Die deutschen Handballer haben ihren eklatanten Personalproblemen getrotzt und sich die Chance auf den Halbfinal- Einzug bei der Europameisterschaft in Slowenien erhalten. Der Vize- Weltmeister und EM-Zweite feierte am Dienstag gegen Tschechien auch ohne Kapitän Markus Baur, für den das Turnier wegen einer Meniskusverletzung beendet ist, und Rechtsaußen Christian Schöne (Magen-Darm-Grippe) mit 37:27 (19:12) den ersten Sieg in der Hauptrunde. Am Mittwoch gegen Gastgeber Slowenien und am Donnerstag gegen Ungarn sind weitere Erfolge für ein Weiterkommen nötig.
Auch im zehnten Vergleich mit den Tschechen ungeschlagen
Während die Mannschaft von Trainer Heiner Brand in Ljubljana auch im zehnten Vergleich mit den Tschechen ungeschlagen blieb, war der 33-jährige Baur bereits wieder auf dem Weg nach Deutschland. Der Lemgoer hatte sich am Vorabend beim 29:29 gegen Frankreich bei einer Abwehraktion das rechte Knie verdreht. Eine Kernspringuntersuchung am Dienstagmorgen in einer Privatklinik in Ljubljana brachte das niederschmetternde Ergebnis, das der Innenmeniskus eingerissen ist. Bereits am Donnerstag soll Baur im Klinikum in Rottenburg operiert werden, vermutlich wird er rund drei Wochen ausfallen. "Es tut mir leid für die Mannschaft, ich hätte ihr gerne noch geholfen", meinte der Kapitän.
Ohne den Spielmacher, für den kurzfristig Steffen Weber von der SG Kronau/Östringen eingeflogen wurde, fehlte dem deutschen Team zwar der Denker und zugleich bis dato beste Torschütze des Turniers. Doch dieses Manko machte die DHB-Auswahl vor rund 3300 Zuschauern mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung und viel laufbereitschaft wett. Ersatzkapitän Daniel Stephan übernahm wie von Brand gefordert mehr Verantwortung und glänzte mit acht Toren, davon vier Siebenmeter. Erfolgreiche Werfer waren auch Florian Kehrmann (8), Christian Schwarzer (7) und Pascal Hens (7).
Vor allem im Angriff zeigte sich die DHB-Auswahl einfallsreich und ließ von Anfang an keine Zweifel aufkommen, wer das Parkett als Sieger verlassen würde. Die Vorentscheidung fiel zwischen der 15. und 23. Minute aus, als sechs Treffer in Folge eine beruhigende 15:6- Führung bescherten.
Kein großer Prüfstein
Die Tschechen, die noch ohne Punktgewinn sind und daher keine Halbfinal-Chancen mehr haben, waren erwartungsgemäß auch nach dem Seitenwechsel nicht der ganz große Prüfstein. Bei einer 19:12- Pausenführung hatte das deutsche Team zwar zu Beginn der zweiten Halbzeit leichte Konzentrationsprobleme, nahm aber nach zwei Gegentreffern in Folge wieder das Heft in die Hand und hatte beim 30:20 (49.) erstmals einen Zehn-Tore-Vorsprung.
Angesichts der Dominanz und der vorentscheidenden Aufgabe am Mittwoch gegen Gastgeber Slowenien gönnte Brand etlichen Stammkräften längere schöpferische Pausen. Stattdessen beauftragte er in der Schlussphase die zweite Reihe damit, den Vorsprung in der einem Freundschaftsspiel gleichenden Partie über die Runden zu bringen. Auch der nachnominierte Weber durfte in der 54. Minute erstmals das EM-Feld betreten.