Arbeitszeit Clement: Arbeiten an Feiertagen

Auf immer neue Ideen kommt Wirtschaftminister Clement um die Konjunktur anzukurbeln. Derzeit denkt er laut über eine Abschaffung von Feiertagen nach. DGB und Kirche sind natürlich vereint dagegen.

Der Bundeswirtschaftsminister versucht die stotternde Konjunkturlokomotive mit allen Mitteln in Gang zu bringen. Sein neuester Einfall stößt aber auf wenig Gegenliebe: Die Grünen-Haushaltsexpertin Christine Scheel hat sich strikt gegen eine Abschaffung von Feiertagen zur Belebung des Wirtschaftswachstums ausgesprochen. "Diese Diskussion ist ziemlicher Quatsch", sagte Scheel heute im "ARD-Morgenmagazin".

Deutsche sollten länger arbeiten

Nach Ansicht von Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) sollten die Deutschen länger arbeiten, und dabei gehe es auch um die Feiertage. "Wer unseren Feiertagskalender mit dem anderer Staaten vergleicht, der kann auch ins Grübeln kommen." Clement verwies darauf, dass im nächsten Jahr das Wirtschaftswachstum bis zu 0,5 Prozent höher ausfallen wirde, weil eine Reihe von Feiertagen auf Wochenenden fällt.

Grüne bestreitet Zusammenhang

Die Entscheidung für einen Feiertag liegt bei den Bundesländern, sagte Scheel in der ARD. "Insgesamt ist es so, dass wir in Deutschland in allen Bundesländern neun Feiertage haben. Es gibt Bundesländer, die haben 14 Feiertage, und dort ist die Arbeitslosigkeit geringer als woanders." Auch international liege man mit diesen Zahlen "nicht gerade an der Spitze, sondern im unteren Mittelfeld", sagte die Grünen-Haushaltsexpertin.

DGB und Kirche im Protest vereint

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die katholische Kirche haben sich ebenfalls strikt gegen eine Abschaffung von Feiertagen ausgesprochen. Von Handwerkspräsident Dieter Philipp bekam Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) dagegen Rückenwind für seinen Vorschlag, über die Streichung von Feiertagen nachzudenken, um die Arbeitszeit wieder zu verlängern. DGB-Chef Michael Sommer forderte Clement auf, nicht "jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf zu treiben". Die Deutschen hätten "zunächst mal zu wenig Arbeit", sagte er dem Fernsehsender N24. "Der Wolfgang soll seinen Job tun als Beschäftigungsminister, dann tut er was Gutes", fügte Sommer hinzu. Clements vornehmste Aufgabe sei es, Beschäftigung zu schaffen, und nicht "den Leuten die Feiertage zu nehmen".

Tage der "Arbeitsruhe und seelischen Erhebung"

Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, argumentierte, die kirchlichen Feiertage seien zu wichtig, als dass man einfach je nach Kassenlage oder wirtschaftlicher Konjunktur über sie verfügen dürfe. Ein Verzicht auf einen Feiertag könne nur in Erwägung gezogen werden, wenn die theologische, liturgische und pastorale Begründung für seine Beibehaltung entfallen sei, sagte Lehmann in der heutigen Ausgabe der "Saarbrücker Zeitung". "Auch Menschen, denen sich der religiöse Gehalt der Feiertage nicht erschließt, schätzen sie als Tage der 'Arbeitsruhe und seelischen Erhebung', wie es das Grundgesetz ausdrückt."

Handwerkspräsident Philipp sprach sich dagegen für weniger bezahlte Feiertage aus. Gleichzeitig forderte er, die Feiertage so zu organisieren, dass keine Brückentage mehr möglich sind. Diese störten gerade kleine Betriebe in ihrer Disposition und Auftragsbearbeitung und legten oft ganze Verwaltungen lahm, sagte Philipp in der Mittwochsausgabe der Tageszeitung "Die Welt".