Fußball Sind Sie enttäuscht, dass Ihr Coming-out nicht mehr bewegt hat, Herr Hitzlsperger?

Thomas Hitzlsperger hat sich vor zehn Jahren als homosexuell geoutet. Bis heute ist ihm kein deutscher Spitzenfußballer gefolgt. Wie kann das sein? Ein Gespräch über Ängste vor dem Coming-out, inflationäre Regenbogen-Kampagnen und die Doppelmoral des Fußballs.
Thomas Hitzlsperger outete sich vor zehn Jahren
Der ehemalige Nationalspieler Thomas Hitzlsperger bekannte sich 2014 in einem Zeitungsinterview zu seiner Homosexualität
© pixxwerk/Henkensiefen

Herr Hitzlsperger, Sie haben sich vor zehn Jahren als homosexuell geoutet. Bis heute sind Sie der einzige deutsche Spitzenfußballer, der offen schwul lebt. Warum folgt Ihnen niemand nach? 
Ich hatte gehofft, dass meine Geschichte den einen oder anderen Spieler ermutigen würde. Offenbar überwiegen jedoch noch immer Ängste, nach draußen zu gehen und sich zu öffnen. Das ist aber ein gesellschaftliches Problem, keines des Fußballs allein. Ich habe in den vergangenen zehn Jahren viele Geschichten von Menschen außerhalb des Sports gehört, die sich quälen mit der Entscheidung, ob sie sich outen sollen oder nicht. 

Sind Sie enttäuscht, dass Ihr Coming-out nicht mehr bewegt hat im Fußball?
Ich wollte eine Diskussion in Gang bringen, und das ist mir gelungen. Was ausgeblieben ist, sind Spieler, die sich bekennen. 

Haben sich Spieler bei Ihnen gemeldet und Sie um Rat gefragt bezüglich eines Coming-outs?
In all den Jahren: kein einziger.

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