumph zurück in die Auswahl des DBB. "Da noch einmal dabei zu sein, wäre fantastisch", sagte der deutsche Fahnenträger der Sommerspiele 2008 stets.
Verpasst das deutsche Team den Sprung zum olympischen Qualifikationsturnier, wofür zumindest Rang sechs notwendig ist, müsste es im kommenden Sommer durch Europa tingeln, um sich für die EM 2013 in Slowenien zu qualifizieren - definitiv ohne Nowitzki, der auch ein Mitwirken an einer eventuellen Heim-EM zwei Jahre später, für die sich der DBB zusammen mit Frankreich, Italien und Kroatien bewirbt, nahezu ausgeschlossen hat. "Da bin ich zumindest sehr skeptisch", meinte der 33-Jährige, der bislang 138 Länderspiele bestritten hat.
Nowitzki wird sich steigern
Damit Nowitzki nicht bei 141 Länderspielen stehen bleibt, müssen sich die deutschen Riesen in Vilnius kräftig nach der Decke strecken. War die Vorrunde mit den Gegnern Italien, Frankreich und Serbien schon schwer, warten nun mit Spanien, Gastgeber Litauen und Vize-Weltmeister Türkei die ganz dicken Brocken. Erschwerend hinzu kommt, dass das Team als einzige Mannschaft der Gruppe keinen Sieg mitnimmt. Zwei Erfolge sind daher mindestens Pflicht, "dann sind wir ganz gut dabei", wie Bauermann skizzierte.
Der Bundestrainer setzt dabei auch auf eine Steigerung seines Superstars. "Wir werden dann auch einen Nowitzki sehen, der sein Spiel auf ein neues Niveau bringt", prophezeite Bauermann. Doch gleich zum Start geht es gegen die zuletzt schwächelnden Spanier, die mit insgesamt sechs NBA-Profis bestückt sind und angeführt von Los-Angeles-Lakers-Star Pau Gasol ihren Titel unbedingt verteidigen wollen.
Auch Spanien ist verwundbar
"Die Spanier sind der Topfavorit. Sie haben beinahe alles dabei", meinte Bauermann. Doch im Spiel gegen das iberische Starensemble liegt auch eine Chance für die DBB-Equipe - keiner erwartet zum Beginn der Sechser-Gruppe, aus der die ersten Vier das Viertelfinal-Ticket lösen, etwas von ihr. "Ich freue mich riesig auf das Spiel, weil die Spanier einfach nur Topleute dabei haben", sagte Spielmacher Heiko Schaffartzik.
Gelingt es Schaffartzik und seinen Mitspielern, diese Begeisterung auf dem Parkett in positive Energie umzuwenden, besteht auch gegen Spanien eine Siegchance, wie die Türken bei ihrem Erfolg über die Iberer zum Ende der Vorrunde bewiesen. "Wir haben gegen jeden Gegner eine Chance. Die Türken haben wir bereits geschlagen. Spanien ist nicht unverwundbar, auch Litauen geht", sagte Bauermann.
Kampflos ergeben wollen sich seine Spieler nicht. "Eine deutsche Mannschaft gibt nicht auf", entgegnete Kapitän Steffen Hamann trotzig allen Pessimisten, die der DBB-Auswahl keine Chancen auf ein Weiterkommen einräumen.