Dodge Caliber Buddy aus Amiland

Von Frauke Hansen/Ibiza
Passend zur Fußball-WM will Dodge mit dem Caliber Männer-Herzen glücklich machen und präsentiert den Ami als "best buddy" des starken Geschlechts. Doch wie bei allen Machos stellt sich die Frage: Harte Schale, weicher Kern?

Was ist ein Mann ohne seinen besten Kumpel? Ohne einen echten Kerl, mit dem man nach der Maloche entspannen kann, der eine Party erst vollkommen macht und der einem das Bier gut gekühlt serviert? Für bisher hoffnungslos freu(n)dlose Fälle holt Dodge jetzt den Caliber aus der Auto-Wundertüte und will mit ihm Europa auf die Hörner nehmen. Im Mutterland USA ist Dodge die Marke für harte Kerle und war in den Jahren bis zur Caliber-Geburt vor allem auf Trucks und große Vans spezialisiert (selbst der härteste aller Schuhverkäufer - Al Bundy – fuhr Dodge!). Pünktlich zum Großereignis Fußball-WM soll ab 10. Juni auch das starke Geschlecht in Deutschland mit einem Wagen des passenden Kalibers ausgerüstet werden. Endlich also kümmert sich einer um die Bedürfnisse und Wünsche harter deutscher Männer. Hallelujah.

Technische Daten

2.0 Turbodiesel
Leistung (kW/PS) 103/140
0-100 km/h (s) 9,2
Vmax (km/h) 196
Verbrauch (L/100km) 6,1
Grundpreis 18.950 Euro

1.8 Benziner
Leistung (kW/PS) 110/150
0-100 km/h (s) 12
Vmax (km/h) 184
Verbrauch (L/100 km) 7,3
Grundpreis 14.990 Euro

Auch beim Blind Date mit dem Caliber ist der erste Eindruck entscheidend. Der potentielle neue beste Freund sei genau das, worauf Männer "um die 40" gewartet hätten und präsentiere sich "maskulin und expressiv", weiß Thomas Hausch, internationaler Verkaufsleiter der US-Marke. "Wie ein Macho", will der Betrachter beim ersten Blick auf das Ami-Geschoss still hinzufügen. Mit seinem Körperbau macht der Caliber einen auf dicke Hose. Ganz nach dem Motto "big ist beautiful" rollt der Dodge auf breiten Reifen durch die Autowelt, die noch breiteren Bodybuilder-Schultern verstärken den bulligen Eindruck. Der typische Fadenkreuz-Kühlergrill ist amerikanisch gewaltig, wenn auch nicht so wuchtig wie bei seinen Konzern-Geschwistern Chrysler und Jeep. Trotzdem ist von vorne die Familienzugehörigkeit unverkennbar, beim Gesicht war Mama Chrysler am Werk.

Ja, was will er denn?

"Mutig" soll es sein, das jüngste Kind der Chrysler-Gruppe. Mutig ist vor allem das Design. Ecken mischen sich mit Rundungen, Kanten mit Kurven. So richtig mag sich der Caliber nicht entscheiden, was er denn nun sein will. Coupé, SUV oder doch eher Mittelklassewagen? Dodge selbst steckt den 5-Türer in letztere Gruppe. Doch die 1,50 Meter Höhe und die 17 Zoll großen Räder erinnern mehr an die SUV-Kollegen denn an die anvisierte C-Klasse. Auch mit seiner Länge von fast 4,42 Metern überragt der Caliber seinen größten Konkurrenten VW Golf um gute 20 Zentimeter. Dank kleiner Fenster, Keilform und einem von der A-Säule über den integrierten Heckspoiler bis zum Heck durchlaufenden schwarzen Rahmen drängt sich dem Betrachter der Eindruck auf, er habe es hier mit einem Möchtergern-Coupé zu tun. Will so etwas das Männer-Herz? Von jeden dieser Zutaten ein bisschen? Eins jedenfalls ist sicher: Mutige Deutsche werden mit diesem Schrei nach Aufmerksamkeit erhört werden, der Caliber hebt sich optisch deutlich von seinen Konkurrenten ab.

Gibt sich der Multikulti-Wagen von außen männlich-kantig und aufregend anders, zeigt er von innen sein zweites Gesicht. Harte Schale, weicher Kern? "Luxus und Extravaganz sind mir egal, Funktionalität heißt das Zauberwort", scheint das von Hartplastik überzogene Cockpit zu schreien. Funktionalität ist nicht schlecht, aber langweilig ist das schon. Kein Holz, kein Leder, weit und breit nur Plastik. Selbst die "Zierringe in Alu-Optik" der typisch amerikanischen runden hervorstehenden Anzeigeninstrumente sind aus demselben Material. Bei der Preisklasse ist aber nichts anderes zu erwarten. Die Sitze sind etwas kurz geraten, aber durchaus gemütlich. Gepflegt entspannen kann man(n) in dem Ami-Schlitten also. Die Mittelkonsole präsentiert sich unaufgeregt übersichtlich mit großem Display und nur drei Drehreglern. Schnick-Schnack ist nichts für echte Kerle. Eine Menge Platz dafür umso mehr. Besonders auf den Rücksitzen erhält der Begriff "Beinfreiheit" eine neue Bedeutung, selbst lange Kerls können sich hier relaxt zurücklehnen. Ein Grund zum Jubeln für alle Handwerker ist das Kofferraumvolumen. 534 Liter freuen sich darauf, mit Kisten, Koffern und Gerätschaften gefüllt zu werden, bei umgeklappten Rücksitzlehnen steigt das Volumen auf 1339 Liter.

Chillen und grillen mit dem Ami-Buddy

Der wahre Charakter liegt im Detail und da zeigt sich der Caliber durchaus innovativ: Abenteurer-Herzen werden bei der herausnehmbaren hinteren Oberleuchte höher schlagen, das Bier kann auch bei tiefster Dunkelheit zielsicher in die eisblau beleuchteten Cupholder bugsiert werden. Cool und praktisch ist die "Chill-Zone" im Handschuhfach, ein durch die Klimaanlage betriebener Kühler für vier 0,5-Liter-Flaschen (das Bierchen ist da natürlich nur für den Beifahrer). Großer Pluspunkt im Rennen um die Zuneigung des deutschen Mannes. Der Sommer kann kommen! Das Beste zum Schluss beziehungsweise am Wagenende: Weil kein Mann ein richtiger Kerl ist, kann er kein richtiges Barbecue veranstalten, greift der amerikanische Buddy seinem Fahrer unter die Arme und sorgt bei Partys aller Art für die passende Beschallung. Für einen Aufpreis von knapp 422 Euro können an der geöffneten Heckklappe zwei Lautsprecher ausgeklappt werden – yeah man!

Im Fahrtest sammelt der Caliber weitere Pluspunkte. Der 2.0 CRD-Turbodiesel (140 PS) mit Fünfgangschaltgetriebe zieht gut an und lässt ein Limousinen-Gefühl aufkommen. Die Automatik des 2.0-Benziners (156 PS; die Benziner gibt es zurzeit nicht mit Handschaltung) ist von diesem Gefühl meilenweit entfernt, brüllt bei der Beschleunigung vor Schmerzen. Erst nach heftigem Gemecker schaltet der Caliber in einen höheren Gang. Insgesamt liegt der 1,4-Tonner angenehm direkt auf der Straße und schmeichelt durch gute Wendigkeit. Beim Linksabbiegen allerdings zeigt die A-Säule ihr Teufelsgesicht: In engen, scharfen Kurven ist die Sicht dank des Zusammenspiels mit den recht groß geratenen Seitenspiegeln eingeschränkt. Gut zu Fuß ist er, der Dodge: Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 196 km/h sprintet der Diesel-Caliber in 9,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h und soll laut Hersteller nur 6,1 Liter auf 100 Kilometer verbrauchen. Also nix mit amerikanischer Benzinschleuder.

So günstig? Wo ist der Hacken?

Ins Schleudern bringt einen allerdings der Preis: Ein 1,8-Liter-Basis-Benziner mit umfangreicher Serienausstattung schon für 14.990 Euro? Wie günstig! Zum Start des Europa-Angriffs tritt der Caliber in drei Versionen an: S, SE und SXT. Der billigste Diesel beginnt bei 18.500 Euro. Die teuerste Caliber-Version, veredelt mit dem Luxury-Package, kostet rund 22.110 Euro.

Männer, die sich des neuen Freundes noch nicht sicher sind, lockt Dodge mit der 5-Sterne-Garantie. Drei Jahre oder 50.000 Kilometer lang werden alle Wartungs- oder Reparaturarbeiten vom Unternehmen übernommen. Der amerikanische Buddy bringt also nicht nur ein maskulines Äußeres und Männerherz-erfreuende Detaillösungen, sondern auch einen zahlungskräftigen Daddy mit. Hört sich gut an, denn kleine Geschenke erhalten die Freundschaft – auch die unter echten Kerlen.

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos