OLYMPIA Paris: Olympische Spiele »ohne jedes Risiko«

Am 13. Juli in Moskau werden die Olympischen Spiele 2008 vergeben. Die Entscheidung fällt zwischen den Bewerbern Peking, Paris und Toronto. stern.de stellt bis zum Mittwoch die drei Favoriten vor.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) vergibt am 13. Juli in Moskau die Olympischen Spiele 2008. Die Entscheidung fällt zwischen den Bewerbern Peking, Paris und Toronto. Sie erhielten von der IOC- Prüfungskommission die Bewertung »exzellent«. Ohne Chancen sind hingegen Istanbul und Osaka. stern.de stellt bis zum Mittwoch die drei Favoriten vor. Den Anfang machte Toronto, heute sind die IOC-Tester in Paris. Den Abschluss macht dann am Mittwoch Peking.

Geldwäsche-Skandal

Claude Bebear hat bei seinen Umrundungen des Globus' mit fast allen IOC-Mitgliedern mindestens einmal gesprochen und dabei immer dieselbe Botschaft verkündet: Paris ist bereit, Paris würde hervorragende Spiele veranstalten, mit Paris würde das IOC die Sicherheit wählen. Soweit so gut. Kurz vor dem Ende seiner einjährigen Mission ist der Präsident des französischen Bewerbungskomitees für die Olympischen Spiele 2008 in Bedrängnis geraten. Der 65-jährige Unternehmer steht unter dem Verdacht der Geldwäsche. Und nun spürt er auch, dass es vielleicht nicht ausreicht, der IOC-Vollversammlung am 13. Juli in Moskau die wahrscheinlich besten Voraussetzungen aller fünf Bewerber anzubieten. Jedenfalls sagt Bebear: »Wir glauben nicht, dass es richtig ist, einer Stadt die Spiele zu geben, in deren Land gegen die Olympische Charta verstoßen wird«.

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Der Hauptgegner von Paris in Moskau heißt Peking, und dem Schöpfer des Versicherungskonzerns Axa ist klar, dass politische Erwägungen der IOC-Mitglieder eine mindestens ebenso große Rolle spielen werden wie Stadien, Infrastruktur, Umweltbedingungen und ein athletenfreundliches Umfeld. »Wir brauchen die Spiele nicht, um Paris zu verändern, eine bessere Umwelt zu schaffen und Frankreich positiv darzustellen«, so Bebear: »Dass die Spiele gut für die Entwicklung von Menschenrechten sind, das glaube ich nicht«.

Glaubwürdigkeit retten

Spiele 2008 in Peking, das ist eine Spekulation mit all zu vielen Unbekannten, will Bebear sagen. Und ganz plötzlich ist eine höchst störende Ungewissheit hinzugekommen. Das Unternehmen des Axa-Aufsichtsratsvorsitzenden soll Millionen an den französischen Fiskus vorbei nach Luxemburg geleitet haben. Nur weil Bebear 600 000 Mark Kaution zahlte, durfte er die Untersuchungshaft verlassen. Im Endspurt der Kandidaten steht der führende Paris-Repräsentant nun unter doppelter Bewährungsfrist, die Glaubwürdigkeit ist beschädigt worden.

Sichere Spiele

Bebear hat viele Argumente für Spiele »ohne jedes Risiko« in einer Stadt, die Voraussetzungen wie kaum eine andere bietet: Die Infrastruktur und das kulturelle Angebot einer Weltmetropole, die hohe Zustimmung zu Olympia quer durch alle politischen Parteien. So wird Premierminister Lionel Jospin die Pariser Abordnung bei der letzten Kandidaten-Präsentation in Moskau vor der IOC-Vollversammlung anführen. Die Regierung garantiert die Gesamtkosten von 3,9 Milliarden Dollar (8,9 Milliarden Mark, 4,6 Milliarden Euro). Zwei Milliarden Dollar davon will der Staat in die Infrastruktur investieren. Das Veranstaltungsbudget von 1,9 Milliarden Dollar soll durch Einnahmen gedeckt werden.

Im Herzen der Stadt

Bei den »Spielen im Herzen der Stadt« will Paris Beachvolleyball unterm Eiffelturm, die Reitwettbewerbe vor dem Invalidendom, Fechten im Grand Palais, Marathon auf den Champs-Elysees veranstalten. 14 Wettkampfstätten sind vorhanden, darunter das Stade de France als Olympiastadion. Sechs neue Arenen sollen hinzukommen. Acht Anlagen, wie das Reiterstadion (30 000) an der Esplanade des Invalides, sind temporär geplant. Mit Segeln an der Atlantikküste vor La Rochelle kann nur eine Sportart nicht in Paris ausgerichtet werden.

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Ein Veranstaltungszentrum liegt im Südwesten rund um die Tennisarena Goland Garros. Das andere soll im Nordosten auf einem Industriegelände in der Nachbarschaft des Stade de France entstehen, mit dem Olympischen Dorf, einem Superdome für 25 000 Zuschauer, dem Schwimmstadion (18 500) und dem Pressezentrum. Entlang eines Boulevard des Sport sollen 50 Prozent der Wettbewerbe entschieden werden, in Gehentfernung für die Sportler. »Es werden Spiele für die Athleten«, verspricht Bebear und verweist absichtsvoll auf die günstigen klimatischen Bedingungen im geplanten Zeitraum vom 18. Juli bis 3. August. Dass das smoganfällige Peking mit dem feuchtheißen Sommerklima seine Umweltverhältnisse wie versprochen entscheidend verbessern kann, hält der Bewerbungschef für ausgeschlossen.

Realtiät von Traumbildern unterscheiden

»Es ist ein Nachteil für Paris, dass es den IOC-Mitgliedern nicht erlaubt war, die Kandidatenstädte zu besuchen«, erklärt Bebear. Dann hätten sie, so will er sagen, Realitäten von Traumbildern unterscheiden können. Und wie begegnet Bebear dem Argument, seine Stadt habe die Spiele immerhin schon zwei Mal (1900, 1924) ausgerichtet, Peking noch nie: »China ist erst 1984 zu den Spielen zurückgekehrt. Es hat mit seinem Anspruch noch Zeit. Man kann Paris nicht dafür bestrafen, olympisches Gründerland zu sein. 77 Jahre nach

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