Während der Chipmangel die Produktion vieler Autobauer zurückwarf, hat BMW einen Rekordgewinn im vergangenen Jahr erzielt. Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic erklärt gegenüber der "Automobilwoche", warum der Münchener Autobauer trotz des Chipmangels so erfolgreich war: "Mit einer starken Mannschaft aus Einkauf, Logistik und den Werken, für die jede einzelne Einheit zählt".
Weiter könne man Volumenschwankungen sehr gut ausgleichen und auch kurzfristig bei Derivaten und Varianten reagieren. "Die zweite Seite ist der Einkauf, die Art wie wir Verträge schließen: langfristige Verbindlichkeiten einzugehen, gute Prognosen zu haben, früh genug zu ordern und auch den Mut zu haben, genügend Optimismus zu sehen, um sich große Volumen vorzunehmen", so Nedeljkovic gegenüber der Branchenzeitung.
Im Jahr 2021 verkaufte BMW über 2,5 Millionen Autos, erwirtschaftete 111 Milliarden Euro Umsatz, machte 16,1 Milliarden Euro Gewinn vor Steuern und 12,5 Milliarden nach Steuern. Der Autobauer aus München verbaute die verfügbaren Halbleiter, der Hauptbestandteil von Chips, vor allem in teureren und profitableren Modellen.
Mercedes profitierte ebenfalls von den hohen Autopreisen bei Neu- und Gebrauchtwagen sowie dem Fokus auf teure Modelle. Jedoch gab es mit insgesamt 2,43 Millionen produzierten Fahrzeugen einen Rückgang von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Luxusmarken wie Bentley und Lamborghini aber auch Tesla meldeten sogar Rekordzahlen. Ford musste dagegen den Start eines neuen Lkws verschieben, auch General Motors musste einige Produktionslinien herunterfahren, wodurch das Geschäft einbüßte. In der Folge stieg Toyota zum umsatzstärksten Autobauer in den USA auf.
Am Mittwoch prognostizierte BMW-Vorstandschef Oliver Zipse in München allerdings: "2022 wird kein einfaches Jahr." Denn der Ukraine-Krieg bremst das BMW-Geschäft. Statt einer Prognose von acht bis zehn Prozent strebe BMW nun einen Gewinn von sieben bis neun Prozent an.
Bei den Kabelbäumen, die zum großen Teil aus der Ukraine stammen und aufgrund der Kriegssituation einen Mangel erleben, habe der Ausgleich durch andere Märkte laut Nedeljkovic aber ebenso funktioniert. "Auch hier ist [die] Kombination aus hochmotivierter Mannschaft, Flexibilität und Reaktionsgeschwindigkeit das Erfolgsrezept", so der BMW-Produktionsvorstand.
Zwar gab es Produktionsstopps in München, Dingolfing und Oxford, jedoch habe BMW auch andere Kabelbaumlieferanten, etwa aus Mexiko, Nordafrika oder China. "Diese Kapazitäten haben wir uns in dieser Engpass-Situation zunutze gemacht", sagte Nedeljkovic.
BMW rechnet 2022 mit Verkaufszahlen aus Vorjahresniveau
Neben des weiter anhaltenden Chipmangels stellen die steigenden Energie- und Rohstoffpreise die Branche vor eine Herausforderung. Vorstandschef Zipse zufolge sind die Auftragsbücher "prall gefüllt". BMW rechnet aber nicht mehr mit einem Wachstum, sondern nur noch mit Verkaufszahlen auf dem Niveau des Vorjahres sowie mit einem deutlichen Gewinnzuwachs wegen der Vollkonsolidierung von Brilliance Automotive (BBA); BMW hatte im Februar seine Beteiligung an dem chinesischen Hersteller von 50 auf 75 Prozent erhöht.
Künftig wolle BMW die Wertschöpfungsprozesse optimieren und auf "schlanke Strukturen" wie auch eine "schlanke Organisation" setzen, erklärte Nedeljkovic. Ein zentraler Punkt sei dabei die Flexibilität. Außerdem wolle der Autobauer den CO2-Fußabdruck reduzieren und mit Data Science, künstlicher Intelligenz und Virtualisierung die Digitalisierung voranbringen. Dazu hat BMW das strategische Zielbild "BMW iFactory. Lean. Green. Digital" formuliert.
Schwere Zeiten

Quellen: Automobilwoche, Business Insider, mit Material der dpa