Doping-Tour T-Mobile will weiterfahren

Astana ist nicht mehr dabei, Cofidis auch nicht, Rasmussen wurde von Rabobank aus der Tour genommen. Und das T-Mobile-Team? Man wolle nicht in blinden Aktionismus verfallen, heißt es aus der Konzernzentrale. Soll heißen: Die Bonner fahren weiter.

Trotz der aktuellen Doping-Fälle wird das Team T-Mobile die Tour de France voraussichtlich bis zum Ende bestreiten. "Man darf nicht in blinden Aktionismus verfallen. Drei Tage vor Ende der Tour das Team zurückzuziehen, ist nicht mehr als eine Symbolik", sagte der Leiter der Sportkommunikation bei der Deutschen Telekom, Christian Frommert, am Donnerstag. Stattdessen sollten intelligente Aktionen unterstützt und initiiert werden, die Veränderungen bewirken könnten. "Ich habe keine Anzeichen aus Frankreich, dass unser Team heute nicht startet", ergänzte Frommert.

Das T-Mobile-Team war in die Schlagzeilen geraten, weil eine A-Probe des wegen einer Verletzung ausgeschiedenen Fahrers Patrik Sinkewitz positiv war. Die Probe war während des Trainings entnommen worden. "Jeder gefundene Doping-Fall ist eine Bestätigung dafür, dass die Kontrollen besser geworden sind. Offenbar wird intensiver und intelligenter kontrolliert und das ist in unserem Sinne", sagte Frommert.

Tour de Farce statt Tour de France

Die Tour gerät immer mehr zur Farce. Weil Michael Rasmussen den Doping-Behörend mehrmals seinen Aufenthaltsort nicht mitgeteilt hatte, wurde der aktuelle Spitzenreiter von seinem Team Rabobank aus dem Rennen genommen. "Das ist die richtige Reaktion, die aber leider sehr, sehr spät kommt", sagte Frommert. "Wäre sie früher gekommen, hätte man weiteren Schaden von der Tour abwenden können. So verlieren auch Verbände und Organisatoren an Glaubwürdigkeit."

So war Rasmussen nicht der erste, der gehen musste: Am Mittwoch zog sich das Cofidis zurück, weil sein Fahrer Cristian Moreni positiv getestet worden war. Am Dienstag war das Team Astana ausgeschieden, nachdem dessen Profi Alexander Winokurow positiv auf Blut-Doping getestet worden war. Mit Astana musste sich auch der Deutsche Andreas Klöden zurückziehen.

Weltmeisterschaft in Stuttgart auf der Kippe

Die Doping-Fälle bei der Tour de France ziehen jetzt auch im deutschen Radsport erste Konsequenzen nach sich. Die Stadt Stuttgart hat die Zahlungen an den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) für die im September geplanten Weltmeisterschaften eingefroren. "Es geht um die zweite Rate der insgesamt 150.000 Euro", sagte Oliver Willikonsky, der Sprecher von Stuttgarts Sportbürgermeisterin und WM-Organisationschefin Susanne Eisenmann.

Die Stadt Stuttgart, der BDR und das Bundesinnenministerium (BMI) warten noch auf die Unterschrift des UCI unter die ausgehandelte Anti-Doping-Vereinbarung für die WM. Das BMI hatte dem Weltverband daher eine Frist gesetzt. "Die Vereinbarung ist die Grundvoraussetzung für die Ausrichtung der Rad-WM", hatte Eisenmann betont.

Eine Entscheidung darüber, ob die Titelkämpfe vom 25. bis 30. September angesichts des Doping-Debakels bei der Tour de France überhaupt stattfinden wird, könne frühestens nächste Woche fallen, sagte Willikonsky. "Wir werden uns zeitnah nochmal mit allen Parteien besprechen", sagte er.

Austragung der Cyclassics ungewiss

Auch die Austragung des ProTour-Radrennens Cyclassics in Hamburg am 19. August ist nach dem Doping-Skandal gefährdet. "Wir können nicht sagen, ob es das Profi-Rennen in Hamburg geben wird. Wie das Rennen aussehen wird und in welcher Besetzung, das steht in den Sternen", sagte Frank Bertling, Geschäftsführer der veranstaltenden Agentur Upsolut, am Donnerstag. Eine Prognose zur Ausrichtung der Deutschland-Tour im August, die ebenfalls von Upsolut veranstaltet wird, wollte das Unternehmen nicht abgeben.

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