Trotz Frühjahrsbelebung ist die erhoffte Trendwende auf dem Arbeitsmarkt im Mai erneut ausgeblieben. Die Arbeitslosenzahl ist zwar im Vergleich zum April um 150.200 auf 4,293 Millionen gesunken, saisonbereinigt jedoch erneut gestiegen. So registrierte die Bundesagentur für Arbeit im Mai 9000 Arbeitslose mehr als im Vorjahresmonat. Laut BA-Chef Frank-Jürgen Weise ist das Wachstum in Deutschland noch immer zu schwach, um dem Arbeitsmarkt Impulse zu verleihen.
"Die Bemühungen der Agenturen für Arbeit um Aktivierung der Arbeitslosen können den andauernden Beschäftigungsabbau nicht kompensieren", sagte Weise bei der Bekanntgabe der Zahlen. Der Rückgang der Arbeitslosenzahl sei überwiegend in der üblichen Frühjahrsbelebung begründet. Allerdings hätten auch mehr Arbeitslose mit Förderungen wie Überbrückungsgeld oder Existenzgründungszuschüssen den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt.
Saisonbereinigt fiel die Quote niedriger als im April aus
Saisonbereinigt war der Anstieg der Arbeitslosigkeit zwar etwas geringer als im April, dies ist jedoch auf eine Änderung der Zählweise der Bundesagentur zurückzuführen: Seit Jahresbeginn tauchen 80.000 Arbeitslose, die an Trainingsmaßnahmen teilnehmen, nicht mehr in der Statistik auf. Rechnet man sie auch für das Vorjahr aus der Arbeitslosenzahl heraus, so ergibt sich ein bundesweiter Anstieg um 29.300.
Die Arbeitslosenquote sank im Mai von 10,7 auf 10,3 Prozent. Der Osten Deutschlands bleibt in punkto Beschäftigung das Sorgenkind: Bei der Arbeitslosenquote klafft zwischen Osten und Westen nach wie vor eine Zehn-Prozent-Lücke: Im Westen betrug sie 8,2 Prozent, im Osten 18,3. Damit waren in den neuen Ländern 1,538 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet, im Westen lag die entsprechende Zahl bei 2,709 Millionen.
Zahl der Erwerbslosen bleibt wohl auch im Herbst bei mehr als vier Millionen
Dass die Arbeitslosenzahl im Herbst die psychologisch wichtige Vier-Millionen-Marke erreicht, hält BA-Vize Heinrich Alt nur bei erheblich mehr Wirtschaftswachstum für möglich. Ob die Konjunktur wirklich anziehe, hängt laut Alt von Faktoren wie der Bereitschaft von Unternehmen zu Neuinvestitionen oder der Entwicklung des Ölpreises ab. Er sehe hier jedoch gewisse Risiken. "Wir leben ein Stück weit von der Hoffnung", sagte er.
Auch rund drei Monate vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres gibt es auf dem Lehrstellenmarkt keine Entwarnung. Die Lücke der unbesetzten Ausbildplätze war im Mai größer als im Vorjahresmonat, erklärte Weise. Die Zahl der seit Oktober vergangenen Jahres gemeldeten Ausbildungsplätze betrug 409.600.
Der Nürnberger Behörde seien im Mai um gut 23.000 Ausbildungsstellen weniger gemeldet worden als im gleichen Monat des Vorjahres. Zugleich stieg die Nachfrage nach Lehrstellen bei den Arbeitsämtern aber um 13.000 an. Die Zahl derer, die derzeit noch einen Ausbildungsplatz suchen, liegt laut der Bundesagentur bei gut 312.000.
Bei der Finanzierung ihrer Leistungen bewegt sich die Bundesagentur laut ihrem Finanzvorstand Raimund Becker weitgehend im Plan. Der zugesagte Bundeszuschuss von 5,2 Milliarden Euro werde wegen des Sparkurses der BA voraussichtlich ausreichen. Allerdings könnte sich durch die Förderung der Selbstständigkeit ein Mehrbedarf von bis zu einer halben Milliarde Euro ergeben.