Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat die Deutschen für ihre Einschränkungen beim Gasverbrauch gelobt. Die Bürgerinnen und Bürger "sparen wirklich Gas", und viele Menschen heizten nicht mehr so wie im vergangenen Jahr, sagte er den Sendern RTL und ntv. Dafür wolle er Danke sagen.
Die vergangenen Wochen seien zwar "statistisch gesehen nicht gut" gewesen, sagte Habeck weiter. "Aber das ändert nichts daran, dass die innere Haltung der meisten Deutschen so ist, dass sie wissen, was die Stunde geschlagen hat." Derzeit entstehe eine neue Gasinfrastruktur, daher könnten die letzten verbliebenen Atomkraftwerke im Frühjahr ausgeschaltet werden, sagte der Minister zur Debatte über die Kernkraft. "Wir kriegen die Versorgungssicherheit auch ohne Atomstrom hin", sagte er RTL und ntv.
Bundesnetzagentur mahnt
Kritischer sieht Klaus Müller, Chef der Bundesnetzagentur, die Lage. Die Gasspeicher in Deutschland sind trotz der Minustemperaturen in diesem Monat aktuell noch zu rund 88 Prozent gefüllt. "Das ist immer noch eine gute Vorsorge, die Deutschland getroffen hat", sagte Müller am Montag, im Bayerischen Rundfunk. Er rief die Verbraucherinnen und Verbraucher dennoch auf, "achtsam" zu heizen. Über den gesamten Winter müssten 20 Prozent Gas eingespart werden. "Wir müssen nach zwei oder drei Wochen wie jetzt noch nicht Alarm rufen", sagte Müller der "Süddeutschen Zeitung" vom Montag. "Es darf aber nicht den ganzen Januar und Februar so weitergehen."
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Dabei liegt Deutschland nach den Montag veröffentlichten Daten von "Eurostat" über dem EU-Durchschnitt in Sachen Energiesparen. Demnach haben von 26 europäischen Staaten nur Malta und die Slowakei von August bis November mehr Gas verbraucht als im Jahresschnitt von 2017 bis 2021. Alle anderen Staaten konnten ihren Gasverbrauch teils drastisch verringern. Musterschüler in Sachen Energiesparen ist Finnland, das ganze 53 Prozent weniger Gas verbraucht hat. Das EU-Ziel von 15 Prozent Einsparungen haben Irland und Spanien allerdings verpasst. Im Durchschnitt konnten die EU-Staaten 20 Prozent weniger Gas verbrauchen als im Schnitt der Jahre 2017 bis 2021.

Energiesparen und Gasverbrauch in Deutschland
Deutschland liegt mit rund 25 Prozent über diesem Durchschnitt. Dennoch wird es wohl von den Temperaturen im Winter sowie dem Spar-Ehrgeiz der Menschen abhängen, ob Deutschland seine Ziele in Sachen Energiesparen erreicht. Aktuell meldet die Bundesnetzagentur einen Gas-Gesamtspeicherstand in Deutschland von 87,3 Prozent (Stand: 21.12.22, 13 Uhr). "Der Gasverbrauch lag in der 49. Kalenderwoche 5,2 Prozent unter dem durchschnittlichen Verbrauch der letzten vier Jahre. Er ist gegenüber der Vorwoche um 11,8 Prozent gestiegen. Das Sparziel wurde damit deutlich verfehlt," heißt es auf der Homepage der Bundesnetzagentur.
Die Frage, wie es um die Gasspeicher und das Energiesparen in Deutschland steht, wird wohl nicht nur für Netzagentur und Wirtschaftsminister bis zum Frühjahr spannend bleiben.
Weitere Quellen: "Pressemitteilung Eurostat", Eurostat-Grafik mit europäischen Ländern im Vergleich, Bundesnetzagentur zu Gasspeicher-Füllständen.