Opel Antara Hübscher Drilling

General Motors bringt im Herbst drei neue Geländewagen auf den Weltmarkt, die technisch fast gleich sind. Einer davon heißt Opel Antara.

Zwei Jahre lang haben sie geschnüffelt, ihre Nasen überall hineingesteckt, die Ausdünstungen von Sitzen und Armaturenbrett, von Türverkleidungen und Teppichen inhaliert. "Asiatische Autos riechen irgendwie anders", sagt Opel-Projektleiter Andreas Nöth, 40. Das Auto, von dem er spricht, heißt Daewoo Winstorm und ist das Schwestermodell des neuen Opel Antara, mit dem die Rüsselsheimer ab November das Segment der kompakten Geländeautos bereichern.

Technische Daten

Motoren

Benziner: 2,4-l-Vierzyl. mit 140 PS/103 kW, 3,2-l-Sechszyl. mit 227 PS/167 kW;
Diesel: 2,0-l-Vierzyl. mit 150 PS/110 kW

Fahrleistungen (Basis)

0-100 km/h: 11,9 Sek.,
Spitze: 175 km/h

Verbrauch

9,6 Liter Super/100 Kilometer

Abmessungen

L/B/H: 4,58/1,85/1,70 Meter,
Leergewicht: 1,8 Tonnen,
Zuladung: 429 bis 660 Kilogramm,
Kofferraumvolumen: 370 bis 1420 Liter

Preis

Ab 26 850 Euro

Beide werden in Korea gebaut, ebenso der Captiva, ein weiterer Ableger auf gleicher Basis. Er wird in Europa als Chevrolet vertrieben. Aber weil Opel Wert auf den eigenen Stallgeruch legte, mussten für sämtliche Innenausstattungsteile neue Kunststoff-Rezepturen gefunden werden, die zu frischeren Gerüchen führten. Nicht nur das. Das neue Kind des GM-Konzerns sollte für Deutschland so aussehen wie ein Opel, sich so anfühlen und vor allem so fahren. Das heißt: straffer. Optisch ist die Opelisierung des 4,58-Meter-Wagens geglückt. Auch wenn es bei einem Vergleich nicht den Anschein hat: Nur wenige Karosseriebleche sind mit denen des Daewoo/Chevrolet identisch.

Wohl aber sind es sämtliche Motoren, die Getriebe, der Antrieb, die Radaufhängungen und die Lenkung. Und da war viel Feintuning nötig, um dem Antara etwa die Schaukelneigung seiner fernöstlichen Brüder auszutreiben. Das Rumtüfteln hat sich gelohnt. Der Antara liegt gut auf der Straße, die Feder-Dämpfer-Abstimmung ist straff, ohne den Insassen zu hart ins Kreuz zu schlagen. Auch halbwegs gute Gelände-eigenschaften bietet der Antara, wenngleich er eher ein hochbeiniger Lifestyle-Laster ist - und sich sowieso nur wenige mit Autos dieses Schlages ins Gelände trauen. Der Allradantrieb ist so konstruiert, dass auf normaler Straße nur die Vorderräder angetrieben werden. Wird's rutschig oder geht's die Alm hinauf, leitet das Verteilergetriebe zwecks besseren Fortkommens automatisch bis zu 50 Prozent der Kraft an die Hinterachse.

Gut Dreiviertel aller Antara-Kunden, denkt Opel-Marketing-Direktor Michael Klaus, 43, werden sich für den Diesel entscheiden. Schon wegen des günstigeren Sprits und des geringeren Verbrauchs. 150 PS leistet der 30 765 Euro teure Zweiliter-Direkteinspritzer, der bei niedriger Drehzahl ein wenig schwach auf der Brust ist, weil der Turbolader erst relativ spät einsetzt. Basisversion ist ein 2,4-Liter-Benziner mit 140 PS (ab 26 850 Euro).

Das sind mehr als 4000 Euro über dem Preis für das Einstiegsmodell des Captiva, das für 22 490 Euro ab September zu kaufen ist. Der Abstand lässt sich erklären, und bei genauer Betrachtung ist der Basis-Chevy dann nicht mehr so ein berauschendes Angebot: Ihm fehlen nämlich Allradantrieb, der elektronische Schleuderverhinderer ESP, Nebelscheinwerfer und der Bergabfahrassistent DCS (Decent Control System), der den Wagen automatisch vor einer unbeabsichtigten Schussfahrt bewahrt. Diese Ausstattung gibt es erst bei den teureren Captiva-Versionen.

Um den Antara auch im Innenraum einen Tick höherwertiger wirken zu lassen, hat Opel glänzende Chromringe für die Instrumente und Lüfterdüsen spendiert. Sieht zwar toll aus, doch mit den verzierten Gebläsedüsen links und rechts des Armaturenbretts haben die Entwickler nicht an die Praxis gedacht. Die silberfarbenen Ringe spiegeln sich nämlich in beiden Außenspiegeln. Das nervt auf Dauer beim Blick nach hinten.

print
Michael Specht