Einreise nach Australien Die Affäre Djokovic: Es ist nur noch lächerlich

Novak Djokovic während des Trainings in Melbourne
Novak Djokovic während des Trainings in Melbourne
© Kelly Defina / AFP
Die Einreise von Tennis-Star Novak Djokovic zu den Australian Open hat sich längst vom Politikum zur Posse entwickelt. Während seine Familie Djokovic zum Märtyrer stilisiert, denken die Australier sich Winkelzüge aus, um ihr Gesicht zu wahren. Lächerlich machen sich alle.

Wer glaubte, dass eine Gerichtsentscheidung die Diskussion um die Einreise von Tennis-Star Novak Djokovic endlich beendet, ist längst eines Besseren belehrt. Nach dem juristischen Sieg gibt die ganze Familie Djokovic eine Pressekonferenz, auf der sie – kurz gesagt – den Multimillionär Novak Djokovic als Freiheitskämpfer und Repräsentant für das arme Serbien stilisiert, der kleingehalten werden soll, weil er der Beste in einem "bourgeoisen" Sport ist.

Novak Djokovic ist weder Jesus noch ein Märtyrer

Immerhin eine Nummer kleiner als der Jesus-Vergleich von vergangenem Donnerstag ("Jesus wurde gekreuzigt, ihm wurde alles angetan, und er ertrug es und lebt immer noch unter uns. Jetzt versuchen sie Novak auf die gleiche Weise zu kreuzigen und ihm alles anzutun"). Aber immernoch lächerlich genug. Und dann noch bei der ersten kritischen Frage die Pressekonferenz abzubrechen – das wirft auch kein gutes Licht auf die ganze Familie Djokovic.

Die australische Einwanderungsbehörde auf der anderen Seite bekleckert sich ebenfalls nicht mit Ruhm. Trotz des Gerichtsentscheids, der Djokovic die Einreise nach Australien erlaubt, nimmt sich Einwanderungsminister Alex Hawke nun Zeit, allein über Einreise oder Ausweisung Djokovics zu entscheiden. Außerdem fällt danach erst auf, dass auf dem Einreiseformular von Djokovic eine falsche Angabe zur Anreise des Tennis-Stars steht.

Australien will bloß keinen Fehler zugeben

Es wirkt, also würde die Einwanderungsbehörde krampfhaft etwas suchen, um ja keinen Fehler zugeben zu müssen. Sicherlich wird es in der von harten Lockdowns gebeutelten Bevölkerung wenig Verständnis geben, wenn für Stars Sonderrechte gewährt werden. Aber weder die Australian Open noch die Anreise von Tennisspielerinnen und -spielern dürften die Behörden überrascht haben. Da sollten doch angesichts von zwei Jahren Corona-Pandemie eindeutige Regeln machbar sein.

Familie Djokovic sollte sich mal überlegen, wie viel Imageschaden Novak Djokovics Opferrolle außerhalb von Serbien bedeutet. Es wäre wenig überraschend, wenn die Australier ihren bisherigen Publikumsliebling auf dem Centre Court nun frostig empfangen. Und die australische Einwanderungsbehörde hätte Größe gezeigt, wenn sie nach dem Gerichtsurteil gesagt hätte: "Wir haben Fehler gemacht und werden daran arbeiten, klarere Regeln zu formulieren und umzusetzen."

Für beide Seiten ist es nun zu spät. Denn lächerlich haben sich eh schon alle gemacht.

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