Wenn am Dienstag, den 18. März 2008 bei der MAN AG in Augsburg zur großen Geburtstagsgala gebeten wird, dann könnten Millionen Autofahrer mitfeiern. Dem Jubilar Rudolf Christian Karl Diesel ist es zu verdanken, dass es zu den Benzin verbrennenden Ottomotoren in ihren Pkw noch eine Alternative gibt.
An diesem Tag vor 150 Jahren wurde Rudolf Diesel geboren. Eine "neue rationelle Wärmekraftmaschine" hatte er 1892 zum Patent angemeldet, daraus geworden sind Motoren, deren Entwicklungspotenzial vor allem im Pkw-Bereich als noch lange nicht ausgeschöpft gilt.
Überflieger
Rudolf kam als zweites Kind des gelernten Buchbinders Theodor Diesel und seiner Frau Elise zur Welt. Der Junge entwickelte schon früh sein großes technisches Talent. 1872, mit 14 Jahren, fasste er den Entschluss, Ingenieur zu werden. Er wurde das, was man heute einen Überflieger nennen würde. Nach einer beruflichen Episode in Paris kehrte Diesel nach Augsburg zurück, um bei der Maschinenfabrik Augsburg Nürnberg (MAN) an seinem wichtigsten Projekt zu tüfteln: dem Selbstzündermotor, der seinen Namen weltberühmt machen sollte.
1897 war das erste funktionstüchtige Modell dieses Motors fertig. Das Prinzip: Die mittels Hubkolben im Brennraum verdichtete Luft erhitzt sich dabei so, dass der eingespritzte Kraftstoff sich selbst entzündet. Die Maschine hatte einen Wirkungsgrad von 26,2 Prozent, erheblich mehr als die etwa zehn Prozent, die Dampfmaschinen damals leisteten. Moderne Dieselmotoren bringen es heute sogar auf maximal 45 Prozent, was deutlich über dem Wert von Ottomotoren liegt (bis 37 Prozent). In den folgenden 100 Jahren gab es kaum Fortbewegungsmittel, für die nicht wenigstens Versuche mit Dieselantrieb durchgeführt wurden, vom Luxusliner bis zum Flugzeug war alles dabei. Es gab sogar mal einen Diesel-Porsche, allerdings einen Traktor.
Ohne die Hilfe der Ingenieure von MAN hätte Diesel den Motor wohl nicht zur Serienreife gebracht. Immer wieder kam es zu Rückschlägen und Verzögerungen, aus der geplanten halbjährigen Entwicklungszeit wurden vier Jahre. Dass die bei MAN entwickelte Technik nicht mehr seinem Patent entsprach, nagte am Selbstbewusstsein des Erfinders.
Kaufmännisches Geschick fehlte
Der von dem Erfinder 1898 in Augsburg gegründeten Dieselmotorenfabrik war kein Erfolg beschieden. 1911 wurde die Firma wieder aufgelöst. Dem genialen Erfinder und Konstrukteur fehlte es offenbar, so ein Urteil späterer Biografen, an kaufmännischem Geschick. Ständig war Diesel in patentrechtliche Auseinandersetzungen verstrickt, die zunehmend seine Gesundheit zerrütteten.
Als Datum seines Todes gilt der 29. September 1913. An diesem Abend wurde Rudolf Diesel an Bord des Postdampfers "Dresden" letztmalig lebend gesehen. Er war auf dem Weg nach London, wo er an einer Konferenz teilnehmen wollte. 14 Tage später fischte eine andere Schiffsbesatzung im Ärmelkanal eine Leiche auf, in deren Kleidung Portemonnaie, Taschenmesser und Brillenetui sichergestellt werden konnten. Rudolf Diesels Sohn Eugen identifizierte diese Gegenstände als die seines Vaters. Der mysteriöse Tod des Erfinders öffnete Raum für Spekulationen und Zweifel an einer Selbstmordtheorie. Dazu gehörte die These, Diesel sei im Auftrag des deutschen Kaiserreiches ermordet worden, da er seine Erfindungen auch bei den Kriegsgegnern England und Frankreich hatte lizenzieren lassen.