In der deutschen Landwirtschaft fehlen Zehntausende Erntehelfer. Das berichtete die "Bild am Sonntag" unter Berufung auf das Bundeslandwirtschaftsministerium. Danach sind derzeit 178.000 ausländische Helfer im Land, 40.000 weniger als 2005. Der Parlamentarische Staatssekretär Gerd Müller (CSU) sagte der Zeitung: "Es gibt erhebliche Schwierigkeiten bei der Ernteeinbringung."
Große Probleme gibt es dem Bericht zufolge derzeit bei der Spargelernte, die zum Teil auf den Feldern verrotte. "Uns fehlt ein Drittel der Erntehelfer. Manche Betriebe verlieren 30 Prozent der Ernte", beklagte Dietrich Paul, Präsident der Vereinigung der Spargelbauern Niedersachsens. "Wenn das so weiter geht, droht dem Obst- und Gemüseanbau in Deutschland der Garaus."
In manchen Regionen, etwa in Brandenburg, sind bereits bis zu 15 Prozent der Spargelanbauflächen wegen Feldarbeiter-Mangel stillgelegt worden. Schuld ist nach Auffassung des Deutschen Bauernverbands die so genannte "Eckpunkte-Regelung" von Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD), die die Zahl der Arbeitserlaubnisse für osteuropäische Erntehelfer begrenzt. Zudem gingen viele bewährte Erntehelfer aus Polen lieber nach Großbritannien oder Holland, wo sie im Gegensatz zu Deutschland unbefristet arbeiten und den Arbeitgeber wechseln dürfen.
Der Präsident des Deutschen Bauernverbands Gerd Sonnleitner forderte die sofortige Abschaffung der Müntefering-Auflagen: "Bei der Obst- und Gemüseernte muss man Tag und Nacht sehr schnell auf äußere Einflüsse wie das Wetter reagieren können. Die Eckpunkte-Regelung verhindert das. Wir brauchen auch in Deutschland die volle Freizügigkeit für Erntehelfer aus Osteuropa." Das Arbeitsministerium wies die Forderung zurück. "Die Regelung ist mit den Bauernverbänden vereinbart und bleibt bestehen. Die Bauern sind gefordert, vor Ort mit den Arbeitsagenturen nach Lösungen zu suchen", sagte ein Sprecher dem Blatt zufolge.