Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) spricht von "einem Betrugskartell im Automobilbereich". Interne Dokumente, die dem Umwelt- und Verbraucherverband im Sommer 2022 eigenen Angaben zufolge aus dem Umfeld der Automobilindustrie zugespielt wurden, sollen ein bewusstes Vorgehen von Audi, VW, Daimler und BMW belegen. Konkret sollen die Autohersteller bereits im Jahr 2006 Abschalteinrichtungen für Dieselfahrzeuge beim Zulieferer Bosch in Auftrag gegeben haben. Betroffen seien laut DUH tatsächlich "faktisch alle Hersteller weltweit", heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Pressemitteilung. Namentlich genannt sind in den nun veröffentlichten Unterlagen etwa auch Toyota, PSA (Peugeot, Citroën, heute Stellantis), Hyundai, Honda, Ford und Fiat.
"Nicht einzelne VW-Ingenieure, sondern die Profitgier der vier größten Automobilunternehmen Deutschlands führte zur Entwicklung von insgesamt 44 unterschiedlichen Varianten der Betrugssoftware", sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Die Autobauer sollen demnach gegenüber Bosch den Wunsch nach einer Funktion zu einer geringeren Harnstoffeinspritzung bei den Dieselfahrzeugen geäußert haben.
Die Bosch-Ingenieure führten im Oktober 2015 schließlich über 40 verschiedene Funktionen der Abgasreinigung auf, was einen höhen Ausstoß von schädlichem Stickoxid zur Folge hat. Es sei bekannt gewesen, dass die Produktparameter "Auswirkungen auf....die Einhaltung behördlicher Vorschriften haben können", ist in einem Dokument geschrieben. Bosch wies darin etwa auch darauf hin: "Eine behördenkonforme Applikation ist sicherzustellen."
In den Unterlagen aus den Jahren 2006 bis 2015 geht es auch um die temperaturabhängige Umschaltung vom Prüfmodus in den realen Straßenmodus. Die rechtliche Grauzone rund um die sogenannten Thermofenster, bei der die Abgasreinigung in bestimmten Temperaturbereichen reduziert oder gar abgeschaltet wird, ist umstritten. Offiziell erfolgt sie zum Schutz der Motorbauteile. DUH-Experte Axel Friedrich über die Dieselabgasmanipulationen: "Wir haben hier über ein Jahrzehnt Dinge gemacht – mit Hilfe von Bosch, Continental und Delphi Technologies – die einfach illegal waren."
DUH fordert Stilllegung oder Nachrüstung der betroffenen Fahrzeuge
Die DUH klagt wegen insgesamt 119 Diesel-Fahrzeugmodellen vor dem Verwaltungsgericht Schleswig. Sie meint, dass in Deutschland mehr als fünf Millionen Diesel-Fahrzeuge stillgelegt oder nachgerüstet werden müssten.
Die Autobauer hätten "einen hohen zweistelligen Milliardenbetrag an Zusatzeinnahmen" erzielt, sagte Resch am Donnerstag auf einer Pressekonferenz des Umwelt- und Verbraucherverbands. "Dieses Kartell hat pro Auto hunderte von Euro eingespart und mutwillig und vorsätzlich in Kauf genommen, dass Menschen getötet und, dass Menschen krank werden." Er forderte von der Bundesregierung, dass geschädigte Autofahrerinnen und Autofahrer entschädigt werden.
Jetzt müssten "die betrogenen Käufer von Dieselfahrzeugen, die glaubten, ein klimaverträgliches und sauberes Fahrzeug erworben zu haben, nicht ein zweites Mal betrogen werden" – wie auch in den USA, wo Millionen Fahrzeuge nachgerüstet oder verschrottet wurden.
Welcher Auto-Typ bin ich bloß?

Alltagstauglichkeit: Groß. Ein dichtes Netz aus Tankstellen sowie die hohe Zuverlässigkeit der ausgereiften Technik machen den Verbrenner immer noch zur ersten Wahl in Sachen entspannten Fahrens, ob auf Kurzstrecke oder der 1300 Kilometer-Tour mit Dachbox und Anhänger zum Urlaubsort. Planung ist nicht notwendig, die nächste Tankstelle ist nie weit. Selbst bei Spirtpreisen von 1,60 Euro ist das herkömmliche Auto für die meisten Autofahrer noch konkurrenzfähig gegenüber Alternativen.
Wartung und laufende Kosten:
Zwar ist die Technik ausgereift, aber sie verlangt laufende Wartung: Öl, Zündkerzen, Zahnriemen, Injektoren, dann noch die Abgasuntersuchungen. Wenn der Katalysator defekt ist, überschreitet die Werkstattrechnung schnell die 1500 Euro-Marke. Die laufenden Kosten summieren sich, je älter das Auto ist desto schneller. Im Schnitt fällt alle 20.000 Kilometer eine Reparatur oder Wartung an.
Preis und Förderung
Die Tage des Verbrenners sind gezählt. Bereits heute verliert ein Neuwagen im ersten Jahr etwa 25 Prozent an Wert, in jedem weiteren Jahr dann etwa fünf Prozent. Durch das von der Politik forcierte Ende der Brennstoffmotoren, dürfte der Wertverlust künftig noch höher ausfallen. Bereits heute stehen Hunderttausende Leasingrückläufer und Jahreswagen auf Halde. Zwar wird die Kfz-Steuer nach Hubraum und CO2-Ausstoß berechnet, die Summe fällt jedoch kaum ins Gewicht.
Umweltaspekt:
Die CO2-Bilzanz von Verbrenner gegenüber dem E-Antrieb wird häufig über den gesamten Lebenszyklus der beiden fahrzeugtypen berechnet. Je nach Sichtweise und Studien-Auftraggeber erweist sich dabei selbst ein Diesel als CO2-schonender als in E-Auto. Solche Berechnungen sind legitim, sie lassen jedoch außer Acht, dass sich die Vorkommen fossiler Brennstoffe dem Ende zuneigen. So oder so wird die traditionelle Antriebstechnik ihr im Wortsinn natürliches Ende finden.
Geeignet für:
Wer jetzt noch einen zehn Jahre alten Verbrenner hat, sollte ihn im Sinne der Klimabilanz so lange wie möglich fahren. Autos dieser Altersklasse haben oft eine Start-Stopp-Automatik, Systeme zur Energierückgewinnung beim Bremsen und andere Techniken, die den Verbrauch senken. Vielfahrer mit hoher Kilometerleistung kommen am Verbrenner derzeit kaum vorbei. Auch Familien, die gern mit Dachbox und Anhänger in den Urlaub fahren, dürften sich mit reinen E-Auto schwertun. Eine Alternative wäre der Hybrid.
Staatsanwalt zum Dieselgate: Dokumente bereits 2019 berücksichtigt
Friedrich sagte: "Es ist ein Skandal, dass diese Daten so lange zurückgehalten wurden." Die DUH hat die Dokumente nach eigenen Angaben an die Staatsanwaltschaft Stuttgart weitergegeben.
Aniello Ambrosio von der Staatsanwaltschaft Stuttgart teilte auf Nachfrage des stern jedoch mit, dass die Dokumente bereits bekannt und "wie alle weiteren Erkenntnisse aus diesen Ermittlungsverfahren in dem gegen die Robert Bosch GmbH erlassenen Bußgeldbescheid vom 23. Mai 2019 berücksichtigt" worden seien. Bosch war damals zu einem Bußgeld in Höhe von 90 Millionen Euro verurteilt worden. Ein (Vor-)Ermittlungsverfahren aufgrund der Dokumente wurde laut Staatsanwalt Ambrosio nicht eingeleitet.
Quellen: DUH, mit Material der dpa