Opels Kampf gegen die Sünden der Vergangenheit ist in vollem Gange. Den aktuellen Vectra gibt es wieder als Kombi, der kleine Meriva hat mehr Anhänger gefunden als geplant, und mit dem neuen Astra steht schon der nächste Vertreter der Generation Opel in den Startlöchern.
Doppeltes Mützchen
Neu im Team der jungen Rüsselsheimer ist der als Roadster wiedergeborene Opel Tigra, der auf dem Genfer Automobilsalon die Blicke auf sich ziehen soll. Hinzugekommen ist lediglich der Namenszusatz "TwinTop", mit dem sich Opels Kätzchen selbstbewusst in dieselbe Liga einsortiert, in der auch Peugeots 206 CC spielt. "TwinTop" steht für "doppeltes Mützchen" und ist nicht mehr als eines der beliebten Klappdächer, die aus einem Coupé ruckzuck ein Cabrio machen.
Mut zur Lücke
So richtig innovativ ist der kleine Sportler also nicht, aber immerhin nischentauglich. Damit passt der neue Tigra bestens zur Philosophie des obersten Opel-Fahrers Carl-Peter Forster, der mittelfristig 20 Prozent des Produktportfolios mit "aufregenden Nischenmodellen" besetzten möchte.
Mehr Platz
Formal haben die Rüsselsheimer Ingenieure alles getan, um sich vom französischen Platzhirsch abzuheben. Statt winziger Sitze im Fond gibt es mehr Kofferraum (440 Liter), und das Klappdach quetscht sich senkrecht zwischen Kofferraum und Fahrgastzelle. Das spart nicht unbedingt Platz, macht das Gepäckabteil aber alltagstauglich. Selbst bei geöffnetem Dach darf eine Mineralwasserkiste mit auf die Reise (250 Liter Kofferraumvolumen). Zusätzlich gibt es noch ein 70 Liter großes Staufach hinter den Sitzen, das die Sperrgüter des Alltags bewältigen soll.
In der Praxis schrumpfen die Unterscheidungsmerkmale doch arg zusammen. Ob sich das Dach nun senkrecht oder waagerecht in den Kofferraum verzieht, dürfte der Kundschaft herzlich egal sein. Vor allem, da sich der Opel beim Preis nur wenig vom Peugeot 206 CC unterscheiden wird. Auch Opels Dachsystem stammt vom französischen Spezialisten Heuliez.
Sportliche Details
Dass der kleine Tiger auf den Pfoten des Opel Corsa schleicht, sollte seinen Erfolg nicht verhindern. Ähnlich sieht der kleine Sportler seinem biederen Organspender in keiner Weise. Neben dem neuerdings für Opel typischen Knick auf der Motorhaube, dem angespitzten Stoßfänger und dem trapezförmigen Lufteinlass unter dem Kühlergrill haben die Designer ihrem Zweisitzer so manche sportliche Falte ins Blech gebügelt. Zusätzliche Lufteinlässe, dicke Seitenschweller und die zum Heck ansteigende Linienführung kennt man auch von echten Sportwagen. Im Innenraum soll reichlich verteilter Aluminium-Schmuck vom schnöden Großserien-Plastik ablenken
Zwei Motoren
Unter der kurzen Motorhaube schnurren zum Start im Spätsommer 2004 zwei alte Bekannte aus dem Opel-Motorenregal. Einstiegs-Triebwerk ist der Twinport-Benziner aus dem alten Opel Astra, der aus 1,4 Litern Hubraum 90 PS Leistung schöpft. 45 PS mehr stemmt der 1,8-Liter-Motor auf die Vorderräder. Ob auch ein Selbstzünder oder ein Turbo-Benziner dem Tigra Beine machen werden, steht noch in den Sternen.