In Europa sucht Nissan nach wie vor seinen Weg. Die japanische Marke hat es in dem Markenterzett aus Renault, Mitsubishi und Nissan gerade in unseren Breiten alles andere als leicht. Der lässige Sportwagen Nissan Z kommt gar nicht erst nach Europa, der unverändert grandiose GT-R ist mehr als betagt und seine unsichtbaren Modellpflegen sind ungezählt. Der Juke ist bei weitem nicht mehr so cool, wie er einmal war und die Schwestermodelle Qashqai und X-Trail unterscheiden sich kaum. Immerhin greifen die Japaner mit ihrem elektrischen Ariya nunmehr Modelle wie Skoda Enyaq, VW ID4 oder Mercedes GLB an. Was fehlt, ist insbesondere ein gelungener Markenauftritt mit einem Portfolio, das Charakter und passende Modelle hat. Wieso nicht die Offroadlegende Patrol zurück auf den alten Kontinent holen oder die Premiumkunden mit dem Nissan Pathfinder locken? Denn gerade der Pfadfinder sieht nicht nur gut aus, sondern würde mit seinem 3,5 Liter großen V6-Triebwerk auch bei uns Kunden locken, die aktuell nicht im Traum daran denken, sich in einen Nissan-SUV zu setzen.
Bekannte Wege

Mit 5,02 Metern Länge ist er ebenso groß wie selbstbewusst. Doch zugegeben: im Innenraum wirkt der amerikanische Crossver, der in Smyrma im US-Bundesstaat Tennessee produziert wird, noch eine Klasse größer. Die Raumausnutzung ist Dank des 2,90 Meter langen Radstandes im Fond geradezu üppig und auf den beiden bequemen Einzelsitzen fühlen sich selbst groß gewachsenen Personen wohl. Das gilt mehr denn je auch auf längeren Strecken, auch wenn die Fondsitze etwas mehr Kontur und Beinauflage vertragen könnten. Noch üppiger als das Platzangebot ist die Anzahl an Ablagen. In den Türtafeln und Konsolen lassen sich vorne wie hinten selbst größere Gegenstände problemlos unterbringen. Wenn es sein muss, können aus dem Laderaum zwei Notsitze für Kinder herausgeklappt werden. In den USA ein bekannt wichtiges Ausstattungsmerkmal der Crossver – in Europa weitgehend ungenutzt. Für Erwachsene ist es ganz hinten jedoch zu knapp und so sollte man den Bereich besser als variables Ladeabteil mit ebener Ladefläche nutzen. Der Pathfinder fasst hinter seinen elektrischen Kofferraumklappe in Abhängigkeit von der Sitzkonfiguration 470 bis 2.280 Liter. Neben den praktischen Ablagen finden die Insassen überall im Fahrzeug praktische USB-Anschlüsse, damit Smartphones, Tablets, Spielkonsolen und andere Kleingeräte Kindern und Erwachsenen die Fahrt in Wochenende oder Urlaub nennenswert verkürzen können.
Die Bedienung des Oberklasse-SUV ist problemlos, weil nicht nur die Wertigkeit passt, sondern auch die Ergonomie eine gelungene Mischung aus Displays und Knöpfen bietet. Die digitalen Instrumente hinter dem griffigen Lenkrad könnten allerdings etwas übersichtlicher sein. Besser ist die Darstellung auf dem zentralen Bildschirm, der allerdings eine Bildschirmdiagonale von gerade einmal neun Zoll hat. Das ist in der heutigen Zeit bei den zahlreichen Funktionen nicht allzu viel für ein Fahrzeug dieser Klasse. Praktisch sind dagegen nicht nur in engen Parkräumen die Kameras rundum oder der Abstandstempomat, der unterstützend auch die Spur hält. Im Vergleich zu so manchem Wettbewerber sind im Nissan unverändert eine Reihe von Knöpfen für die Bedienung verbaut – das macht den Alltag der Insassen nur leichter und man muss nicht in unübersichtliche Untermenüs wechseln, um die gewünschten Funktionen anzusteuern.
Angetrieben wird der 5,02 Meter lange Nissan Pathfinder von einem etwas blass klingenden Sechszylinder-Sauger mit 208 kW / 284 PS und einem maximalen Drehmoment von 351 Nm, das allerdings erst bei 4.800 U/min anliegt, weil ihm eine Turbotriebwerk fehlt, die den Kraftfluss früher einleiten würde. Immerhin schafft es die Neunstufenautomatik, die Anfahrschwäche bei niedrigen Drehzahlen leicht zu überspielen, doch generell ist der Japaner gerade im mittleren Drehzahlbereich überaus kraftvoll unterwegs, während es bei höheren Drehzahlen trotz der üppigen Leistung etwas dünn wird. Aus dem Stand geht es in gut neun Sekunden auf Tempo 100 und bei 200 km/h ist Schluss. Der in Aussicht gestellte Normverbrauch: 10,6 Liter / 100 Kilometer. Wer auf langen Strecken einfach rollen lässt, kann das beinahe erreichen.
Was den Nissan Pathfinder von seinen europäischen Brüdern unterscheidet, ist nicht allein das Gardemaß oder die Breite von stattlichen 1,98 Meter, sondern für das gesamte Auftreten. Dafür sorgen bullige Schürzen, Unterfahrschutz und Kotflügelverbreiterungen für den 20-Zoll-Radsatz. Der ist beim Topmodell Platinum serienmäßig und den anderen Versionen gegen Aufpreis zu bekommen. Trotz der großen 20-Zöller ist der Pathfinder überaus komfortabel abgestimmt und die Lenkung ist ebenso leichtgängig wie indirekt. Spürbare Nick- und Wankbewegungen zeigen, wo sich der Hauptmarkt des japanischen Amerikaners befindet. Über einen Controller auf dem breiten Mitteltunnel kann man nach Vorbild des Terrain Response System von Range Rover zwischen den verschiedenen Fahr- und Allradmodi hin- und herwechseln.
Jedoch sorgen 18 Zentimeter Bodenfreiheit dafür, dass im unwegsamen Terrain die Grenzen schneller kommen als erwartet. Das ändert auch die Sonderedition des Pathfinder Rock Creek mit seinem Offroadkit und leichten Stollenreifen nicht viel. Die Basisversion des Nissan Pathfinder ohne Allradantrieb startet bei günstigen 33.680 US-Dollar. Empfehlenswert ist die Platinum- Topversion mit standesgemäßem Allradantrieb, die mit 49.870 US-Dollar jedoch überaus fair gepreist ist. Die optionalen Einzelsitze in der zweiten Reihe mit Verstellmöglichkeiten und Sitzheizung kosten gerade einmal 550 Dollar. Und selbst mit Komplettausstattung inklusiv Led-Nebelscheinwerfern, beleuchteten Trittbrettern, Zweifarblackierung und angedeutetem Rammschutz liegt der Pathfinder 3.5 V6 noch immer knapp unter 55.000 Dollar.