Radsport-Fans aus aller Welt zählen schon die Stunden: Am Samstag wird in Brüssel die 106. Auflage der Tour de France (6. bis 28. Juli) gestartet. Knapp 3500 Kilometer müssen die insgesamt 176 Fahrer aus 22 Teams auf den 21 Etappen bis ins Ziel auf dem Pariser Champs-Élysées zurücklegen.
Nachfolgend erfahren Sie, welche deutschen Profis sich den Strapazen des weltweit wichtigsten Events im Radsport stellen, wer zum Kreis der Favoriten gehört und wo Sie die Große Schleife live mitverfolgen können. Dazu finden Sie alle 21 Etappen in der Übersicht.
Diese deutschen Profis sind bei der Tour dabei
Elf deutsche Radprofis gehen bei der 106. Tour de France an den Start. Eine vordere Platzierung in der Gesamtwertung ist am ehesten Emanuel Buchmann zuzutrauen. Erfolgreichster deutscher Fahrer in dieser Saison ist dessen Bora-Teamkollege Maximilian Schachmann mit sechs Siegen.
Emanuel Buchmann (Team Bora-hansgrohe)
Spätestens seit seinem Auftritt beim Criterium du Dauphiné (Gesamtdritter) zählt Emanuel Buchmann zum erweiterten Favoritenkreis bei der Tour de France. "Die Tour werde ich als Kapitän für die Gesamtwertung bestreiten, und das Ziel sind die Top Ten", sagte der 26 Jahre alte Ravensburger vom Team Bora-hansgrohe. Bei der Vuelta 2018 (Zwölfter der Gesamtwertung) und der Tour vor zwei Jahren (15.) unterstrich er bereits seine Fähigkeiten als starker Kletterer. In diesem Jahr dürfte für den aufstrebenden Buchmann noch mehr drin sein.
Nils Politt (Team Katusha-Alpecin)
Mit seinem zweiten Platz bei Paris-Roubaix machte Nils Politt auf sich aufmerksam. Gegen Spezialist Philippe Gilbert musste sich der Profi vom Team Katusha-Alpecin erst auf den letzten Metern des Klassikers geschlagen geben. In Frankreich dürfte der 25 Jahre alte Politt viel attackieren, auf einen Etappensieg fahren und zudem Teamkapitän Ilnur Zakarin unterstützen.
Maximilian Schachmann (Team Bora-hansgrohe)
Mit neuer Kleidung wird Maximilian Schachmann sein Tour-de-France-Debüt bestreiten. Der 25 Jahre alte Berliner vom Team Bora-hansgrohe kommt nach seinem deutschen Meistertitel mit viel Selbstvertrauen nach Brüssel. "Es ist natürlich ein tolles Gefühl, mit dem Trikot in die Tour zu gehen", sagte Schachmann. Nach einem starken Klassiker-Frühjahr gilt er für hügelige und nicht zu schwere Etappen als heißer Anwärter für Tagessiege.
André Greipel (Team Arkéa-Samsic)
Elf Etappen bei der Tour, sieben beim Giro und vier bei der Vuelta: André Greipel hat in seiner Laufbahn definitiv bewiesen, dass er den nötigen Speed hat, um Teilstücke bei den großen Rundfahrten zu gewinnen. In Abwesenheit von Kittel und Degenkolb zählt er bei Flachetappen aus deutscher Sicht am ehesten zu den Anwärtern auf vordere Plätze. Dass nach seiner Serie (von 2011 bis 2016 immer Minimum einen Tagessieg) aber noch einmal ein Erfolg dazukommt, ist eher unwahrscheinlich. Greipel ist inzwischen 36 Jahre alt.
Tony Martin (Team Jumbo-Visma)
Ein Garant für Etappensiege war in der Vergangenheit auch Zeitfahrspezialist Tony Martin. Der 34-Jährige vom Team Jumbo- Visma hat dieses Mal im Einzelzeitfahren nur eine Chance, dazu kommt ein Mannschaftszeitfahren direkt am ersten Wochenende. Als Hauptaufgabe bezeichnet es Martin, "unsere Kapitäne zu unterstützen, damit wir so als Team das Optimum rausholen können". Nur im Kampf gegen die Uhr kann Martin für sich und die eigene Bilanz fahren.
Neben den oben genannten Protagonisten quälen sich auch diese sechs Fahrer in den kommenden Wochen auf dem Rad:
- Niklas Arndt (Team Sunweb)
- Marcus Burghardt (Team Bora-hansgrohe)
- Simon Geschke (Team CCC)
- Lennard Kämna (Team Sunweb)
- Roger Kluge (Team Lotto-Soudal)
- Rick Zabel (Team Katusha-Alpecin)
Das sind die Favoriten auf den Gesamtsieg
Einen wirklichen Favoriten gibt es bei der Tour 2019 nicht – das Rennen ist so offen wie lange nicht mehr. Der als Topanwärter gehandelte viermalige Sieger Chris Froome (GBR) vom Team Ineos fällt nach einem Horrorcrash aus, der Vorjahreszweite Tom Dumoulin (Team Sunweb) aus den Niederlanden ist auch nicht dabei. Titelverteidiger Geraint Thomas strauchelte zuletzt und scheint verwundbar. Diese Fahrer haben die besten Aussichten auf den Gewinn des Maillot Jaune:
Geraint Thomas (Team Ineos)
Der überraschende Triumph gegen Teamrivale Froome machte aus Thomas im Vorjahr einen strahlenden Sieger. Seit der Tour wurde der 33-jährige Waliser zwar viel geehrt und gefeiert, die sportlichen Erfolge blieben danach aber aus. Gerade einmal 26 Renntage hat Thomas in dieser Saison absolviert, bei der Tour de Suisse stürzte er zuletzt. Hinter dem Kapitän von Team Ineos stehen einige Fragezeichen.
Jakob Fuglsang (Team Astana)
36, 23, 52, 12: Blickt man auf die vergangenen Tour-Gesamtränge von Jakob Fuglsang, sticht der Däne auf den ersten Blick nicht als Favorit ins Auge. Doch der Astana-Kapitän überzeugte 2019 wie kaum ein anderer Radprofi, sicherte sich nach der Andalusien-Rundfahrt auch den Titel beim Radsport-Monument Lüttich-Bastogne-Lüttich. Mit seinem Gesamtsieg beim Criterium du Dauphiné bewies der 34-Jährige zuletzt seine starke Form. Der Dauphiné-Sieger gewann in den vergangenen Jahren häufig auch die Tour.
Egan Bernal (Team Ineos)
Der Kolumbianer dürfte nach dem Froome-Aus und der Schwäche von Vorjahressieger Thomas seine Chance wittern. Mit Gesamtsiegen bei Paris-Nizza und der Tour de Suisse unterstrich der kletterstarke Youngster seine starke Verfassung. Bei der Tour im Vorjahr deutete der 22-Jährige als Edelhelfer bereits an, wie stark er im Hochgebirge sein kann. Nach Froomes Ausfall wird Ineos-Fahrer Bernal bei den Buchmachern gar als Topfavorit gehandelt – noch vor seinem Kapitän Thomas.
Romain Bardet (Team AG2R La Mondiale)
Die Franzosen lechzen nach ihrem ersten Gesamtsieger seit Bernard Hinault 1985. Beherzte Attacken der Bergtrikot-Gewinner Warren Barguil und Julian Alaphilippe machten zuletzt Lust auf mehr, nun soll es endlich mal wieder für das "maillot jaune", das Gelbe Trikot, reichen. Bardet gewann 2016 und 2017 je eine Etappe und beendete die Tour auf den Rängen zwei und drei. Das Profil der diesjährigen Rundfahrt dürfte dem 28-jährigen Kapitän des Teams AG2R La Mondiale liegen.
Tour de France im TV – so sind Sie live dabei
Radsport-Fans können die Tour de France komplett kostenlos schauen. Die ARD zeigt die Frankreich-Rundfahrt auf dem Spartenkanal One vom Etappenstart bis zum Beginn der Übertragungen im Ersten. Im Hauptprogramm überträgt die ARD an Wochentagen von 16.05 Uhr bis 17.30 Uhr, an den Wochenenden abhängig von den Etappen etwas länger. Zudem gibt es alle Etappen vom wichtigsten Radrennen der Welt im Internet als Livestream auf "sportschau.de".
Parallel bietet auch Eurosport eine umfangreiche Live-Berichterstattung. Das komplette Programm zeigt der Spartenkanal frei empfangbar.
Kommentator für das Hauptprogramm der ARD ist Florian Naß. Für den Internet-Livestream und One sitzt Florian Kurz am Mikrofon. Co-Kommentator ist Ex-Profi Fabian Wegmann. Kommentatoren bei Eurosport sind Karsten Migels und Jean-Claude Leclercq.
Tour de France 2019: alle 21 Etappen im Überblick
Etappe | Datum | Start – Ziel | Distanz |
1 | Sa, 6.7. | Brüssel – Brüssel | 194,5 km |
2 | So, 7.7. | Brüssel – Brüssel (TZ*) | 27,6 km |
3 | Mo, 8.7. | Binche – Epernay | 215 km |
4 | Di, 9.7. | Reims – Nancy | 213,5 km |
5 | Mi, 10.7. | Saint-Dié-des-Vosges – Colmar | 175,5 km |
6 | Do, 11.7. | Mülhausen – La Planche des Belles Filles | 160,5 km |
7 | Fr, 12.7. | Belfort – Chalon-sur-Saône | 230 km |
8 | Sa, 13.7. | Mâcon – Saint-Etienne | 200 km |
9 | So, 14.7. | Saint-Etienne – Brioude | 170,5 km |
10 | Mo, 15.7. | Saint-Flour – Albi | 217,5 km |
Ruhetag | Di, 16.7. | - | - |
11 | Mi, 17.7. | Albi – Toulouse | 167 km |
12 | Do, 18.7. | Toulouse – Bagnères-de-Bigorre | 209,5 km |
13 | Fr, 19.7. | Pau – Pau (EZ**) | 27,2 km |
14 | Sa, 20.7. | Tarbes – Tourmalet | 117,5 km |
15 | So, 21.7. | Limoux – Foix Prat d'Albis | 185 km |
Ruhetag | Mo, 22.7. | - | - |
16 | Di, 23.7. | Nîmes – Nîmes | 177 km |
17 | Mi, 24.7. | Pont du Gard – Gap | 200 km |
18 | Do, 25.7. | Embrun – Valloire | 208 km |
19 | Fr, 26.7. | Saint-Jean-de-Maurienne – Tignes | 126,5 km |
20 | Sa, 27.7. | Albertville – Val Thorens | 130 km |
21 | So, 28.7. | Rambouillet – Paris | 128 km |
*: Teamzeitfahren
**: Einzelzeitfahren
Gesamtlänge: 3480,3 Kilometer