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"Tesla-Jäger" Massage-Sessel, 1050 PS und von Null auf 100 km/h in 2,39 Sekunden: Der Faraday Future 91 Futurist

Der Faraday Future in seitlicher Frontansicht. Das Luxus-SUV soll unter anderem Tesla Konkurrenz machen.
Der Faraday Future FF 91 soll Autoherstellern wie Tesla Konkurrenz machen
© Faraday&Future Inc.
"Tesla-Jäger" Farady Future will sein erstes Elektroauto auf den Markt bringen. Der 91 Futurist soll sich "von allen anderen Fahrzeugen" abheben. Eine Kampfansage mit 1050 PS, einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in weniger als drei Sekunden und Massage-Sesseln in Liegeposition.

Farady Future präsentierte sich bei seinem Firmenstart groß als Tesla-Herausforderer. Dann folgten schwere Zeiten, doch im Frühjahr soll es nun soweit sein: Das kalifornische Start-up hat angekündigt, die Produktion seines ersten Serienfahrzeugs bereits im nächsten Monat aufnehmen zu wollen. Der Hersteller verspricht sich etwa mit einem "zukunftsweisenden Design" eine optische Abhebung "von allen anderen Fahrzeugen auf der Straße".

Zu den Besonderheiten des Faraday Future 91 Futurist (kurz: FF 91) gehören zwei von einander getrennte Rücksitze, welche in Liegeposition gebracht werden können – gemäß den von der NASA entwickelten Standards "Neutrale Körperhaltung", die der menschliche Körper in der Schwerelosigkeit einnimmt. Die belüfteten sesselartigen Sitze bieten zudem eine Massagefunktion für mehr Komfort im Auto. Zur digitalen Nutzung setzen die Kalifornier im FF 91 auf zahlreiche Displays: hinter dem Lenkrad, in der Mittelkonsole, vor der Beifahrerin oder dem Beifahrer, als Alternative zum Rückspiegel, hinter den Vordersitzen im Dach sowie in den Türen.

Die Rede ist von einer "nächsten Generation der automobilen Innenausstattung". So sollen Innovationen im Bereich der Mobilität neu definiert werden, um ein "Premium-Fahrzeug von morgen" zu konzipieren. Das Auto sei "nahtlos vernetzt" und verfügt laut Herstellerangaben über "ein einzigartiges intelligentes Internetsystem". Darüber hinaus lässt sich ein sogenanntes FFID-Profil erstellen, wodurch das Fahrzeug vor Fahrtbeginn in von der Fahrerin oder dem Fahrer getätigte Einstellungen gebracht wird. Das dürfte unter anderem etwa die richtige Sitz- und Lenkradposition betreffen. 

Technische Daten ähneln sich mit Tesla Model X

Auch technisch soll das Luxus-SUV auf breiter Ebene überzeugen. Er besitzt drei Motoren mit einer Gesamtleistung von 1050 PS, welches den FF 91 in 2,39 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen sollen. Entscheidend für den Erfolg eines E-Autos ist vor allem eine kurze Ladedauer und eine hohe Reichweite. Das sportliche Luxusmodell von Faraday Future ist mit Lithium-Ionen-Batteriezellen ausgestattet, die die weltweit höchste Energiedichte haben sollen – laut Hersteller fast doppelt so hoch wie die einer Serienautobatterie. Damit soll das E-Auto eine Reichweite von gut 600 Kilometern haben.

Faraday Future präsentierte sich nach seiner Gründung im Jahr 2014 groß als Herausforderer von Tesla. Und so dürfte das Luxus-SUV FF 91 ebenso in die Oberklasse fallen wie das Anfang 2016 in Produktion gegangene Tesla Model X. Auch beim Blick auf die technischen Daten beider Fahrzeuge ergeben sich durchaus Ähnlichkeiten. Das Tesla-Model hat in der Sportversion (Plaid) laut Herstellerangaben 1020 PS, braucht 2,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h und kommt mit einer Batterieladung laut WLTP bis zu 543 Kilometer weit. Inzwischen will Faraday Future aber eher mit Ferrari, Maybach, Rolls Royce und Bentley konkurrieren, wie das Unternehmen angibt. Die Premiumauto-Hersteller sind bei der Elektrifizierung noch nicht so weit wie Tesla, wollen künftig allerdings auch auf die Elektromobilität umsteigen. Ferrari etwa will 2025 seinen ersten Luxus-Sportwagen ohne Verbrennungsmotor und stattdessen mit vollelektrischem Antrieb auf den Markt bringen.

Faraday Future verzögerte wegen Krisenzeiten Produktionsstart

Faraday Future hat sich mit der Produktion eines ersten Fahrzeugs keine leichten Ziele gesetzt. Das zeigt die Firmenhistorie. Das hauptsächlich mit chinesischem Geld aufgebaute Unternehmen stellte 2016 auf der CES in Las Vegas ein Konzeptfahrzeug mit dem Namen FFZERO1 vor. Der Einsitzer-Supersportwagen hatte die Optik eines Rennwagens; seine Designsprache sollte in zukünftige Serienfahrzeuge einfließen. Auch die Prinzipien des Fahrersitzes nach dem NASA-Design "Schwerelosigkeit" sollten auf nachfolgende Modelle übertragen werden.

Finanzielle Schwierigkeiten des chinesischen Hauptinvestors brachten Faraday Future allerdings schnell in eine Krise. Es gab Streit im Vorstand, Probleme bei der Unternehmensführung und schließlich einen Rückgang des Bargeldbestands. Im Herbst 2019 reagierte das Unternehmen mit einem Neustart und holte sich mit Carsten Breitfeld den ehemaligen BMW-Manager an die Unternehmensspitze.

Im Januar 2021 fusionierte Faraday Future mit einer bereits börsennotierten Firma, was einen Erlös von einer Milliarde Dollar einbringen und die Produktion sowie Auslieferung des FF 91 ermöglichen sollte. Das Auto sollte laut damaliger Ankündigung bis Mitte 2022 auf den Markt kommen. Seit dem Börsengang erlebte die Unternehmensaktie aber einen Sturz von 92 Prozent. In der Folge wurde der geplante Auslieferungsbeginn auf Ende 2022 verschoben.

In den vergangenen Monaten versuchte Faraday Future jedoch, Geld zu sparen und verzögerte die Fahrzeugentwicklung. Am Ende des dritten Quartals 2022 besaß das Unternehmen Barmittel in Höhe von knapp 32 Millionen Dollar, Ende November waren es dann nur noch 22,5 Millionen Dollar. Im November musste CEO Breitfeld seinen Posten nach einer Überprüfung der Unternehmensleistung seit dem Börsengang räumen. Sein Nachfolger wurde der vorherige China-Chef Xuefeng Chen. Im selben Monat äußerte der junge Elektroautobauer schließlich "erhebliche Zweifel" daran, seine Tätigkeit fortzuführen, wie die internationale Nachrichtenagentur Reuters zitierte. Es sei ungewiss, wann man die ersten Auslieferungen des FF 91 abschließen könne, hieß es weiter. Neben den allgemein steigenden Kosten machten Faraday Future auch die Unterbrechungen in der Lieferkette zu schaffen.

Faraday Future 91 Futurist soll im April vom Band laufen 

Vor wenigen Tagen teilte das Unternehmen dann mit, Finanzierungszusagen für gesicherte Wandelanleihen in Höhe von 135 Millionen US-Dollar unter bestimmten Bedingungen vereinbart zu haben. Damit soll die Produktion des FF 91 Ende März starten können. Anfang April soll das Fahrzeug endlich vom Band laufen – vorausgesetzt, das Unternehmen erhält wie erwartet das Geld von seinen Investoren. "Wir werden den FF 91 Futurist mit hoher Qualität und hoher Produktleistung so schnell wie möglich ausliefern, sobald wir die in diesen Finanzierungen vorgesehenen Mittel erhalten haben", sagte CEO Xuefeng zu. Nach der von Zuversicht geprägten Mitteilung erlebten die Unternehmensaktien einen Anstieg um rund acht Prozent.

Es gibt also wieder Hoffnung auf den Produktionsstart des FF 91. Was das Luxus-SUV kosten wird, ist noch nicht bekannt.

Quellen: Farady Future, Reuters (1), Reuters (2), mit Material der dpa

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