Neben dem Eingang zu Luis Misael Socarras Lehmhaus in einem kleinen Dorf im Nordwesten Kolumbiens hängen eine Aktentasche und eine schusssichere Weste. Der 53-Jährige war schon mehrmals das Ziel von Anschlägen – doch so viele wie in diesem Jahr seien es noch nie gewesen. "Ich fuhr im Auto von der Stadt nach Hause", schildert er eine Attacke aus dem Februar. "Ein Motorrad folgte uns." Vier Kilometer vor seinem Zuhause fielen die Schüsse. Sechs Mal hätten die Täter an der Straßenseite den Abzug betätigt. Drei der Kugeln trafen Socarras’ Wagen, doch der Familienvater hatte Glück. Nachdem er das verdächtige Motorrad bemerkt hatte, wechselte er auf den Rücksitz. Die Kugeln trafen den leeren Beifahrersitz.
Vor Ort
Mine El Cerrejón Deutschland importiert mehr Kohle aus Kolumbien. Das ist schlecht fürs Klima – und bedroht die Menschen vor Ort
Der Wayuu-Indigene Luis Misael Socarras ist ein Gegner der Mine. Das Wasser des Rio Ranchería, dem wichtigsten Fluss der Region, fliesst durch die Mine. "Vorher ist sein Wasser klar", sagt Socarras. "Im Anschluss ist es schmutzig. Beim Baden bekam ich einen Ausschlag."
© Sebastian Sele
Nach dem Wegfall der russischen Kohleexporteure importiert Deutschland mehr Kohle aus Kolumbien. Doch vor Ort, in der Provinz La Guajira, führt der Kohleabbau nicht nur zu massiven Umweltschäden – Aktivisten wird sogar mit dem Tod gedroht.