In den meisten europäischen Staaten ist die Ladesituation gerade an den großen Verbindungsstraßen mittlerweile so gut, dass man sich keine Sorgen machen muss, sicher ans Ziel zu kommen. Gerade in Nord- und Mitteleuropa gibt es an den Autobahnen ein breit gefächertes Netz von Ladesäulen an Raststätten, Autohöfen, Einkaufszentren und Fast-Food-Restaurants. In Südeuropa sieht das bisweilen etwas anders aus. Gerade wer im Süden Italiens, in Kroatien, Spanien oder Portugal unterwegs ist, sollte sich vorher etwas genauer anschauen, wo sich die Ladesäulen befinden und speziell mit welchen Ladegeschwindigkeiten zu rechnen ist. Denn Ladeparks sind das eine, doch wenn die Schnelllader nur mit 50 Kilowatt laden, kann die Fahrt von Frankfurt nach Neapel oder von München nach Barcelona deutlich länger dauern, als man dies von seiner Verbrennerfahrt kannte.
Vor der großen Tour

Dabei läuft der Ausbau des Ladenetzes entlang der großen Verbindungsstraßen europaweit auf Hochtouren, jedoch mit durchaus unterschiedlicher Schlagzahl. Daher sollte man sich nicht nur die Ladesäulen selbst anschauen, sondern auch einkalkulieren, dass einige Säulen defekt sein können oder sich das versprochene Ladetempo halbieren kann, wenn jede der Ladesäulen belegt ist. So werden aus den versprochenen 300 schnell 150 Kilowatt und wenig beeindruckende 100 Kilowatt können sich auf gerade einmal 50 kW halbieren. Gerade zu Hauptverkehrszeiten kann es an den großen Transitstrecken und den dortigen Ladesteckern schon einmal voll werden, als es der Familie lieb ist. Mit einem kurzen Ladestopp ist es daher mitunter nicht getan, weil mehrere Fahrzeuge auf wenige Ladesäulen treffen. An einem Wochenende kann es daher schon einmal eng werden und das sollte man, gerade wenn man mit Kindern oder Haustieren im Auto unterwegs ist, in die Fahrzeit einkalkulieren. Auch hier gilt das gleiche wie der Stauvermeidung: nachts, in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden ist es leerer als sonst. Das sorgt nicht allein für eine entspanntere Fahrt, sondern auch geringere Temperaturen und weniger Stress – auch beim E-Tanken.
Bevor es mit dem Elektroauto in den Sommerurlaub geht, empfiehlt sich zudem ein Blick auf die Preise an den europäischen Ladesäulen, denn diese unterscheiden sich mitunter ganz beträchtlich. Eines der breitesten Ladenetze in Europa stammt von Ionity. In 24 europäischen Ländern existieren derzeit über 2.500 Hypercharger in 512 Ladeparks. Gerade Italien, Deutschland oder Frankreich sind flächendeckend mit Schnellladern versorgt. Frankreich liegt mit einer Gesamtanzahl von derzeit 128 Ionity-Ladeparks und 672 Ladepunkten ganz vorn in punkto Schnellladeinfrastruktur. Entlang der Sonnenautobahn von Nord nach Süd oder der beliebten Mittelmeerküste von Nizza bis Marseille betreibt Ionity bereits zahlreiche Ladeparks mit bis zu 18 Ladepunkten, viele davon mit Solardächern. Neu und besonders gut an Urlaubsrouten gelegen sind die neuen Ionity-Stationen wie Affi am Gardasee, bei Rom oder weiter Richtung Neapel und weiter bis nach Sizilien. Doch gerade wer ohne einen Volumenvertrag das eigene Elektroauto nachlädt, muss mitunter tief in die Tasche greifen.
In Frankreich kostet eine Kilowattstunde ohne monatliche Gebühren 0,69 Euro; in Belgien sind es gar 0,79 Euro oder in der Schweiz 0,79 Franken. Mit dem Passport-Tarif reduziert sich die Kilowattstunde um zumeist 0,20 Euro / kWh - allerdings nur gegen eine monatliche Mindestgebühr von 11,99 Euro. Günstiger ist dies nach den jüngsten Preissenkungen an den Tesla Superchargern. Immer mehr von ihnen sind auch für Elektroautos von Fremdfabrikaten geöffnet. Die Preise variieren anders als bei den meisten anderen Anbietern je nach Uhrzeit und besonders günstig ist es auch hier nur mit dem Supercharger-Tarif, der monatlich 12,99 Euro kostet. Dann kann mitunter jedoch schon für 0,37 Euro pro kWh nachgetankt werden. Ohne das Volumenvertrag sind es 0,50 oder 0,57 Euro pro Einheit. Vorteil: die Tesla Supercharger sind zumeist in größeren Ladeparks und somit kann es lohnen, sich auch als Fremdmarke die Tesla-App herunterzuladen. Das erspart Wartezeiten und ist oftmals günstiger als bei Ionity oder einem Anbieter wie EnbW.
Die Schwaben von EnBW wollen für eine Kilowattstunde im Standardtarif je nach Ladetempo zwischen 0,45 und 0,79 Euro. Wer mit der weit verbreiteten E-Charge-Karte des ADAC unterwegs ist bezahlt je nach Ladeanbietet zwischen 0,51 und 0,79 Euro pro Kilowattstunde. Bei dem niederländischen Ladenetzbetreiber Fastned kostet die Kilowattstunde an einem Hypercharger europaweit zwischen 0,59 und 0,69 Euro. 30 Prozent Rabatt auf den Ladepreis gibt es an den Ladesäulen im sogenannten Gold-Member-Tarif, der 11,99 Euro pro Monat kostet. Als einer wenigen Anbieter kann man den Ladesäulen von Aral Pulse einfach per Kreditkarte bezahlen. Günstig ist das für 0,79 Euro pro Kilowattstunde jedoch nicht.