Nach dem Rekordanstieg des Ölpreises um über 25 Dollar pro Barrel an der New Yorker Börse ist der Preis im frühen asiatischen Handel am Dienstag wieder gefallen. Öl mit Liefertermin November kostete im elektronischen Handel in Singapur 109,08 Dollar. Der Anstieg am Montag in New York um 25,45 Dollar auf vorübergehend 130,00 Dollar war der absolut höchste Tagesanstieg in der Geschichte des Ölpreises. Analysten führten den Preissprung auf die aktuelle Schwäche des Dollars zurück, ausgelöst von der Unsicherheit bezüglich des von der US-Regierung geplanten 700-Milliarden-Dollar-Rettungspakets für den Bankensektor. Der Dollar hat deswegen am Montag weiter an Wert verloren und notierte bei 1,48 Dollar. Am Freitag genügte noch 1,44 Dollar um einen Euro zu kaufen. Der Anstieg um fast vier Cent binnen eines Handelstages war einer der größten seit der Einführung des Euro 1999.
Trotz der Bemühungen um eine Eindämmung der Krise musste der US-Aktienmarkt am Montag deutliche Verluste hinnehmen. Der Leitindex Dow Jones verlor am Montag 3,27 Prozent auf 11.015,69 Zähler und büßte damit einen Teil seiner Ende vergangener Woche erzielten Gewinne wieder ein. Analysten hegen Zweifel an der Wirksamkeit des US-Rettungspakets. Die Anleger sind sich Händlern zufolge nicht sicher, ob die Maßnahmen ausreichen, die Lage an den Kreditmärkten tatsächlich zu entspannen.
Rettungspaket kommt voran
US-Regierung und Kongress erzielten derweil erste Fortschritte bei der Umsetzung des Rettungspakets. Wie US-Medien am Montagabend (Ortszeit) berichteten, geht es dabei unter anderem um die von den Demokraten geforderte Hilfe auch für bedrängte Hausbesitzer. Fortschritte gebe es auch in der Frage einer parlamentarischen Aufsicht. Das Paket solle bereits bis Ende der Woche verabschiedet werden. Am Dienstag muss Notenbankchef Ben Bernanke vor dem Banken-Komitee des Senats Stellung beziehen.
US-Präsident George W. Bush hatte den Kongress zuvor erneut zu einer raschen Verabschiedung aufgerufen. Auch er hatte von "guten Fortschritten" bei den Verhandlungen, aber auch von Differenzen in Einzelfragen gesprochen. "Die ganze Welt schaut auf uns, um zu sehen, ob wir schnell handeln können, um unsere Märkte zu stärken und Schaden von unseren Kapitalmärkten, Geschäftswesen, unserem Häusermarkt und Pensionskonten abzuwenden", sagte Bush.
US-Demokraten gegen "Blanko-Check"
Die demokratische Präsidentin des Abgeordnetenhauses, Nancy Pelosi, und der Präsidentschaftskandidat der Partei, Barack Obama, bekräftigten, das Parlament dürfe der Regierung keinen "Blanko-Scheck über 700 Milliarden Dollar" ausstellen.
Der Vorsitzende des zuständigen Parlamentsausschusses, Barney Frank, sprach von erheblichen Fortschritten bei den Verhandlungen. Dabei gehe es auch um die Frage, wie die Finanzbehörden an späteren Gewinnen der Banken beteiligt werden können, denen jetzt mit dem 700 Milliarden-Dollar-Rettungspaket unter die Arme gegriffen werden soll. Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt. Die Demokraten hatten vor allem Hilfen für die in Not geratenen Hausbesitzer praktisch zur Bedingung einer Zustimmung gemacht.
Finanzminister Henry Paulson lehnte Forderungen nach Einkommensobergrenzen für Topmanager der Banken ab. Medienberichten zufolge äußerte er bei den Verhandlungen Sonntagnacht (Ortszeit) auch die Besorgnis, dass neue kurzfristige Interventionen nötig werden könnten, bevor das Paket möglicherweise Ende der Woche von Präsident Bush unterzeichnet werden kann. Zunächst war eine grundsätzliche Vereinbarung noch vor der Öffnung der Märkte am Montag gescheitert. Paulson plädierte dafür, das Paket nicht mit zu vielen Details und zusätzlichen Programmen zu überfrachten.