Für viele Menschen wird es immer schwieriger, in der Stadt eine bezahlbare Wohnung zu finden. Erst kürzlich lud die Bundesregierung daher zum großen Wohnungsgipfel, um den eingebrochenen Wohnungsbau wieder anzukurbeln. Die beschlossenen Maßnahmen halten die meisten Experten zwar für sinnvoll, aber nicht für geeignet, um die Gesamtlage kurzfristig zu entspannen.
Dabei ist der Handlungsbedarf enorm: Eine Auswertung des Wohnungsportals Immoscout zeigt nun, wie sehr sich die Lage in den Metropolen zuletzt zugespitzt hat. Neben den steigenden Mieten ist es vor allem der Anstieg an Suchanfragen für Mietwohnungen, der das Problem der Wohnungsknappheit verdeutlicht. So verzeichnete Immoscout für München und Köln trotz steigender Mieten im dritten Quartal nochmal 15 Prozent mehr Anfragen für Bestandswohnungen als noch im zweiten Quartal. In anderen Großstädten sieht es ähnlich aus.

Noch deutlicher wird der Trend, wenn man sich die vergangenen vier Jahre anschaut. Seit Ende 2019 hat sich die Nachfrage nach Mietwohnungen im Bestand in Berlin und Hamburg mehr als verdoppelt, berichtet Immoscout. Auch in Frankfurt, Köln und München stieg die Zahl der Kontaktanfragen im selben Zeitraum um 50 Prozent. "Die deutsche Wohnkrise spitzt sich zu", kommentiert Immoscout-Geschäftsführerin Gesa Crockford die Entwicklung. "Der Run auf Mietwohnungen im Bestand nimmt weiter zu und spiegelt eindrücklich den großen Mangel an erschwinglichen Wohnungen – besonders in den Metropolen."
Mieten steigen weiter
Steigende Nachfrage bei knappem Angebot – das treibt die Preise. Die Angebotsmieten sind im dritten Quartal deutschlandweit weiter gestiegen. Bestandswohnungen wurden 0,9 Prozent teurer und Neubauwohnungen 2,7 Prozent teurer angeboten als noch im zweiten Quartal. In den sieben größten Städten stiegen die Angebotsmieten für Bestandswohnungen im Schnitt um 0,7 Prozent, nach mehr als 2 Prozent im zweiten Quartal.
Vergleicht man die aktuellen Angebote für Mietwohnungen mit denen von vor einem Jahr, fällt die Steigerung teils heftig aus. Wer in Berlin eine Mietwohnung sucht, zahlt für ein Bestandsobjekt heute 12,6 Prozent mehr Miete als vor zwölf Monaten und im Neubau 19,1 Prozent mehr. In München sind es 9,1 Prozent (Bestand) und 14 Prozent (Neubau) mehr, in Köln 8,4 beziehungsweise 11,7 Prozent (siehe Tabellen).
Mietwohnungen im Bestand: Entwicklung Angebotsmieten binnen 12 Monaten
Q3 2022 zu Q3 2023 | Kaltmiete 70 qm | |
+5,1% | 580 Euro | |
Berlin | +12,6% | 906 Euro |
Düsseldorf | +8,1% | 850 Euro |
Frankfurt am Main | +3,9% | 957 Euro |
Hamburg | +3,9% | 937 Euro |
Köln | +8,4% | 909 Euro |
München | +9,1% | 1355 Euro |
Stuttgart | +7,3% | 947 Euro |
Mietwohnung Neubau: Entwicklung Angebotsmieten binnen 12 Monaten
Q3 2022 zu Q3 2023 | Kaltmiete 70 qm | |
Deutschland | +6,5% | 809 Euro |
Berlin | +19,1% | 1314 Euro |
Düsseldorf | +11,8% | 1044 Euro |
Frankfurt am Main | +7,8% | 1166 Euro |
Hamburg | +5,4% | 1102 Euro |
Köln | +11,7% | 1044 Euro |
München | +14,0% | 1654 Euro |
Stuttgart | +16,3% | 1275 Euro |
Quelle: Immoscout24-Wohnbarometer
Wer in der Stadt nichts Bezahlbares findet, muss ausweichen. "Im Umland der Metropolen ist das Angebot an Mietwohnungen nach wie vor größer und auch günstiger", stellte Immoscout kürzlich in einer gesonderten Auswertung fest. Je weiter vom Stadtzentrum entfernt, desto günstiger seien die Wohnungen tendenziell. Allerdings: Auch im Umland der teuren Metropolen steigen die Mieten – rund um Berlin und Stuttgart zogen sie laut der Analyse zuletzt sogar stärker an als im Zentrum.