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Bericht der US-Börsenaufsicht Bestechungen spülten Daimler Milliarden in die Kasse

Die US-Börsenaufsicht hat erstmals ausgerechnet, wie viel Geld Daimler durch Bestechungen im Ausland eingenommen haben soll. Den Ermittlungen zufolge brachten die illegalen Praktiken dem Autohersteller fast zwei Milliarden Dollar Umsatz. Im Gegenzug gab's beispielsweise Einladungen in den Golfclub.

Der deutsche Autobauer Daimler soll durch jahrelange systematische Bestechung Umsätze über insgesamt 1,9 Milliarden Dollar (1,4 Milliarden Euro) erwirtschaftet haben. Der illegale Gewinn daraus habe sich auf mindestens 91,4 Millionen Dollar belaufen, teilte die US-Börsenaufsicht SEC am Donnerstag mit. Daimler habe mehr als 200 rechtswidrige Transaktionen getätigt und dabei insgesamt unzulässige Zahlungen in Höhe von mindestens 56 Millionen Dollar vorgenommen.

Daimler war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen, allerdings findet am 1. April vor einem US-Gericht in Washington eine Verhandlung zu den Korruptionsvorwürfen statt. Laut den Gerichtsunterlagen hat Daimler zwischen 1998 und 2008 in mindestens 22 Ländern gegen Gesetze verstoßen. Das US-Justizministerium beschuldigt den Stuttgarter Konzern, bei Geschäften in Russland, der Türkei, Ägypten und China sei die Bestechung "ausländischer Amtsträger" übliche Praxis gewesen. Mal hat Daimler einem hohen Beamten in Turkmenistan zum Geburtstag eine gepanzerte S-Klasse-Limousine im Wert von 300.000 Euro spendiert, mal Würdenträger in Indonesien in den Golfclub eingeladen.

Berichten zufolge hat sich Daimler mit dem US-Justizministerium und der SEC darauf geeinigt, das Verfahren gegen Zahlung von rund 185 Millionen Dollar (etwa 140 Millionen Euro) beizulegen. Der Vergleich muss am 1. April noch vom zuständigen Richter abgesegnet werden.

Noch drei Jahre unter Aufsicht

Vor einem noch höheren Bußgeld bewahrte den Stuttgarter Autobauer offenbar, dass Daimler-Chef Dieter Zetsche in der Schmiergeld-Affäre bislang hart durchgegriffen hat. Zetsche ging gegen mehr als 60 Mitarbeiter vor. Etwa 45 Beschäftigte mussten den Konzern verlassen, wie aus US-Gerichtsunterlagen hervorgeht.

Ganz beendet ist die Sache für Daimler aber weder mit dem Bußgeld noch mit den Entlassungen: Der Autobauer steht drei Jahre lang unter Aufsicht. Der ehemalige FBI-Chef Louis Freeh wird überwachen, ob die Stuttgarter ab jetzt saubere Geschäfte machen. Der Konzern selbst hatte Freeh bereits Ende 2006 als externen Berater verpflichtet, um bei der Aufarbeitung der Schmiergeld-Affäre zu helfen. Selbst nach der Berufung Freehs kam es den US-Ermittlern zufolge aber noch zu Bestechungen von ausländischen Beamten.

Anfangs unwillig, später umso einsichtiger

Der Fall Daimler weckt Erinnerungen an Siemens, wenngleich die Größenordnung wesentlich kleiner ist: Bei Siemens ging es um fragwürdige Zahlungen über 1,3 Milliarden Euro. Anders als Siemens zeigte sich Daimler nach Ansicht von Kennern aber anfangs unwillig, mit den US-Behörden zu kooperieren, was das Verfahren in die Länge gezogen habe. Letztlich indes, und das halten die amerikanischen Ermittler dem Autohersteller zugute, sei die Zusammenarbeit hervorragend gewesen und Daimler habe ein effektives System zur Korruptionsbekämpfung eingeführt.

Daimler kann von den US-Behörden belangt werden, weil der Konzern in den USA börsennotiert ist und damit auch den Gesetzen des Landes unterliegt. Zudem waren die Stuttgarter zu den Zeiten, auf die sich die Korruptionsvorwürfe beziehen, mit dem US-Wettbewerber Chrysler liiert. Daimler hat bereits Rückstellungen für die Strafzahlungen gebildet.

Reuters/DPA DPA Reuters

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