Die Liga lieferte zum Saisonabschluss noch einmal reichlich Gesprächsstoff. Werder Bremen hat seine Chance gewahrt und darf über den Umweg Relegation weiter auf den Bundesliga-Verbleib hoffen. Zwei Spiele stehen für die Norddeutschen – seit dem Abstieg des HSV der Dino der Liga – nach dem Saisonfinale noch an, gejubelt wurde daher nach dem Sprung auf Rang 16 nur kurz. Bei Fortuna Düsseldorf dürfte die Aufarbeitung der verkorksten Saison nach dem sechsten Bundesliga-Abstieg dagegen noch länger andauern. Grund zur Freude gab es am 34. Spieltag für Gladbach, Bayern, Hoffenheim – und DFL-Chef Seifert. Doch der Reihe nach.
Werder-Wunder: Feiern verboten
Florian Kohfeldts Gattin hatte es geahnt. Am Morgen vor dem Spiel gegen den 1. FC Köln textete sie ihrem Mann tatsächlich, dass Werder 6:1 gewinnen würde. Dass es am Ende wirklich so kam und Kohfeldts Team sich mit dem erst zweiten Saison-Heimsieg wirklich in die Relegation retten würde, darauf hätten wohl die wenigsten noch gewettet. "Jetzt ist die Tür wieder offen, ich bin sehr optimistisch, dass wir es schaffen können. Aber es ist trotzdem noch eine Mega-Anspannung", sagte Werder-Legende und Aufsichtsratsboss Marco Bode, der dem Team eine voreilige Feier ausdrücklich untersagte.
In der Relegation warten nun der 1. FC Heidenheim – oder Erzrivale Hamburger SV. Coach Kohfeldt setzt auf jeden Fall wieder auf seine Frau als Glücksbringer. "Ich hoffe, sie schreibt mir am Donnerstag und Montag wieder ein paar gute Zahlenverhältnisse", sagte der 37-Jährige.
Düsseldorfer Drama: Abstieg nach nur zwei Jahren
Zwei Punkte und vier Tore Vorsprung reichten nicht: Fortuna Düsseldorf steigt trotz der besseren Ausgangsposition nach nur zwei Jahren wieder aus der Bundesliga ab. Das verdiente 0:3 bei Union Berlin besiegelte das bittere Saisonende für die Rheinländer. "Es ist eine unheimliche Leere für alle von uns", sagte Trainer Uwe Rösler, für den 15 Punkte seit seinem Amtsantritt Ende Januar zu wenig waren. Der 51-Jährige will mit der Fortuna nun den Neubeginn in Liga zwei: "Ich freue mich auf die Aufgabe, es wiedergutmachen zu können", kündigte er nach der Pleite an.
Geister-Meister: FC Bayern zu stark für den Rest
Die Bayern-Bosse genehmigten sich schon kurz vor dem Abpfiff auf der Tribüne das erste Bierchen. Und sie hatten allen Grund dazu: In beeindruckender Manier beendete der Rekordmeister eine bemerkenswerte Saison. Seit dem Trainerwechsel von Niko Kovac zu Hansi Flick im vorigen Herbst ging es nur noch bergauf, selbst die Corona-Zwangspause bremste den Rekordchampion nicht auf dem Weg zum 30. Titel. Dank des 4:0 in Wolfsburg gelang sogar die beste Rückrunde der Bundesliga mit 16 Siegen, einem Unentschieden und einem überragenden Torverhältnis von 54:10. Thomas Müller sorgte dafür, dass erst zum zweiten Mal ein Bayern-Team binnen 34 Spielen die 100-Tore-Marke knackte. "Der Herbst war nicht einfach, sowohl für den Verein als auch für mich persönlich. Dementsprechend ist es neben meiner ersten Meisterschaft vielleicht mit die speziellste, die intensivste, die emotionalste", sagte Müller nach seinem neunten Titel.
Europa-Endspurt: Glückliche Gladbacher, Leverkusen im Kampfmodus
Vor einem Jahr verspielten die Gladbacher am letzten Spieltag die Königsklasse – die Geschichte wiederholte sich in diesem Jahr nicht. Nach dem 2:1 gegen Hertha BSC ist die Borussia kommende Saison in der elitären Champions League dabei. "Die Champions League ist jetzt ein Ausrufezeichen", sagte Sportdirektor Max Eberl. Leverkusen – dem trotz einem 1:0 gegen Mainz nur Rang fünf bleibt – kann sich mit dem Pokalfinale gegen den FC Bayern am kommenden Samstag trösten. "Wir wollen einen großen Fight liefern", versprach Sportdirektor Rudi Völler. In die Europa League begleitet wird die Werkself von der TSG Hoffenheim, die nach dem glanzvollen 4:0 in Dortmund Vierfach-Torschütze Andrej Kramaric feierte. Wolfsburg muss als Siebter in die Qualifikation.

Schlusspunkte: Werner-Abschied mit Doppelpack, Götze geht leise
Während sich RB-Stürmer Timo Werner standesgemäß mit einem Doppelpack und einem Rekord aus Leipzig und der Bundesliga verabschiedete, ging Dortmunds Mario Götze still und leise: Das Finale der Corona-Saison bedeutet auch für einige Stars das Ende ihrer Bundesliga-Zeit. Werner erzielte vor seinem Wechsel zum FC Chelsea beim 2:1 in Augsburg seine Auswärtstore 16 und 17 in dieser Saison – laut Liga-Angaben schaffte das zuvor nur Jupp Heynckes in der Saison 1973/74. "Die Leipziger Zeit war schon die schönste in meiner Karriere bislang", sagte der Nationalstürmer. Götze stand beim BVB dagegen nicht einmal im Kader. "In der Summe waren es viele Jahre, die ich in Dortmund verbracht habe, die mit vielen positiven und negativen Gefühlen bestückt waren", sagte Götze, dessen Zukunft offen zu sein scheint. Auch Bayerns Philippe Coutinho und Gladbachs Raffael verabschiedeten sich – Bremens Oldie Claudio Pizarro könnte dagegen in der Relegation mit Werder noch das persönliche Happy-End seiner denkwürdigen Bundesliga-Zeit feiern.
Dankbarer DFL-Chef: Seifert klopft der Liga auf die Schulter
Christian Seifert gratulierte bei der seltsam anmutenden Meisterehrung am späten Samstagnachmittag im leeren Wolfsburger Stadion nicht nur dem FC Bayern, sondern allen Spielern der Bundesliga und der 2. Liga, den Behörden, den Fans. Der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL) durfte erleichtert feststellen, dass Deutschland als erstes Land in Corona-Zeiten seine Meisterschaft doch noch regulär abschließen konnte. "Es sieht anders aus, es hört sich anders an, und es fühlt sich anders an. Aber das war die einzige Bundesliga, die möglich war", sagte Seifert – und stellte die Fans darauf ein, dass es auch zum Beginn der neuen Spielzeit noch nicht normal weitergehen wird.