Der Abgas-Skandal bei Volkswagen erreicht eine neue Dimension: Nicht nur gefährliche Stickoxide, auch klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) dürfte laut internen Untersuchungen von vielen Modellen in größeren Mengen ausgestoßen worden sein als angegeben. Damit könnte der tatsächliche Spritverbrauch von Hunderttausenden Fahrzeugen höher liegen, als deren Besitzer bisher annahmen. Die schwerste Krise des Konzerns nimmt damit immer größere Ausmaße an. Die Ereignisse des Tages zum Nachlesen:
+++ 21.06 Uhr: Keine technische Manipulation bei falschen CO2-Werten +++
Volkswagen betont, dass die Unregelmäßigkeiten bei CO2- und Verbrauchsangaben nicht durch technische Hilfsmittel verursacht wurden. "Es geht um Werte, die einfach zu niedrig angegeben wurden", sagt ein Konzernsprecher in Wolfsburg. Bisher hatte VW keine konkreten Angaben dazu gemacht, ob die Abweichungen technisch erreicht wurden oder eine andere Ursache hatten.
+++ 18.18 Uhr: Ratingagentur Moody's stuft Volkswagen herab +++
Die Ratingagentur Moody's stuft Volkswagen wegen des Abgasskandals herab und droht mit einer weiteren Senkung der Bonitätsnote. Die Einstufung für die langfristigen Schulden laute nun auf "A3" nach zuvor "A2", teilt Moody's mit. Der Ausblick sei negativ. Mit dem Schritt reagiert die Ratingagentur auf die jüngsten Entwicklungen im Abgasskandal.
Die neuen Vorwürfe beschädigten die finanzielle Flexibilität und die Wettbewerbsfähigkeit von Volkswagen weiter, erklärt Moody's-Analystin Yasmina Serghini. Zugleich untermauert sie die Schwierigkeiten bei der Unternehmensführung und internen Kontrolle beim größten europäischen Autobauer.
Mit einer Einstufung von "A3" bescheinigt Moody's den Wolfsburgern immer noch eine hohe Kreditwürdigkeit.
+++ 17.52 Uhr: VW, Audi und Porsche stoppen V6-Diesel in USA +++
Nach den neuen Vorwürfen der US-Behörde EPA stoppt Volkswagen den Verkauf der betroffenen Modelle in Nordamerika. Es gehe um den Porsche Cayenne, die Audis Q5, Q7, A6, A7 und A8 sowie um den VW-Touareg, insofern sie die fraglichen Dieselmotoren mit sechs Zylindern und 3,0 Liter Hubraum haben, sagt ein Konzernsprecher. Zur Zahl der nun bei den Händlern stehenden Fahrzeugen mit Verkaufsverbot konnte er nichts sagen. Zuvor hatte bereits ein Audi-Sprecher den Stopp für die Nobelmarke mitgeteilt. Der Verkaufsstopp sei freiwillig und vorübergehend.
+++ 17.30 Uhr: Dobrindt - In Deutschland 200.000 VW-Autos mit falschen CO2-Werten +++
Von den rund 800.000 Fahrzeugen mit falschen CO2- und Verbrauchswerten entfallen rund ein Viertel auf Kunden in Deutschland. "In der Summe sind in Deutschland von den in Rede stehenden 800.000 Fahrzeugen rund 200.000 Fahrzeuge auf der Straße", sagt Verkehrsminister Alexander Dobrindt in Berlin. "Wir gehen davon aus, dass es in diesen Fällen dazu kommt, dass die Kfz-Steuer angepasst werden muss", ergänzt er. Es gehe bei diesem Problem um die VW-Marken Volkswagen, Audi, Skoda und Seat, wie der Konzern mitgeteilt habe. Bei ihnen sollen daher auch die laufenden Produktionsserien daraufhin überprüft werden, ob ihre CO2-Werte stimmen.
+++ 17.01 Uhr: Osterloh: VW-Vorstand muss auch um Vertrauen der Belegschaft kämpfen +++
VW-Betriebsratsboss Bernd Osterloh verlangt im Abgas-Skandal mehr Planungssicherheit vom Vorstand. "Wir haben über Investitionen, Werksauslastungen und Modellpolitik zu sprechen. Die Beschäftigten und die Investoren müssen wissen, woran sie bei Volkswagen sind", sagt der einflussreiche Arbeitnehmervertreter der Deutschen Presse-Agentur. "Der Vorstand muss Vertrauen von unseren Kunden, aber auch in den Belegschaften unserer Werke und Marken zurück gewinnen."
+++ 16:51 Uhr: Magazin: Interner VW-Informant brachte neue Mängel ans Licht +++
Das Bekanntwerden neuer Mängel im VW-Abgasskandal geht einem Magazinbericht zufolge auf einen internen Whistleblower zurück. Ein VW-Mitarbeiter habe sich direkt bei Vorstandschef Matthias Müller gemeldet und ihm von möglichen Manipulationen bei CO2-Angaben berichtet, schreibt die "Wirtschaftswoche" in einer Vorabmeldung unter Berufung auf einen hochrangigen Konzerninsider. Volkswagen äußerte sich nicht dazu.
+++ 16.02 Uhr: VW ruft in den USA über 90.000 Autos zurück +++
Die Probleme für Volkswagen in den Vereinigten Staaten reißen nicht ab: Der Wolfsburger Konzern ruft auf dem US-Markt 91.800 Fahrzeuge wegen eines Defekts an der Nockenwelle in die Werkstätten zurück. Betroffen von dem freiwilligen Rückruf seien unter anderem Benziner vom Typ Jetta, Passat, Beetle und Golf der Modelljahre 2015 und 2016, wie die US-Tochter von VW mitteilt. Der Autobauer steht bereits wegen der Affäre um manipulierte Abgaswerte bei Diesel-Fahrzeugen stark unter Druck. Der Defekt an der Nockenwelle kann den Angaben zufolge zu einer Schwächung der Bremsen führen, was das Unfallrisiko erhöhe. Volkswagen machte allerdings deutlich, dass im Zusammenhang mit dem Problem keine Verletzungen bekannt seien. Das Unternehmen habe die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA über die Rückrufaktion informiert. Nach Informationen des "Wall Street Journal" wies Volkswagen außerdem seine Händler in den USA an, die Verkäufe bestimmte Fahrzeuge mit Benzinmotoren der Modelljahre 2015 und 2016 zu stoppen, bis eine Lösung des Problems gefunden worden sei.
+++ 15.54 Uhr: Dobrindt: Knapp 100.000 Benziner sind betroffen +++
Die falschen CO2-Angaben bei Volkswagen betreffen auch 98.000 Benzinfahrzeuge. Das sagt Verkehrsminister Alexander Dobrindt im Bundestag. Der Konzern habe das Ministerium "in Kenntnis gesetzt, dass 800.000 Fahrzeuge von Volkswagen bei Verbrauch und CO2-Emission nicht den realen Werten entsprechen". VW habe mitgeteilt, dass darunter 98.000 Benzin-Fahrzeuge seien, sagt Dobrindt weiter.
+++ 14.38 Uhr: Dobrindt: VW-Skandal darf keine Steuernachzahlung bedeuten +++
Die falschen CO2-Angaben bei Volkswagen dürfen nach Ansicht von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) keine Steuer-Nachzahlungen für die Kunden nach sich ziehen. Dobrindt sagt außerdem, VW müsse nun unter Aufsicht des Kraftfahrtbundesamts neue Prüfwerte für seine Fahrzeuge erstellen. Zudem seien Untersuchungen der laufenden Serien aller aktuellen VW-Autos angeordnet worden. Erst dann könnten auch mögliche Auswirkungen auf das Erreichen von Klimazielen eingeschätzt werden.
+++ 14.03 Uhr: KBA will Gründe für falsche Spritverbrauchswerte klären +++
Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) will die Hintergründe des neuen VW-Skandals um zu hohe Werte beim Spritverbrauch und CO2-Ausstoß klären. "Das KBA wird sich der Prüfung dieses Sachverhalts annehmen und mit der gleichen Qualität prüfen wie die Vorwürfe zu Stickoxiden", sagt ein KBA-Sprecher auf Anfrage. "So etwas darf natürlich nicht sein", sagt der Sprecher: "Geltendes Recht ist anzuwenden und es gilt für alle in gleicher Weise." Wie lange die Prüfung dauern wird, könnte er nicht sagen. Nun fänden Gespräche dazu mit VW statt.
+++ 13.52 Uhr: Bundesregierung - VW muss strukturelle Konsequenzen ziehen +++
Nach den von Volkswagen eingestandenen Mängeln bei den CO2-Werten von 800.000 Fahrzeugen pocht die Bundesregierung auf eine umfassende Aufklärung durch den Konzern. VW sei in der Pflicht, den Vorgang "transparent und umfassend" aufzuklären, sagt Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Außerdem müsse das Unternehmen seine Strukturen so verändern, dass solche Vorfälle in Zukunft nicht mehr passieren könnten. Eine Sprecherin des Finanzministeriums sagt, es sei noch zu früh, um mögliche Auswirkungen auf die KfZ-Steuer abzuschätzen, deren Bemessungsgrundlage seit 2009 der CO2-Ausstoß der Motoren ist.
+++ 13.16 Uhr: Großaktionär Niedersachsen steht zu VW-Spitze +++
Das Land Niedersachsen als zweitgrößter VW-Eigentümer steht auch nach weiteren Hiobsbotschaften und Milliardenrisiken für den Autobauer zur Konzernspitze. "Im Moment gibt es für uns keinen Anlass, an der Zusammensetzung von Vorstand und Aufsichtsrat zu zweifeln", sagt eine Sprecherin der Staatskanzlei. Es sei "viel zu früh", die Frage zu stellen, ob der Vorstandsvorsitzende Matthias Müller wegen seiner früheren Tätigkeit als Porsche-Chef der Richtige für den Wolfsburger Konzern sei.
+++ 12.21 Uhr: Gabriel sieht keinen dauerhaften Schaden für "Made in Germany" +++
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) sieht trotz der Ausweitung des Manipulations-Skandals bei Volkswagen das Image der deutschen Industrie nicht gefährdet. Er sei "ganz sicher", dass die neuen Unregelmäßigkeiten bei VW keinen dauerhaften Schaden für die deutsche Industrie bedeuten, sagt Gabriel in Berlin. Über hundert Jahre Erfahrung mit Qualität made in Germany aus der Industrieproduktion würden auch diese Probleme überstehen.
+++ 11.38 Uhr: Grüne fordern schärfere EU-Regeln +++
Die Grünen im EU-Parlament fordern nach den neuen Enthüllungen im VW-Abgasskandal schärfere Vorgaben für Autohersteller in Europa. "Die Ausweitung des Skandals zeigt, dass wir bisher nur die Spitze des Eisberges kennen", sagt die Grünen-Fraktionsvorsitzende Rebecca Harms. Die jüngste Entscheidung der Mitgliedsländer zu neuen Grenzwerten bei Abgastests müsse rückgängig gemacht werden. Ihre Fraktion werde sich im EU-Parlament für die Ablehnung der Pläne einsetzen. Harms macht die EU-Kommission und die Mitgliedsstaaten für den "systematischen Betrug" mitverantwortlich. "Anstatt lückenlos aufzuklären, machen sie erneut Deals mit der Industrie auf Kosten von Menschen und Umwelt", kritisiert die Grünen-Politikerin. Sie forderte zudem eine unabhängige EU-Kontrollbehörde.
+++ 9.51 Uhr: Bericht: "Schweres Versäumnis" von VW im Umgang mit US-Behörden +++
Bei Volkswagen ist es einem Bericht zufolge nach dem Beginn des Abgas-Skandals zu einem schweren Versäumnis im Umgang mit den US-Behörden gekommen. Der Autobauer habe die Behörden "unzureichend über den Einbau der völlig legalen Software AECD" in neuen Dieselfahrzeugen informiert, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf Konzernkreise. Es sei seit Wochen absehbar gewesen, dass dort "Nachholbedarf" bestehe. AECD steht für Auxiliary Emission Control Device und ist eine legale Zusatzeinrichtung zur Emissionskontrolle. Autohersteller sind in den USA verpflichtet, einmal pro Jahr und Marke Informationen über die AECD-Software offenzulegen, da sie theoretisch auch zur Manipulation von Abgaswerten missbraucht werden kann.
+++ 9.30 Uhr: VW-Aktie bricht stark ein +++
Nach Bekanntwerden neuer Unregelmäßigkeiten bei Volkswagen ist die Aktie stark eingebrochen. Der Wert des Wertpapiers sank an der Börse in Frankfurt am Main zum Handelsstart zeitweise um über zehn Prozent. VW hatte am Dienstagabend eingeräumt, dass auch die CO2-Werte bei rund 800.000 Fahrzeugen höher liegen als angegeben.
+++ 8.30 Uhr: Geschäft in USA und Euro-Zone bringt Autozulieferer Norma voran +++
Ungeachtet des VW -Abgasskandals setzt der Auto- und Industriezulieferer Norma auf gute Geschäfte in Westeuropa und den USA. Ein moderater Aufschwung und die gewachsene Industrieproduktion im Euroraum schoben zuletzt den Umsatz in Europa an, wie das Unternehmen aus Maintal bei Frankfurt mitteilt. In den USA profitierten die Hessen vor allem von der Übernahme des Wasserspezialisten NDS. Aus beiden Regionen gebe es weiter positive Signale. Nach einem Anstieg des Gesamtumsatzes um fast 32 Prozent auf 218,3 Millionen Euro und des bereinigten Betriebsgewinns (Ebita) um knapp 35 Prozent auf 39,3 Millionen Euro im dritten Quartal bekräftigte der MDax-Konzern seine Jahresziele.
+++ 2.35 Uhr: Gründe sehen Verkehrsminister am Zug +++
Vor dem Hintergrund der Ausweitung des Abgas-Skandals bei Volkswagen sehen die Grünen auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am Zug. "Angesichts der Dimension des Skandals und dem damit verbundenen Schaden für die gesamte deutsche Automobilbranche reicht es nicht mehr aus, Aufklärung als Show zu simulieren", sagt der Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer der Deutschen Presse-Agentur. Dobrindt müsse klare politische Regeln und Kontrollen durchsetzen, um die Auto-Branche vor sich selbst zu schützen. "Wir brauchen endlich umfassende Transparenz und Tests auf der Straße durch eine unabhängige europäische Behörde."
+++ 1.03 Uhr: Porsche setzt Cayenne-Diesel-Verkauf in USA nach Vorwürfen aus +++
Porsche setzt als Konsequenz aus Vorwürfen der US-Umweltbehörde EPA den Verkauf von Dieselmodellen des Geländewagens Cayenne in Nordamerika aus. Diese Maßnahme geschehe freiwillig und betreffe die Wagen der Modelljahre 2014 bis 2016, erklärt Porsche Nordamerika. Die EPA hatte der Porsche-Mutter VW am Montag vorgeworfen, auch bei 3-Liter-Motoren der Modelljahre 2014 bis 2016 getrickst zu haben. Betroffen seien unter anderem der Porsche Cayenne und Luxuslimousinen der Tochter Audi wie der A8. Volkswagen hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und der Umweltbehörde volle Kooperationsbereitschaft zugesichert.